22.08.2024, 06:00
Kommentar zum SCM-Wechsel
Der Rechtsstreit mit dem HC Erlangen ist beigelegt. Manuel Zehnder hat einen neuen Verein. Er spielt künftig für einen absoluten Top-Klub: Den SC Magdeburg. Warum sich der Bundesliga-Torschützenkönig eigentlich verzockt hatte - und jetzt ganz claar Glück hat. Ein Kommentar.
Ein Kommentar von Niklas Beckmann
Es ist vorbei. Endlich. Die Posse um Manuel Zehnder hat ein Ende gefunden. Der Spieler einen neuen Klub. Und der könnte größer kaum sein. Der amtierende Double-Sieger und Champions-League-Gewinner von 2023, der SC Magdeburg, hat den Bundesliga-Torschützenkönig vom HC Erlangen losgeeist.
Vor mehr als zwei Wochen wurde die Zehnder-Berufung abgelehnt: Er scheiterte abermals vor Gericht mit seinem Anliegen in einem Eilverfahren, die Wirksamkeit seiner Vertragskündigung beim HC Erlangen bestätigen zu lassen.
Der Schweizer Nationalspieler wirkte in diesem Fall schlecht beraten. Schließlich war schon frühzeitig zu erkennen, dass er in einem Eilverfahren keinen Erfolg haben würde. Es sickerte durch, dass die HBL wohl eh hinsichtlich der Erteilung einer Spielberichtigung für einen neuen Verein ein Urteil in einem Hauptsacheverfahren verlangt.
Ein solches Hauptsacheverfahren, indem er laut Arbeits- und auch Landesarbeitsgericht Nürnberg wohl gute Chancen gehabt hätte, wäre deutlich langwieriger gewesen. Es wären bis zu einer Entscheidung mindestens vier Monate ins Land gegangen. Das wollte der Spieler umgehen. Nach seiner zweiten juristischen Niederlage blieb allerdings plötzlich nur noch diese Option - und das wenige Wochen vor Saisonstart. Manuel Zehnder drohte die Hälfte der Spielzeit zu verpassen, wenn nicht sogar mehr.
Eine außergerichtliche Einigung war nämlich lange Zeit überhaupt nicht in Sicht. Der ThSV Eisenach, an den Zehnder in der vergangenen Saison ausgeliehen war, hätte ihn zwar liebend gern verpflichtet, doch der HCE wollte den Spielmacher nicht an einen direkten Konkurrenten abgeben. Da half auch das Versprechen, das der 24-Jährige den Thüringern wohl gegeben hatte, nicht. Manuel Zehnder hatte sich verzockt.
Und dann kam da plötzlich der SC Magdeburg um die Ecke. Das Team von Bennet Wiegert hatte auf einmal Bedarf, weil Felix Claar mehrere Monate pausieren muss. Zehnder passt als Spielertyp gut ins Magdeburger Konzept - auch wenn seine Rolle sicherlich eine andere sein wird als in Eisenach. Wiegert sieht in Manuel Zehnder nicht nur eine kurzfristige Hilfe. Das unterstreicht auch der Zweijahresvertrag, den der Schweizer bekommen hat.
Ein Verlierer ist dagegen definitiv der ThSV Eisenach: Die Wartburgstädter hatten sich Hoffnungen auf einen Zehnder-Verbleib gemacht. Der Ziehsohn von Misha Kaufmann wäre auch in der neuen Saison ein wichtiger Baustein im Kampf um den Klassenerhalt gewesen.
Der HC Erlangen? Die Franken bekommen eine hohe Ablösesumme, die dem Vernehmen nach im mittleren sechsstelligen Bereich liegen soll. Sie sparen sich zudem eventuelle Gerichtskosten - und können einen Schlussstrich unter dieses Thema ziehen, das andernfalls wohl noch einige Monate lang den Klub und das Umfeld beschäftigt hätte. Mit der Hilfe des SCM soll außerdem Marko Bezjak nach Erlangen wechseln.
Und Zehnder? Er hatte sich in eine sehr schwierige Situation manövriert. Nun ist es sogar der SC Magdeburg geworden. Der Schweizer kann sein Glück wahrscheinlich kaum fassen. Sein großes Ziel - in der Champions League zu spielen - geht schon in der neuen Saison in Erfüllung.
Damit hat ein Dauerthema, das die Handball-Szene die Sommerpause über beschäftigt hat, sein Ende gefunden. Fans, Experten und Beobachter sahen sich so häufig wie selten im Kontext ihrer Sportart mit juristischen und arbeitsrechtlichen Themen konfrontiert. Klar ist: Der Handball kann auf eine Wiederholung einer solchen Posse gut verzichten!