21.11.2024, 17:00
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
… ist es vielleicht doch an der Zeit, die Belastungen im Handball endlich zu begrenzen. Nur: wie? Und wo setzt man den Rotstift an, um möglichst alle Interessen zu berücksichtigen? Es ist und bleibt ein Abwägen zwischen Belastung und Erholung, Gesundheit und Verletzungen, Zeit zur Regeneration und einem notorisch vollen Terminkalender.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Die Diskussion, ob die Belastung im Profihandball zu groß ist, ist so alt wie die Belastung selbst. Auf über 80 Spiele im Jahr können die Top-Spieler kommen. Und selbst im Winter, wenn sich beispielsweise die Fußball-Profis wenigstens ein bisschen erholen können, spielen die Handballer stattdessen mal eben eine EM oder WM. Der Wahnsinn liegt auf der Hand - dass da Verletzungen als Ergebnis von Überlastungssituationen die logische Konsequenz sind, wird in Kauf genommen. Denn es gibt ja gute Gründe für den vollen, im Grunde genommen viel zu vollen Terminkalender.
Welcher Fan freut sich nicht, dass fast jeden Tag ein Top-Handballspiel zu sehen ist? Wer genießt es nicht, dass ein Wettbewerb den nächsten jagt? Und wer kann nicht nachvollziehen, dass Verband, Liga und Vereine die Einnahmen, die maßgeblich durch die vielen Spiele und damit als Präsentationsfläche für Sponsoren entstehen, brauchen, um davon wiederum Handball auf allerhöchstem Niveau anbieten zu können?
Weniger Spiele bedeuten weniger Einnahmen. Und weniger Einnahmen bedeuten noch mehr finanzielle Herausforderungen für alle Beteiligten in einer Sportart, die eben nicht wie der Fußball mit üppigen TV-Geldern gesegnet ist. Und dennoch: Die Liste der verletzten Top-Spieler diese Saison wird immer länger: Felix Claar, Harald Reinkind, Dika Mem und jetzt auch noch Johannes Golla, um nur einige zu nennen. Die Frage, wie viel Belastung noch gesund ist, stellt sich schon gar nicht mehr. Die Frage ist, ob man nicht zumindest die allergrößten Belastungsspitzen kappen kann.
Dazu zwei Gedanken. Erstens: Zumindest in Olympia-Jahren sollte die Sommerpause entsprechend verlängert werden. Ja, das ist terminlich schwierig zu koordinieren. Ja, dazu müssten irgendwo ein paar Spiele wegfallen. Und ja, kein Verband wird wollen, dass bei seinem Wettbewerb gekürzt wird. Trotzdem scheint das alternativlos, wenn man nicht beim nächsten Großturnier auf einige der Topspieler wie im aktuellen Beispiel Dika Mem und womöglich sogar Johannes Golla wird verzichten müssen. Der Kapitän der deutschen Handballer kann gerade nur mit Schmerzmitteln spielen.
Und zweitens: Spieler beklagen regelmäßig die Reisestrapazen, die manchmal mehr Körner kosten als die Spiele selbst. Den Reisestress zu reduzieren, sollte also ebenfalls nochmal nachhaltig diskutiert werden. Ein Ansatz wäre es, wieder weg zu kommen von den geografisch zerstückelten Großturnieren und diese stattdessen an einem Ort oder zumindest in einer Region stattfinden zu lassen. Das ginge natürlich zulasten der Attraktivität für Sponsoren, Austragungsorte und Fans. Aber leidet die Attraktivität nicht noch viel mehr unter jedem verletzungsbedingten Ausfall eines weiteren Spielers?
Die Gesundheit muss vor den Ergebnissen stehen. Darin sind sich alle einig. In der Frage, wie man das erreichen kann, sind umsetzbare und für alle Beteiligten zufriedenstellende Vorschläge bislang dagegen Mangelware. Welche Ideen habt Ihr?
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!