28.03.2024, 16:32
Sportlicher Leiter der HSG warnt
21 Zähler hat die HSG Wetzlar auf dem Konto. Acht Punkte Vorsprung sind es auf den ersten Abstiegsplatz der Handball-Bundesliga. Doch der Sportliche Leiter der Mittelhessen, Jasmin Camdzic, warnt in einem Interview mit dem vereinseigenen Pressedienst.
Jasko, das letzte Viertel der Saison bricht an. Wie beurteilst du die bisherigen Leistungen der Mannschaft?
Jasmin Camdzic: Nach einem schwierigen Saisonstart hatten wir das bis Weihnachten sehr gut gemacht. Da hat die Leistungskurve insgesamt nach oben gezeigt. Schritt für Schritt war eine Entwicklung zu sehen. Da hat sich die gesamte Mannschaft sehr gut präsentiert. Gerade im Dezember haben wir dann gesehen, was möglich ist, wenn wir alle zusammen alles dafür tun, um erfolgreich zu sein. Die 17 Punkte bis zur EM-Pause waren die Belohnung für diese gute Arbeit.
Mit dem was nach der EM-Pause passiert ist, bist du aber sicherlich nicht zufrieden…
Jasmin Camdzic: Das stimmt. Damit bin ich nicht zufrieden. Wir müssen festhalten: Wir haben 21 Zähler insgesamt und acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Das scheint vielleicht komfortabel. Ich sage aber: Wir befinden uns noch im Abstiegskampf!
Eisenach hat nicht nur am vergangenen Wochenende in Leipzig gezeigt, dass sie absolut das Zeug haben, in der Schlussphase der Saison noch reichlich zu punkten. Der Bergische HC besitzt so viel Qualität, dass es immer möglich ist, dass die Mannschaft plötzlich zündet und Siege einfährt.
Warum kommt die Mannschaft derzeit nicht konstant an das Leistungsvermögen heran, das sie in dieser Saison schon gezeigt hat?
Jasmin Camdzic: Die individuelle Leistung muss wieder deutlich besser werden. Ich nehme in dieser Hinsicht zwei Spieler heraus. Das sind Till Klimpke und Domen Novak. Beide spielen sehr konstant und sind von ihrer Einstellung, ihrem Engagement im Training, aber auch ihrer Vorbereitung auf die Partien absolut vorbildlich.
Wir haben im Moment für unsere Verhältnisse zu viele Leistungsträger, die nicht konstant die Leistung bringen, die wir von ihnen erwarten können. Da sind zu viele Schwankungen in den Auftritten. Mal ist es überragend, dann ist es wieder sehr schwach.
An wen denkst du konkret?
Jasmin Camdzic: Beispielsweise an Stefan Cavor. Ich hatte Anfang der Saison viel Verständnis für ihn, weil er aus einer schweren Verletzung gekommen ist. Da hat er vor dem Hintergrund der langen Ausfallzeit schnell Fuß gefasst. Aber jetzt müssen die nächsten Schritte passieren. Ich erwarte von ihm, dass er alles notwendige dafür tut, konstant auf das Leistungsniveau zu kommen, das wir von ihm kennen und brauchen. Vor allem, weil er auch noch zwei Jahre Vertrag hat. Genauso erwarte ich von Leistungsträgern, die uns im Sommer verlassen, dass sie sich ordentlich und vor allem erfolgreich von unserem Publikum verabschieden.
Wir haben die zweitwenigsten Tore der gesamten Handball-Bundesliga erzielt. Wie erklärst du dir das?
Jasmin Camdzic: Grundsätzlich bringen alle unsere Spieler eine gute Einstellung mit. Aber was mir leider oft fehlt, ist die Geilheit, unbedingt das Tor erzielen zu wollen. Das sind die letzten Prozent, die wir aus uns herausholen müssen. Die sind so wichtig und entscheiden in dieser ausgeglichenen Liga über Erfolg und Misserfolg. Wir müssen jetzt wieder alle bereit sein, alles zu tun, um in den letzten acht Spielen über 60 Minuten in allen Bereichen alles zu geben.
Am Sonntag geht es zu den Füchsen Berlin, dann kommen die Rhein-Neckar Löwen. Was erwartest du von diesen Spielen?
Jasmin Camdzic: In Berlin wird es natürlich sehr schwierig für uns. Aber ich glaube daran, dass wir als Team überzeugen können, wenn wir die Dinge umsetzen, die ich eben angesprochen habe. Unsere Mannschaft hat nach schwachen Spielen bislang immer eine positive Reaktion gezeigt. Ob das dann in Berlin reicht, um erfolgreich zu sein, hängt natürlich auch von den Füchsen ab, die nun mal nicht ohne Grund voll im Titelkampf sind.
Die Rhein-Neckar Löwen haben momentan nicht ihre beste Phase. Aber wir tun gut daran, in diesem Spiel nur auf uns zu schauen. Wir müssen bereit sein, individuell und als Team über 60 Minuten unsere beste Leistung abzurufen - und zwar alle! Gelingt uns das, dann haben wir eine Chance. Schaffen wir das nicht, wie zuletzt gegen Hamburg, haben die Löwen eine so hohe individuelle Qualität, dass sie sich trotz aller Probleme, die sie derzeit vielleicht haben, durchsetzen würden.
In der Personalplanung für die neue Saison seid ihr schon sehr weit. Im Grunde fehlt noch ein Spieler für den linken Rückraum. Wann können wir hier mit einem Vollzug rechnen?
Jasmin Camdzic: Wir sind schon viele kleine Schritte in der Kaderplanung vorangekommen und haben gute und für uns passende Spieler geholt. Jetzt fehlt uns nur noch das letzte Puzzleteilchen. Wir haben einen Wunschkandidaten für den linken Rückraum, was ja bekannt ist und mit ihm auch gute Gespräche geführt. Wir sind aber nicht die einzige Partei, die bei diesem Wechsel mitspricht. Von daher gibt es noch nichts zu vermelden.
red