11.01.2024, 15:08
Im Video:
Mit dem Eröffnungsspiel der Handball-EM gegen die Schweiz am 10. Januar hat der DHB in Düsseldorf in einem Fußball-Stadion einen neuen Zuschauer-Weltrekord im Hallenhandball aufgestellt. Warum die Merkur Spiel-Arena sich dafür ideal geeignet hat, beschreibt General Managerin Laura Becker im kicker-Video eindrucksvoll.
53.586 Fans sahen den 27:14-Kantersieg des DHB-Teams gegen die Schweiz zum Auftakt der Handball-EM 2024 im Düsseldorfer Fußball-Stadion. Bereits vor dem Jahreswechsel wurde dafür der Rasen aus der Arena entfernt. "Dies ist bei Konzerten oder anderen Events ein normaler Vorgang für uns", erklärte Bastian Becker, Director Sports/übergeordnete Projektleitung Men’s EHF EURO 2024 Düsseldorf.
Rund um das Handball-Spielfeld wurden zusätzliche Tribünen mit einem Fassungsvermögen von rund 9.000 Plätzen aufgebaut. Dafür wurden die ersten Ränge im Unterrang gesperrt, so dass es keine Sichtbehinderung gibt. "Letztlich hebt sich die Kapazität der neuen Tribünen mit den Sperrungen der Plätze im Unterrang auf", so Becker weiter.
Die beiden bisherigen Anzeigentafeln hinter den Toren wurden um jeweils eine weitere kleinere Anzeigentafel ergänzt, zudem wurden noch einmal große Leinwände auf beiden Seiten installiert. Alle Anzeigetafeln hatten zusammen eine Fläche von 500 Quadratmetern.
Der DHB hatte bereits für die Heim-WM 2019 die Austragung einer Partie in Düsseldorfer Stadion angepeilt, die Umsetzung erfolgte nun erst bei der EM. Hinter dem Umbau steckte ein logistisches Mammutprojekt, seit dem Januar wurden unter anderem 25 Kilometer Kabel verlegt sowie zwei 450 Quadratmeter LED-Leinwände montiert. Bis zu 400 Mitarbeiter waren am Umbau beteiligt.
Die Idee, Handball-Spiele in Fußball-Stadien auszutragen, ist nicht neu. Auch bei der WM 2023 sowie bei der EM 2020 waren in Stockholm Partien in der Tele2-Arena ausgetragen worden. Bei der WM 2017 spielte Gastgeber Frankreich in Lille ebenfalls in einer großen Arena. Doch nie vor so vielen Menschen wie nun bei der EM 2024 in Düsseldorf.
Leuchtturmprojekte wie dieses sind für EHF-Präsident Michael Wiederer ein wichtiger Baustein in der Entwicklung des Handballs. "Wir versuchen, die Highlights zu setzen", betonte der Funktionär. "Ich würde es im ersten Anlauf nicht bei einem Finale sehen, aber im ersten Turnierspiel ist noch nicht so viel Druck drin. Dennoch sind solche Leuchtturmprojekte genau das, was wir wollen. Ob so etwas eine Dauereinrichtung wird, kann ich nicht sagen."
"Das ist eine Chance, die Sportart noch bekannter zu machen als sie ohnehin schon ist", sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann: "Wir erhoffen uns noch mehr Resonanz für die Sportart und wollen das positive Image in die Bevölkerung tragen."
Der bisherige Zuschauer-Rekord im Hallenhandball wurde damit weit übertroffen. Er wurde ebenfalls in einem deutschen Fußballstadion aufgestellt: 44.189 Fans verfolgten am 6. September 2014 die Bundesligapartie der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg beim "Tag des Handballs" in Frankfurt.
Die vorherige Bestmarke für Deutschland stammte aus dem Jahr 2004, als 30.925 Besucher das Bundesligaspiel des TBV Lemgo gegen den THW Kiel in der Arena auf Schalke sahen. Zwischenzeitlich lag der Rekordwert in Dänemark, wo in Kopenhagen 2011 ein Meisterschaftsfinale zwischen Kopenhagen und Bjerringbro vor 36.651 Zuschauer ausgetragen wurde.
Der Rekord bezieht sich allerdings nur auf den Hallenhandball, denn beim Feldhandball wurden auf dem Großfeld in Fußballstadien regelmäßig solche Größenordnungen erreicht - sowohl bei Länderspielen wie auch bei Duellen um die Deutsche Meisterschaft. An Werte wie die 93.000 Zuschauer beim Ländervergleich zwischen BRD und DDR im Jahr 1959 oder die über 100.000 beim Olympia-Finale 1936 in Berlin wird der Hallenhandball aber wohl nie heranreichen.
Olympia sorgte übrigens auch seit 1996 für einen beeindruckenden Zuschauer-Weltrekord, das Finale der Männer zwischen Kroatien und Spanien verfolgten im Georgia Dome von Atlanta laut der IHF 35.000 Zuschauer. Ein Wert, der dann erst in Kopenhagen, dann in Frankfurt und nun in Düsseldorf übertroffen wurde.
Auch andere Hallen-Sportarten haben bereits vor größeren Kulissen gespielt. In den USA verfolgten 2010 offiziell 108.713 Basketball-Fans das Allstar-Game der NBA im Football-Hallenstadion von Dallas. Die Volleyball-WM 2014 in Polen diente unterdessen als Vorbild für den Deutschen Handballbund (DHB). Damals sahen im Nationalstadion in Danzig 62.000 Zuschauer das Eröffnungsspiel zwischen den polnischen Gastgebern und Serbien.
SID, red