30.01.2025, 10:45
"Nicht geschafft den Knockout zu setzen"
Die deutschen Handballer scheitern im WM-Viertelfinale an Portugal. Torwart Andreas Wolff sieht einige Defizite, die aufgearbeitet werden müssen.
Andreas Wolff ließ seinen Emotionen nach dem bitteren WM-Aus der deutschen Handballer gegen Portugal freien Lauf. Seine Teamkollegen wollte der überragende Torwart der DHB-Auswahl öffentlich aber nicht an den Pranger stellen. "Ich bin frustriert und verärgert, aber ich gebe ihnen nicht die Schuld. Es tut weh, so auszuscheiden. Ich werde jetzt aber nicht über mein Team herziehen", sagte der 33-Jährige nach dem dramatischen 30:31 nach Verlängerung im Duell mit den Südeuropäern.
Zugleich forderte Wolff eine interne Aufarbeitung des vorzeitigen Scheiterns bei der Endrunde in Dänemark, Kroatien und Norwegen, durch das die erste WM-Medaille seit dem Gold-Triumph vor 18 Jahren verpasst wurde. "Wir müssen einiges aufarbeiten. Ich habe meine Gedanken dazu, warum es nicht gereicht hat. Aber die werde ich öffentlich nicht teilen", sagte der Schlussmann vom deutschen Rekordmeister THW Kiel.
Fokussiert auf seine eigene Leistung war Wolff. Davon hatten sich auch die Portugiesen häufig genug überzeugen dürfen. Nach der allerletzten Aktion in der Verlängerung, mit der Martim Costa den packenden Krimi entschied, explodierte der Vulkan. Wolff schrie seine Wut raus, attackierte offensichtlich auch die Mitspieler verbal. Den Award als "Man of the Match" feuerte er kurz darauf frustriert in Richtung Bank.
Mit 21 Paraden war Wolff der überragende Mann beim Handball-Krimi in Oslo. Die Auszeichnung als bester Spieler der Partie ließ ihn jedoch kalt. "Es ist schön, Lob zu bekommen. Aber primär bin ich frustriert, dass wir nicht ins Halbfinale gekommen sind", sagte der Europameister von 2016 und fügte hinzu: "Ich werde mich nicht hinstellen und sagen, ich bin stolz darauf, wie gut ich gespielt habe. Das ist komplett irrelevant, wenn man nicht weiterkommt."
Umso mehr trauerte Wolff dem verpassten Halbfinale nach. "Wir haben es leider nicht wie bei Olympia geschafft, in der entscheidenden Phase den Knockout zu setzen", sagte der Routinier.
Er selbst werde an dem Aus ein wenig zu knabbern haben. "Ich weiß nicht, wie lange das bei mir nachwirkt. Das sind Sachen, die verarbeitet man während der Nacht, auf der Rückreise und in der Zeit bis zum Re-Start der Bundesliga", sagte Wolff.
Spätestens dann werde der Fokus aber wieder komplett auf seinem Verein liegen. Mit dem THW Kiel besitzt der Routinier noch drei Titelchancen. In der EHF European League muss man sich in der Hauptrunde neben der MT Melsungen und Vojvodina Novi Sad auch mit dem FC Porto mit zahlreichen portugiesischen Nationalspielern um den Einzug ins Viertelfinale streiten.
Beim REWE Final4 um den DHB-Pokal kämpft man am 12. April gegen die Rhein-Neckar Löwen um den Einzug ins Endspiel, wo dann womöglich erneut die MT Melsungen wartet. Die Nordhessen haben mit dem Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten den klaren Außenseiter zugelost bekommen.
In der Bundesliga sind die Zebras punktgleich mit den Füchsen Berlin und der TSV Hannover-Burgdorf (je 26:8) ärgster Verfolger der MT Melsungen (30:4). Die zweite Saisonhälfte in der HBL beginnt aber gleich am 8. Februar mit einem Top-Duell zuhause gegen den SC Magdeburg.
Wolffs nächste Chance auf seine erste WM-Medaille jedenfalls ist dahin. EM-Gold und Olympia-Silber hatte er schon um den Hals. Den nächsten Anlauf müsste der Stammkeeper des THW Kiel im Januar 2027 erneut vor eigenem Publikum starten. Dann steigt die nächste Heim-WM.
chs, DPA