31.05.2024, 12:00
Der Welthandballer des alten Jahrhundert adelt Legende:
Heute tritt Nikola Karabatic von der Bühne des Vereinshandballs ab. 20.000 Menschen werden den Weltstar beim letzten Auftritt - in dem es noch um die Meisterschaft geht - bejubeln. Geadelt wurde Karabatic indes vom Welthandballer des letzten Jahrhunderts: Magnus Wislander.
Mehr große Titel als Nikola Karabatic hat niemand gewonnen. Er ist gleich drei Mal Olympiasieger geworden, wurde vier Mal Welt- und vier Mal Europameister. Er gewann mit drei unterschiedlichen Klubs die EHF Champions League, wurde sowohl in Frankreich als auch in Deutschland sowie in Spanien mehrfach nationaler Meister - Nikola Karabatic, der dreimalige Welthandballer des Jahres und Ritter der Ehrenlegion, ist der personifizierte Erfolg.
Mit sechs Jahren war der Handball zunächst ein Hobby, irgendwann mit neun Jahren sah Karabatic zum ersten Mal die Nationalmannschaft im Fernsehen. "Von da an wusste ich, dass ich Profi werden möchte", sagte der heute 40-Jährige gegenüber unserem Magazin "Bock auf Handball" auch heute noch mit leuchtenden Augen. Es stellte sich damals schnell heraus, dass er schon mit zehn Jahren besser war als seine vier oder fünf Jahre älteren Mitspieler. Von da an wusste er, dass er auch mit 18 Jahren besser sein würde als die meisten anderen. "Das war damals meine Logik", lacht er. "Und mein Ziel. Ich wollte sowieso schlicht der Beste sein."
Heute Abend um 20:45 Uhr bestreitet der französische Handball-Superstar nun sein letztes großes Pflichtspiel im Vereinsdress. Mit einem Sieg über seinen Ex-Klub Pays d'Aix UC will Karabatic seiner stattlichen Titelsammlung heute eine weitere Meisterschaft hinzufügen. Zu Ehren Karabatics ist die Partie extra in die Accor Arena im Stadtteil Bercy verlegt worden.
Die Arena in Bercy fasst 20.000 Zuschauer, unter anderem finden dort das Tennis-Masters und im Sommer die Turnwettbewerbe und Basketballspiele der Olympischen Spiele statt. Eigentlich tragen die Handballer von Paris Saint-Germain ihre Heimspiele in der Mehrzweckhalle Stade Pierre de Coubertin aus. "Dieses große Ereignis ist eine Gelegenheit, Nikola Karabatic Tribut zu zollen", sagt PSG-Manager Thierry Omeyer und kündigt an: "Es wird eine würdige Hommage an die Legende sein, zu der Nikola im Laufe seiner Karriere geworden ist."
Das "grande finale" seiner Karriere steht aber noch aus. Bei den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August) ausgerechnet in Paris zählen Karabatic & Co. als Gastgeber und amtierende Europameister zu den ganz heißen Medaillenanwärtern. "Eine solche Karriere mit einer olympische Goldmedaille zu beenden und das auch noch zu Hause in Paris, das wäre natürlich wie im Märchen", sagt Magnus Wislander gegenüber handball-world.
Wislander ist der amtierende Welthandballer des Jahrhunderts und prägte mit der schwedischen Nationalmannschaft und dem THW Kiel in den 1990er-Jahren die Handballwelt. Gegen Ende seiner Karriere spielte der Schwede selbst noch gegen den jungen Karabatic, der bereits als 18-Jähriger ausgerechnet in Wislanders Geburtsstadt Göteborg beim Statoil World Cup sein Debüt in der französischen Nationalmannschaft gab.
"Nikola ist der herausragende Handballer der Gegenwart", adelt ihn Wislander gegenüber handball-world. "Auch wenn wir erst am Anfang stehen - Nikola könnte der Welthandballer des neuen Jahrhunderts werden." Niemand anderes sei bislang so gleichermaßen gut in Abwehr und Angriff gewesen wie er. "Nikola hat ein riesiges Handballherz und eine unglaubliche Kampfmoral - ein überragender Typ. Es war für mich immer ein Genuss, ihn Handball spielen zu sehen."
Eines aber ergänzt Wislander dann doch noch mit einem schelmischen Grinsen: "Olympisches Silber für Frankreich wäre auch in Ordnung. Ich finde, jetzt ist die schwedische Mannschaft mal dran und gönne ihre eine Goldmedaille von Herzen, das muss ich ehrlich sagen. Nach vier mal Silber wäre es eigentlich mal an der Zeit für das erste Gold..."
Sascha Klahn