07.02.2025, 06:30
Frauensport im Aufwind
Großevents in Deutschland wie die Frauen-WM 2025 im Handball und die EuroBasket 2025 im Basketball stärken den Frauensport und fördern neue Talente. Anja Althaus und Svenja Bruckhorst setzen auf Zusammenarbeit statt Konkurrenz zwischen den Sportarten, um den Frauenbereich weiterzuentwickeln.
Großveranstaltungen im Sport sind in Deutschland längst nicht mehr nur eine Bühne für herausragende athletische Leistungen, sondern auch ein Schaufenster - Heimturniere lenken den Fokus auf die jeweilige Sportart - und so auch eine Gelegenheit, den Frauenbereich in den jeweiligen Sportarten zu fördern und zu stärken.
Dies gilt insbesondere auch für Handball und Basketball, bei denen die Verbände verstärkt auf die Weiterentwicklung und Sichtbarkeit des Frauenbereichs in ihrer Sportart setzen und dort noch entsprechendes Wachstumspotenzial sehen. Dies betonten Vertreter der Sportarten auch in einer Gesprächsrunde auf der SPOBIS Conference in Hamburg.
Im Basketball werden die Frauen-Weltmeisterschaft 2026 und die EuroBasket 2025 der Frauen als Meilensteine angesehen, die nicht nur sportliche Erfolge bringen, sondern auch eine breitere Basis für den Frauenbasketball in Deutschland schaffen sollen.
Der Frauenhandball geht ähnliche Wege: Im Jahr 2025 wird Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden die Handball-WM der Frauen ausrichten, und 2032 folgt eine Frauen-EM, die zusammen mit Dänemark und Polen ausgetragen wird.
Anja Althaus, ehemalige Handball-Nationalspielerin und Teammanagerin der Frauen-Nationalmannschaft, unterstreicht die Bedeutung solcher Events, insbesondere für die Handballszene. "Für mich ist der wichtigste Punkt, die Euphorie zu spüren, wenn Leute in die Halle kommen und sagen, sie können es kaum erwarten, wenn das nächste Länderspiel ist", betont sie im Rahmen einer Diskussionsrunde bei der SPOBIS Conference in Hamburg.
Diese Begeisterung in der Halle, so Althaus, sei ein Indikator für den Erfolg solcher Veranstaltungen. Ihr Ziel sei es, diese Euphorie weiter zu entfachen, um den Handballsport nachhaltig zu fördern. Sie spricht von der Hoffnung, "noch mehr Fokus" auf den Frauen-Handballsport zu legen. "Ich möchte, dass wir wieder dahinkommen, dass wir stolz auf unsere Nationalmannschaft, dass wir stolz auf unsere Spielerinnen sind", sagt Anja Althaus.
Das sei nicht nur eine Frage des Erfolgs, sondern auch der Infrastruktur: "Wir brauchen einfach viel, viel mehr Hallen", so Althaus weiter, da es auch an der Kapazität der Sportstätten mangele, um das wachsende Interesse zu bedienen. Die Ex-Nationalspielerin spielte mehrere Jahre im Ausland und sammelte dort auch Eindrücke außerhalb Deutschlands.
Ein zentrales Thema in diesem Zusammenhang sei zudem die Frage nach dem sportlichen Erfolg als Voraussetzung für diese positive Entwicklung. Anja Althaus verdeutlicht: "Sportlicher Erfolg wird immer helfen. Er hilft den Spieler:innen, dem Selbstvertrauen, es wird helfen mit Blick auf den wirtschaftlichen Part."
Im Bereich Basketball ist der Blick ebenfalls auf große Events gerichtet. Svenja Brunckhorst, Olympiasiegerin und Managerin für Mädchen- und Frauenbasketball, beschreibt, wie die EuroBasket und die bevorstehende WM in Deutschland genutzt werden sollen, um Mädchen und junge Talente für den Sport zu begeistern: "Wir haben jetzt die goldene Generation, das ist der perfekte Zeitpunkt für die beiden Turniere", erklärt sie.
Besonders betont Brunckhorst dabei die Notwendigkeit, ein attraktives Rahmenprogramm zu schaffen, um junge Mädchen zu motivieren, Basketball auszuprobieren. Brunckhorst sieht in diesen Events eine "Riesenmöglichkeit", die Sichtbarkeit des Frauenbasketballs zu erhöhen und junge Talente zu gewinnen. "Für mich werden diese Turniere zu einem Erfolg, wenn junge Mädchen endlich die sichtbaren Talente und Vorbilder, auch greifbar, endlich mal in Deutschland haben", so die Olympiasiegerin im 3x3-Basketball.
Ingo Weiß, Präsident des Deutschen Basketballbundes (DBB), hebt hervor, wie wichtig die jüngsten Erfolge der Männer- und Frauenteams für die gesamte Sportart sind. Besonders der WM-Titel der Männer im Jahr 2023 und der sensationelle Erfolg der deutschen Basketballerinnen bei den Olympischen Spielen haben einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung des Sports. "Diese Evens haben den Frauenbasketball bei uns definitiv noch mehr gepusht", erklärt Weiß.
Die Frage, ob Handball und Basketball im Bereich der Mitgliedergewinnung im Frauensport miteinander konkurrieren oder vielmehr zusammenarbeiten sollten, wird sowohl von Althaus als auch von Brunckhorst klar beantwortet: Es geht um Kooperation statt Konkurrenz.
Anja Althaus sieht die Wettbewerbsaspekte zwar, betont jedoch, dass gegenseitige Unterstützung viel fruchtbarer wäre als Konkurrenz. "Klar, es gibt eine gewisse Konkurrenz, aber ich finde, man kann und sollte sich gegenseitig helfen. Ich würde sogar sagen, dass wir viel mehr zusammen machen müssen, um stärker zu sein", fügt sie hinzu.
Für Althaus ist es entscheidend, dass Frauen im Sport stärker zusammenhalten und gemeinsam an einem Strang ziehen. Sie hebt hervor, dass jede Sportart für sich eine eigene Faszination und Einzigartigkeit besitzt: "Wir haben wirklich großartige Sportarten, jede für sich einzigartig und faszinierend." Für sie ist klar, dass durch mehr Zusammenhalt und Kooperation der Frauen im Sport mehr erreicht werden kann.
lmk