14.01.2024, 15:16
Der Junioren-Weltmeister zwischen den Pfosten:
David Späth (21) ist bei der Handball-EM die Nummer Zwei im deutschen Tor. Mit der deutschen Nationalmannschaft kehrt der Keeper an den Ort seines größten Triumphs zurück: In Berlin feierte Späth im vergangenen Sommer den Gewinn der U21-Weltmeisterschaft.
Vor einem halben Jahr feierte David Späth in der Max-Schmeling-Halle in Berlin seinen bislang größten Erfolg: Der Torwart der Rhein-Neckar Löwen gewann mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft.
Nun steht der 21-Jährige erneut im Nationaltrikot in Berlin zwischen den Pfosten: Sechs Kilometer südöstlich von der Max-Schmeling-Halle, in der Mercedes-Benz-Arena, geht es bei der Heim-Europameisterschaft mit der deutschen Männer-Nationalmannschaft um den Einzug in die Hauptrunde.
"Ich freue mich sehr darauf, nach Berlin zurückzukommen", erklärte Späth bei einer Pressekonferenz am Freitag. "Ich durfte einen meiner größten Erfolge hier feiern - und das möchte ich gerne mit weiteren erfolgreichen Spielen wiederholen."
In der Vorrunde warten Nordmazedonien (Sonntag, 20:30 Uhr) und Frankreich (Dienstag, 20:30 Uhr) auf die deutsche Auswahl. "Wir dürfen Nordmazedonien auf keinen Fall unterschätzen, sie haben eine super Mannschaft", warnte Späth. Mit einem Sieg wäre der Einzug in die Hauptrunde sicher, ein Punktverlust würde den Druck vor dem Vorrundenfinale gegen Rekordweltmeister Frankreich erhöhen.
Bei der Heim-Europameisterschaft bildet Späth gemeinsam mit Andreas Wolff, Europameister von 2016, ein Gespann zwischen den Pfosten. Bundestrainer Alfred Gislason gab dem 21-Jährigen den Vorzug vor Silvio Heinevetter (TVB Stuttgart), Daniel Rebmann (VfL Gummersbach) und seinem Vereinskollegen Joel Birlehm (Rhein-Neckar Löwen).
Das Trainerteam glaubt an die Qualität von Späth. "David ist nicht hier, weil er jung und ein Talent ist, sondern weil er ein guter Torwart ist", betonte Torwarttrainer Mattias Andersson am Freitag. "Er hat eine sehr gute Entwicklung gemacht und ist schon sehr weit - sonst wäre er nicht dabei."
Für den jungen Torwart ist es eine "unfassbare Ehre", dass er nominiert wurde. "Ich bin jeden Tag dankbar dafür und ich bin dankbar für jede Spielminute", unterstrich der 21-Jährige. Beim Eröffnungsspiel gegen die Schweiz löste Späth den überragenden Wolff in der Schlussphase ab und feierte sein EM-Debüt. "Das war ein mega Erlebnis, Gänsehaut pur", schwärmte Späth und sprach von einem "super Start in das Turnier".
Der 21-Jährige schätzt die Zusammenarbeit mit Stammkeeper Wolff. "Andi ist ein Weltklasse-Torhüter, von dem ich viel lernen kann", hielt er fest "Sein Stellungsspiel, seine Ruhe, sein Auftreten, seine Präsenz im Tor.“ Er lerne "jeden Tag mehr dazu und ich freue mich auf die weiteren Wochen".
Gerade in Punkto Erfahrung habe Wolff ihm viel voraus. "Ich bin der Jugendliche, der schnell alles zeigen will. Ich merke, dass ich dadurch zu unruhig werde", zeigte sich Späth selbstkritisch.“ Andi strahlt Ruhe aus und Sicherheit für die Abwehr. Da kann ich mir wirklich viel abschauen.“
In der Vorbereitung auf die Spiele tauschen sich Wolff und Späth eng mit Torwarttrainer Andersson aus. "Sie bekommen einen Stick mit den Würfen und dann sprechen wir zu dritt, was sie gesehen haben und was sie mitnehmen", gab Andersson am Freitag einen Einblick. "Andi kennt Spieler aus der Champions League, David aus der European League. Und ich gucke dann, was ich ergänzen kann."
Späth bereitet sich mit dem Videomaterial von Andersson akribisch vor. "Ich schreibe mir die Wurfbilder auf und notiere mir mit Farben, was zum Beispiel der Durchbruch war oder der Wurf aus dem Rückraum. Natürlich ist das keine Garantie, aber es ist gut, wenn man es im Hinterkopf hat", sagte der 21-Jährige.
Das Wissen gebe ihm Sicherheit, erklärte Späth, allerdings "versuche ich auch, nicht allzu viel zu machen, um im Spiel nicht zu versteift zu sein." Schließlich seien seine Gegenspieler keine Roboter, die immer in dieselbe Ecke werfen würden. Die Zusammenarbeit mit Wolff und Andersson genießt er indes: "Es macht mega spaß in dem Trio."
Für Späth ist die Nominierung für die Heim-Europameisterschaft die vorläufige Krönung einer Karriere, die trotz seiner jungen Jahre schon Höhen und Tiefen hatten:
Späth begann als Sechsjähriger in seiner Heimatstadt bei der TSG Kaiserslautern mit dem Handball. Über den TV 03 Ramstein kam er zum TuS 04 Kaiserlautern-Dansenberg. Im Alter von 16 Jahren wechselte der Keeper in den Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen. Ein Jahr später feierte er mit der A-Jugend die Deutsche Vizemeisterschaft 2019 und gewann mit der deutschen U19-Nationalmannschaft die Goldmedaille bei der Jugend-Europameisterschaft.
Nachdem in der Saison 2020/2021 Verletzungssorgen im Bundesliga-Kader der Rhein-Neckar Löwen auftraten, sprang Späth ein. In insgesamt 26 Bundesliga-Spielen kam der Torhüter in dieser Saison zum Einsatz und gab auch international sein Debüt in der EHF European League 2020/21, in der er mit dem Team am Ende den 3. Platz belegte.
Ende März 2021 unterschrieb Späth seinen ersten Profi-Vertrag bei den Löwen, welcher Anfang November 2021 nochmal bis 2024 verlängert wurde. Kurz danach, im Drittliga-Spiel im November 2021 kollidierte Späth bei einer Parade unglücklich mit dem Torpfosten und zog sich dabei einen Kreuzbandriss zu.
In der Saison 2022/23 kämpfte er sich nach der Verletzung wieder zurück - und wie. Das Highlight in dieser Spielzeit: Im Finale um den DHB-Pokal 2023 sicherte er den Rhein-Neckar Löwen mit drei parierten Siebenmetern den begehrten Pokal. "Ich habe von so einem Spiel geträumt, gerade während des Kreuzbandrisses", verriet er. "Ich kann es gar nicht beschreiben, was das für Gefühle sind." Mit dem Gewinn der U21-Weltmeisterschaft 2023 folgte im Sommer der nächste Titel.
Nun steht Späth gemeinsam mit den anderen drei U21-Weltmeistern Justus Fischer, Renars Uscins und Nils Lichtlein bei der Heim-Europameisterschaft auf dem Parkett. "Die anderen Jungs geben uns nicht das Gefühl, nur die "Jungen" zu sein, sondern wir sind ein Teil des Teams", betonte Späth.
Der Hype sei aktuell jedoch nochmal "eine Hausnummer größer" als beim Juniorenteam. "Der Hype beflügelt uns", betont Späth. "Jeder, der auf die Platte kommt, ist heiß." Er hat noch viel vor: "Wenn wir genauso spielen, wie wir es bisher machen, und uns voll auf uns konzentrieren, kann uns diese Euphorie tragen und dann können wir weit, weit kommen."
Im Steckbrief: David Späth
Position: Torwart
Verein: Rhein-Neckar Löwen (Vertrag bis 2027)
Geburtstag: 29. April 2002
Größe: 1,97 m
Gewicht: 95 kg
Erfolge:
Deutscher Vizemeister der A-Jugend 2019
Junioren-Europameister 2019
All-Star-Team der Junioren-EM 2019
Deutscher Pokalsieger 2023
Junioren-Weltmeister 2023
All-Star-Team der Junioren-WM 2023
Funfact:
Die Cousine von David Späth ist Stefanie Giesinger, die 2014 die neunte Staffel der Castingshow "Germany‘s Next Topmodel" gewann.
jun mit Material dpa/sid