29.12.2024, 14:16
Drei Top 10-Keeper nicht dabei
Die Hinrunde in der Handball Bundesliga ist vorüber - und die WM naht. Grund genug, einen Blick auf die besten Torhüter und deren Form zu werfen. Schon die Nummer drei nach HPI ist nicht dabei.
Bald schon strömen zahlreiche Spieler aus der Bundesliga auf die Weltbühne, wenn am 14. Januar die WM in Kroatien, Dänemark und Norwegen beginnt. Auch auf der Torwartposition stammen viele Akteure mit Weltniveau aus der deutschen Beletage. Dabei fahren schon aus der Top zehn - sortiert nach Handball Performance Index (HPI) - mindestens drei Torwarte nicht mit zur Weltmeisterschaft.
Sicher nicht dabei sind Dejan Milosavljev und Nebojsa Simic, da deren Nationalmannschaften aus Serbien beziehungsweise Montenengro die Qualifikation für das Großturnier nicht geschafft haben. Kristian Saeveraas vom SC DHfK Leipzig ist ebenfalls nicht dabei, da der Norweger hinter Torbjörn Bergerud (Kolstad) und Andre Bergsholm Kristensen (Sporting) das Nachsehen hatte.
Gleiches Schicksal ereilte Robin Haug vom HSV Hamburg, wobei dieser an der Vorbereitung teilnehmen wird - sollte sich Nationaltrainer Jonas Wille also für einen Tausch aus dem 35er Kader entscheiden, wird aller Wahrscheinlichkeit nach Haug nachrücken: und nicht Saeveraas. Dabei hat der Leipziger in Sachen Paraden (122 zu 98), Fangquote (29,9 % zu 26,7 %) und HPI (70 zu 66) die Nase vorn. Die aktuelle Form ist bei beiden ähnlich.
Haug ist nicht der einzige Schlussmann der Hamburger, der den Sprung in den WM-Kader nicht geschafft hat. Auch Mohamed El-Tayar hat keinen Platz im ägyptischen 22er-Kader erhalten, wo Karim Hendawy, Mohamed Aly und Abdelrahman Homayed den Vorzug bekommen haben. El-Tayar steht immerhin im 35er Kader.
Entschieden ist das Rennen um die meist zwei oder drei Plätze im 18er-Aufgebot, welches vor jedem Spiel auf 16 Spieler reduziert werden muss, sowieso nicht überall. Einzig Kevin Möller, Sergey Hernandez, Bart Ravensbergen, Nikola Portner und Constantin Möstl haben ihre Plätze allesamt sicher - sie gehören nämlich zu den zwei übriggebliebenen Akteuren im Aufgebot ihrer Nation beziehungsweise sind Teil des 18er-Kaders. Kurios: Ravensbergen kam nach seiner Verletzung erst zweimal zum Einsatz.
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Besonders Möstl sticht hier heraus. Der Österreicher wird bis zum Turnier mit Florian Kaiper (HC Linz) und Leon Bergmann (HC Fivers) ein Trio bilden, ist aber als klare Nummer eins gesetzt. Schon bei der Handball-EM 2024 wirbelte der Lemgoer durch die Hallen und bestätigte seine Form auch in der Handball Bundesliga, wo er mit einem HPI von 74 auf Platz zwei aller Schlussmänner steht.
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Besser ist nur Andreas Wolff vom THW Kiel (HPI 75), wobei die deutsche Nummer eins die knapp schwächere Fangquote hat (33,6 % zu 34,2 %). Auch Bundestrainer Alfred Gislason hat sich zwischen den Pfosten noch nicht festgelegt und drei Torhüter in sein 19er-Aufgebot berufen.
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Neben Wolff, der zweifellos gesetzt ist, kämpfen David Späth und Joel Birlehm um den zweiten Platz im deutschen Kader. Die HBL-Statistiken erklären den Rhein-Neckar Löwen, der auch schon bei der EM und den Olympischen Spielen an Wolffs Seite überzeugte, aber zum klaren Favoriten. Auch in anderen Statistiken überzeugen die deutschen Feldspieler.
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Glaubt man indes dem HPI, so kommen übrigens noch zwei andere Torhüter in der Liste vor Joel Birlehm, die es beide nicht in Gislasons 35er-Kader geschafft haben. Dario Quenstedt hat nach seiner Rückkehr beim HC Erlangen einen Wert von 69, Till Klimpke von der HSG Wetzlar ebenso. Beide sind damit gleichauf und gleichzeitig knapp vor Birlehm - wobei dieser die höhere Fangquote hat.
Wenn nicht Klimpke, wird wenigstens ein anderer Wetzlarer Torwart die HSG bei der Weltmeisterschaft repräsentieren. Anadin Suljakovic steht im 35er-Kader Katars und nahm am 28. Dezember auch an einem Testspiel gegen Argentinien (30:25) teil.
Heiß wird der Kampf auch im kroatischen Tor, wo Dominik Kuzmanovic (VfL Gummersbach), Matej Mandic (RK Zagreb), Ivan Pešic (HBC Nantes) und Matija Špikic (ThSV Eisenach) allesamt um ihren Platz kämpfen. Kuzmanovic gehört dabei zur Spitzengruppe der HBL-Keeper.
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Denn nach dem Gummersbacher ist ein klarer Abfall im HPI zu erkennen. Kuzmanovic kommt auf 73, Saeveraas folgt mit 70 - und Burics Wert fällt schon auf 69 ab. Dementsprechend sollte der 22-jährige seinen Platz zwischen den kroatischen Pfosten ganz sicher haben. Auch seine Leistungen für die Nationalmannschaft - besonders gegen Deutschland - stachen immer wieder heraus.
Die beste Fangquote aller Spieler mit mindestens fünf Einsätzen hat übrigens Nikola Portner, der trotz seiner 36,4 % nur auf dem 17. Platz rangiert. Spätestens hier stellt sich also die Frage, wie sich der Handball Performance Index eigentlich zusammensetzt. Dieser zieht Torhütern für Gegentore Punkte ab - und rechnet sie für Paraden wieder drauf.
Der Ausgangswert liegt dabei bei 100. Etwa Paraden bei Siebenmetern oder Gegenstößen geben acht Punkte, Gegentore ziehen zwei wieder ab. Gegentore von Außen oder aus dem Rückraum kosten sogar drei Punkte, Assists werden nicht berücksichtigt. Interessant: Fehlwürfe beim Siebenmeter, von Außen oder im Gegenstoß werden immer als Paraden gewertet, egal, ob der Torhüter den Ball berührt hat oder nicht. Ist dann einmal ein Wert entstanden, wird dieser mit einer Formel zum endgültigen HPI verrechnet - dabei ist auch entscheidend, welche Leistungen durchschnittlich auf der Position erbracht werden, die endgültigen Werte liegen überlicherweise zwischen 50 und 100.
Das Fazit daraus ist: der HPI ist nichts weiter als ein Gradmesser ohne die Möglichkeit, ein vollständiges Bild zu zeichnen. Zu gutem Torwartspiel gehören Gegenstoßpässe, Kommunikation in Deckung und Rückzug und Stellungsspiel - genauso wie der Schlussmann abhängig von seinen Blockspielern ist, wenn es um Rückraumwürfe geht. Hat ein Spieler einen hohen HPI, ist er also nicht zwingend besser als die mit einem niedrigeren - aber das ist ja mit allen Statistiken so.
# | Name | Verein | Nationalität | Spiele | Paraden | Fangquote | HPI | Fährt mit zur WM |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Andreas Wolff | THW Kiel | GER | 17 | 176 | 33,6 % | 75 | Im 19er Aufgebot |
2 | Constantin Möstl | Lemgo | AUS | 15 | 134 | 34,2 % | 74 | Ja |
3 | Dejan Milosavljev | Füchse Berlin | SER | 15 | 142 | 30,4 % | 74 | Nein (nicht qualifiziert) |
4 | David Späth | RN Löwen | GER | 15 | 155 | 32,8 % | 73 | Im 19er Aufgebot |
5 | Kevin Möller | Flensburg | DEN | 15 | 137 | 31,9 % | 73 | Ja |
6 | Sergey Hernandez | SC Magdeburg | ESP | 14 | 139 | 31,6 % | 73 | Ja |
7 | Nebojsa Simic | MT Melsungen | MNE | 16 | 146 | 33,2 % | 73 | Nein (nicht qualifiziert) |
8 | Dominik Kuzmanovic | Gummersbach | CRO | 16 | 142 | 30,3 % | 73 | Im 23er Aufgebot |
9 | Kristian Saeveraas | SC DHfK Leipzig | NOR | 17 | 122 | 29,9 % | 70 | Nein (erweiterter Kader) |
10 | Benjamin Buric | Flensburg | BOS | 16 | 87 | 31,1 % | 69 | Nein (nicht qualifiziert) |
11 | Bart Ravensbergen | FA Göppingen | NED | 2 | 3 | 50,0 % | 69 | Ja |
... | ||||||||
14 | Joel Birlehm | Hannover-Burgdorf | GER | 16 | 95 | 30,3 % | 69 | Im 19er Aufgebot |
15 | Matija Spikic | ThSV Eisenach | CRO | 16 | 125 | 29,5 % | 69 | Im 23er Aufgebot |
... | ||||||||
17 | Nikola Portner | SC Magdeburg | SUI | 12 | 44 | 36,4 % | 68 | Ja |
18 | Adam Morawski | MT Melsungen | POL | 14 | 54 | 30,2 % | 68 | Im 27er Aufgebot |
... | ||||||||
21 | Samir Bellahcene | TVB Stuttgart | FRA | 7 | 39 | 25,7 % | 67 | Im 22er Aufgebot |
... | ||||||||
31 | Robin Haug | HSV Hamburg | NOR | 15 | 98 | 26,7 % | 66 | Nein (Erweiterter Kader) |
32 | Domenico Ebner | SC DHfK Leipzig | ITA | 15 | 77 | 25,8 % | 66 | Im 35er Aufgebot |
33 | Mohamed El-Tayar | HSV Hamburg | EGY | 13 | 59 | 26,9 % | 65 | Nein (Erweiterter Kader) |
... | ||||||||
35 | Anadin Suljakovic | HSG Wetzlar | QAT | 16 | 71 | 25,3 % | 65 | Im 35er Aufgebot |
mao