28.01.2024, 09:00
Der Traum von Paris startet in Köln und Kairo
Am heutigen Sonntag wird Klarheit über die Besetzung des Handball-Turniers der Männer bei Olympia herrschen: Ägypten schnappte sich mit dem Sieg bei der Afrikameisterschaft ein Direktticket nach Paris, das wollen auch Deutschland im Spiel um Platz 3 erreichen. handball-world wirft einen Blick auf den Stand der Qualifikation für das Handball-Turnier bei Olympia 2024.
Die erste große Entscheidung mit Blick auf das Handball-Turnier der Männer bei Olympia fiel bereits vor dem Finale der Handball-WM 2023: Das Olympia-Ticket ging an Dänemark. Dies erhält eigentlich der Weltmeister, doch da Final-Gegner Frankreich als Olympia-Gastgeber sein Ticket bereits sicher hatte, wäre Dänemark auch bei verpasster Titelverteidigung sicher in Paris dabei gewesen. Doch Dänemark reist im Sommer als Weltmeister nach Paris.
Neben Gastgeber und Weltmeister vergeben die vier Kontinente jeweils ein direktes Ticket zu Olympia: Bei den Panamerika-Spielen sicherte sich Argentinien bereits seinen Platz und Dagur Sigurdsson gewann mit Japan das Ticket bei einem extra ausgerichteten Turnier im letzten Jahr. In Europa wird dies gerade bei der Handball-EM in Deutschland ausgespielt und in Ägypten geht es parallel um das Ticket für den Afrikameister.
Neben den sechs direkt vergebenen Tickets werden sechs weiteren Plätze für das Zwölferfeld der Männer im Handball-Turnier bei Olympia bei drei Qualifikationsturnieren vergeben. Bereits die Qualifikation für diese ist allerdings eine hohe Hürde - insbesondere in Europa.
Die Viertelfinalisten der Handball-WM 2023, zu denen auch Deutschland gehörte, hatten ihr Ticket zu einem dieser drei Qualifikationsturniere für die Olympischen Spiele bereits mit dem Beginn der K.O.-Runde sicher. Denn neben Frankreich und dem späteren Weltmeister wurden sechs Quali-Plätze bei der WM vergeben - also bis zum achten Platz.
Es ging aber noch um die Setzliste sowie die Chance auf den Heimvorteil als Ausrichter eines der für März 2024 geplanten vorolympischen Qualifikationsturniere für Olympia zu erhalten. Auch deshalb wurden bei der Handball-WM 2023 die Platzierungen 5-8 ausgespielt, teilweise mit zweimaliger Verlängerung.
Bei der Besetzung der Qualifikationsturniere spielt die Wertung der Kontinente eine große Rolle - sowohl für die Anzahl der Teilnehmer wie auch für die Setzliste. Die Qualifikation über die WM hat dabei Vorrang. Die sich am besten Team des Kontinents orientierende Wertung war bei der Handball-WM 2023 vor dem Finaltag geklärt:
Da Ägypten im Viertelfinale an Schweden scheiterte, stellt Europa den besten und Afrika den zweitbesten Kontinent bei dieser Handball-WM. Bahrain sorgte mit seinem Sprung auf Rang 16 vor dem auf Platz 17 liegenden Team von Brasilien dafür, dass Asien diesmal der drittbeste und Süd- und Mittelamerika, bzw. Panamerika, der viertbeste Kontinent bei dieser Handball-WM war.
Auf den Kontinenten werden bis Ende Januar nun noch weitere direkte Tickets sowie Plätze für die Qualifikationsturniere vergeben. Neben Gastgeber Frankreich und Weltmeister Dänemark konnten sich im Laufe des Jahres zuvor bereits Japan in Asien sowie Argentinien als Sieger der Panamerika-Spiele qualifizieren, zudem wurden dort Plätze für die Qualifikation an Bahrain und Brasilien vergeben.
Neben den sechs direkt vergebenen Ticket, werden sechs weitere Plätze für das Handball-Turnier bei Olympia 2024 bei drei Quali-Turnieren vergeben. Das endgültige Teilnehmerfeld der Qualifikation wird erst im Januar 2024 feststehen, wenn sowohl in Europa als auch in Afrika die kontinentalen Meisterschaften ausgetragen wurden.
Turnier 1 wird durch Frankreichs Einzug ins Endspiel nun vom WM-Dritten, also Spanien, angeführt. Weitere Teilnehmer sind nach aktuellem Stand der Zehntplatzierte der Handball-WM, also Slowenien, der Zweitplatzierte des Asiatischen Qualifikationsturniers (Bahrain) und der Zweitplatzierte der Panamerikanischen Spiele (Brasilien).
Turnier 2 wird vom WM-Fünften Deutschland angeführt, je nachdem wer sich in Köln im Spiel um Rang 3 der Handball-EM durchsetzt. Hinzu kommt der WM-Neunte Kroatien, auch der Vizeafrikameister Algerien und der EM-Achte Österreich folgen nach aktuellem Stand.
Turnier 3 bilden der WM-Sechste Norwegen und der WM-Achte Ungarn, sowie der EM-Sechste Portugal und der Dritte der Afrikameisterschaft Tunesien.
Das Teilnehmerfeld hatte sich geändert, normalerweise hätte sich nur der Europameister direkt für die Spiele von Paris qualifiziert, doch durch den erneuten Einzug ins Endspiel von Dänemark und Frankreich ins Endspiel reicht Rang 3. Möglich macht dies eine Sonderregelung.
"Gewinnt der amtierende Weltmeister (oder die Gastgebernation [Frankreich, Anm.]) gleichzeitig die kontinentale Qualifikationsveranstaltung, rückt die nächstplatzierte Mannschaft bei der jeweiligen kontinentalen Qualifikationsveranstaltung nach", heißt es in den Regularien des Weltverbands.
Weil Ägypten die Afrikameisterschaft gewann und sich Schweden das direkte Ticket bei der EM holen, konnten der WM-Neunte Kroatien und der WM-Zehnte Slowenien nachrücken. Und weil die Slowenen über die WM-Platzierung nun ins Teilnehmerfeld kamen, machten sie auch den Weg für Österreich frei.
"Im Hallenhandball ist dies der größte Erfolg der Verbandsgeschichte bei den Männern. Wir freuen uns, dass wir die Euphorie von der EURO nun nahtlos in eine Olympia-Quali und dann auch in das WM-Playoff mitnehmen können. Genau mit dieser Euphorie wollen wir auch das Quali-Turnier bestreiten", ordnet ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner den Erfolg ein.
"Es sind alle begeistert, es herrscht eine wahnsinnige Euphorie und wir uns freuen, dass wir die Möglichkeit haben da dabei zu sein. Wir stehen in einer schweren Gruppe, in der Deutschland oder Schweden und Kroatien die Favoriten sind, werden aber wie schon bei der EURO alles daran setzen, die Quali unter den Top 2 zu beenden", hatte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser im Vorfeld des Spiels um EM-Bronze betont.
Bei der Handball-EM hätte so theoretisch sogar ein elfter Platz bei der Handball-EM für den Sprung in die Qualifikation reichen können. Diese Überlegungen waren aber schon mit dem Vorrundenaus von Spanien vom Tisch.
3. Weltmeisterschaft 2023 (Spanien)
8. Weltmeisterschaft 2023 (Slowenien)
2. Asienqualifikation (Bahrain)
2. PanAmerika-Spiele (Brasilien)
4. Weltmeisterschaft 2023 (Deutschland)
7. Weltmeisterschaft 2023 (Kroatien)
2. Afrikameisterschaft 2024* (Algerien)
3. Europameisterschaft 2024* (Österreich)
5. Weltmeisterschaft 2023 (Norwegen)
6. Weltmeisterschaft 2023 (Ungarn)
2. Europameisterschaft 2024* (Portugal)
3. Afrikameisterschaft 2024* (Tunesien)
* Qualifikationsplätze über die Weltmeisterschaft sind höherwertig als Startplätze über die Kontinentalqualifikation
Christian Stein