29.07.2024, 14:16
Nach dem Olympia-Aus von Tim Hornke
Nach der Verletzung von Tim Hornke ist auf der rechten Außenbahn Improvisationstalent bei der deutschen Nationalmannschaft und Bundestrainer Alfred Gislason gefragt. Welche Optionen gibt es?
Erst Christoph Steinert, dann Kai Häfner und am Ende sogar Lukas Mertens: Beim Kantersieg gegen Japan probierte Alfred Gislason auf Rechtsaußen verschiedene Optionen. Nach der Verletzung von Tim Hornke bleibt dem Bundestrainer auch keine andere Wahl.
Es ist die Besonderheit der Olympischen Spiele: Anders als bei Welt- oder Europameisterschaften kann nicht einfach ein beliebiger Spieler aus dem erweiterten Kader bei Bedarf nachnominiert werden, sondern lediglich einer von drei benannten Reservisten. Und selbst diese dürfen nur nachrücken, wenn ein Spieler aus medizinischen Gründen nicht weiterspielen kann.
Nach dem Olympia-Aus von Rechtsaußen Hornke holte Gislason daher Linksaußen Rune Dahmke ins Team; jetzt stehen noch Kreisläufer Justus Fischer und Torwart Joel Birlehm zur Verfügung. Erst, wenn alle Reservisten nachgerückt sind, kann man auf den erweiterten Kader zugreifen, in dem mit Timo Kastening, Patrick Groetzki und Lukas Zerbe noch drei Rechtsaußen stehen.
"Leider ist es so, dass wir keinen Spieler aus Deutschland nachholen können, bis noch zwei oder drei verletzt sind", sagte Bundestrainer Gislason am Montagmorgen. "Da hoffen wir aber natürlich, dass das nicht passiert. Wir müssen mit der Truppe auskommen, die wir haben." Und da sich in Hornke der einzige etatmäßige Außenspieler verletzte, muss Gislason nun eben improvisieren.
Erste Option ist Linkshänder Steinert, der beim HC Erlangen im rechten Rückraum spielt. Der Bundestrainer schätzt die Abwehrqualität des 34-Jährigen und setzt ihn gerne auf der Halbposition in der Defensive ein. Youngster Renars Uscins, der ein überragendes Turnier spielt und im rechten Rückraum gesetzt ist, verteidigt dann auf der Außenbahn.
Einen gelernten Rückraumspieler aufgrund seiner Defensivqualitäten im Angriff auf die Außenposition zu stellen, ist an sich nicht ungewöhnlich; Weltmeister Dänemark spielt das sehr erfolgreich mit Niclas Kirkelökke. "Es ist ein körperlich hartes Turnier. Einen unserer wichtigsten Spieler, nämlich Mathias Gidsel, müssen wir versuchen zu schützen und zu schonen, damit Mathias dort alles geben kann, wo er am besten ist, nämlich im Konter- und Angriffsspiel", erklärte Nikolaj Jacobsen gegenüber TV2Sport kurz vor den Spielen.
Die zweite Option für Deutschland ist in Linkshänder Kai Häfner ebenfalls ein gelernter Rückraumspieler. Der Routinier rutschte nach der Verletzung von Franz Semper kurz vor den Spielen ins Aufgebot und übernahm gegen Japan in der Offensive per Angriff-Abwehr-Wechsel bereits die Außenposition von Steinert. "Wir haben natürlich Steinert als Rechtsaußen und haben es im Training mit Häfner probiert", fasste auch Gislason zusammen.
Die dritte Option testete Gislason angesichts des deutlichen Vorsprung gegen Japan ganz am Ende - und brachte Linksaußen Lukas Mertens auf der rechten Außenbahn, während Nachrücker Dahmke die Linksaußenposition besetzte. "Wir können auch einen Rechtshänder bringen, haben es probiert mit beiden Linksaußen gleichzeitig, einer rechts und einer links", beschrieb Gislason und ergänzte. "Das ist sehr, sehr ungewöhnlich."
Und auch eine vierte Position hat der Bundestrainer noch im Kopf. "Wenn Steinert eine Pause braucht, müssen wir es vielleicht so machen wie gegen Schweden von der linken Seite", so Gislason. Dort übernahm Jannik Kohlbacher die Linksaußenposition im Angriff und löste dann an den Kreis auf. "Das ist eine Lösung, die wir vielleicht versuchen müssen", sagte Gislason.
Trotz des ungefährdeten Sieges war gegen Japan sichtbar, dass sich der fehlende gelernte Rechtsaußen als Schwachstelle erweisen könnte. Steinert scheiterte bei zwei von drei Versuchen am japanischen Keeper, Häfner kam von Rechtsaußen auf einen Fehlwurf und einen Treffer. "Es könnte natürlich problematisch sein, aber die Mannschaft muss damit umgehen und in unterschiedlichen Formationen unterschiedlich spielen", zeigte sich Gislason pragmatisch. Das ist auch die einzige Option.
jun