15.01.2024, 21:10
Ein Blick auf die kuriose Überzahl-Taktik von Slowenien:
Vor einem Jahr überraschte Slowenien bei der Handball-Weltmeisterschaft 2023 mit einer unkonventionellen Überzahltaktik - und nun ist der "Zorman-Libero" auch bei der Handball-EM wieder da. Ein Blick auf die kuriose taktische Variante.
In der 26. Spielminute in der Mercedes-Benz-Arena war es soweit: Kamil Syprzak kassierte die erste Zeitstrafe der Polen in dieser Partie. Slowenien-Trainer Uros Zorman griff wie bereits vor einem Jahr gegen Polen in die taktische Trickkiste und setzte auf den - in Ermangelung eines besseren Begriffs - "Zormann-Libero“.
Das Prinzip: Anstatt mit sechs Angreifern gegen fünf polnische Abwehrspieler zu agieren, blieb Borut Mackovsek an der Mittellinie stehen - und die Offensive agierte in Gleichzahl. "Wir hatten Probleme im Sechs gegen Fünf, aber im Fünf gegen Fünf treffen wir immer", hatte Nationalcoach Zorman die taktische Variante vor einem Jahr erklärt. „Wir sind klein und schnell."
Bei der WM 2023 erzielten die Slowenen im Vorrundenspiel gegen Polen mit dieser Taktik vier Tore bei vier Versuchen - und auch in diesem Jahr hatte der "Zorman-Libero" Erfolg: Miha Zarabec nutzte den Raum, brach durch und holte einen Siebenmeter heraus, den Aleks Vlah zum 17:11 (27.) verwandelte.
"Für uns Rückraumspieler ist das so einfacher, weil wir mehr Platz haben", grinste Zarabec angesprochen auf die Überzahlvariante nach dem 32:25-Erfolg gegen Polen und frotzelte: "Wir haben ja große Kreisläufer, die stehen da und nehmen einfach Platz weg." Bis jetzt habe es "immer geklappt", ergänzte der Spielmacher. "Mal gucken, wie lange das noch funktioniert."
Neben dem Raumgewinn in der Offensive bringt die ungewöhnliche Überzahl-Taktik auch einen defensiven Vorteil. Sollte der Ball in der Offensive verloren gehen, wird der schnelle Gegenstoß des Gegners durch den Spieler in der eigenen Hälfte effektiv unterbunden - oder zumindest um die manchmal entscheidenden Sekundenbruchteile behindert.
Auch im dritten Vorrundenspiel gegen Norwegen um den Gruppensieg setzten die Slowenen den Zorman-Libero ein (siehe Foto) - und erneut mit Erfolg: Zarabec nutzte den Platz und glich zum 15:15 (28.) aus.
jun