08.09.2024, 07:55
Zum Start der 2. Bundesliga:
Am Freitagabend startete die 2. Handball Bundesliga in die Saison 2024/2025. Zu den üblichen Verdächtigen gesellt sich im Aufstiegskampf dabei mit dem HC Elbflorenz ein neuer Topfavorit. Was die Dresdener so stark macht:
Wer sich bei den Media Days der 2. Bundesliga nach den Aufstiegsfavoriten erkundigt hat, kam um einen Namen nicht herum: Elbflorenz Dresden. Fast kollektiv erkoren die Spieler der Konkurrenz den Club aus der sächsischen Landeshauptstadt zum heißesten Anwärter neben etwa dem Bergischen HC oder HBW Balingen-Weilstetten.
Und Marino Mallwitz, Torwart der Dresdener, nahm selbst kein Blatt vor den Mund. Ob nach dem 4. Platz in der Vorsaison noch mehr gehe? "Ich halte es für realistisch", so Mallwitz, der ausführte: "Aber am Ende schläft die Konkurrenz auch nicht. Es sind so sechs bis acht Mannschaften, die sich um die ersten vier Plätze streiten, und das haut rechnerisch ja schonmal nicht hin. Das wird eine sehr, sehr spannende Geschichte."
Wer diese Anwärter sind? "Balingen, der BHC, uns wurde ich mit reinzählen, Minden auch - die werden das ganz anders angehen als letzte Saison", so Mallwitz, der ausführt: "Hamm, Hagen, Nordhorn hat sich auch neu aufgestellt und hat eine gute Truppe, und Lübbecke. Die würde ich da oben sehen, aber es kann auch immer sein, dass ein anderes Team noch oben mitspielt. In dieser Liga ist es unfassbar schwer, Vorhersagen zu treffen."
Der HC Elbflorenz hat turbulente letzte Spielzeiten hinter sich. 2022/2023 landeten die Sachsen auf Rang 16 - dennoch zehn Punkte über dem Strich -, dann stürmten sie auf den 4. Rang. Diesmal fehlten nach oben zehn Zähler. Zuvor war den Dresdenern mit André Haber, welcher vorher in Leipzig tätig war, ein namhafter Coup auf der Trainerposition gelungen.
Haber startete 2008 als Trainer im Leipziger Nachwuchsbereich, 2012 wurde er zum Co-Trainer von Uwe Jungandreas in der 2. Bundesliga. Diesen Weg ging er auch unter Christian Prokop weiter, mit dem er 2015 den Aufstieg in die Beletage sicherte. 2018 beerbte er dann Michael Biegler, welcher kurz zuvor Prokop ersetzt hatte, und blieb bis 2022 Cheftrainer beim SC DHfK.
Haber gilt als Verfechter eines attraktiven Handballs, der auch in Dresden Früchte trägt. Fast 2000 Zuschauer strömten durchschnittlich in die Ballsport-Arena - und damit nicht genug. Dresden will von Anfang an auf Sieg spielen und damit die 2000er-Marke knacken.
Dafür braucht es einen guten Saisonstart. Und da haben die Dresdener direkt ein hartes Programm vor der Brust: Nach den Auftaktspielen gegen Dessau (29:27) und Ludwigshafen geht es mit Hamm, Nordhorn, Balingen und Hagen direkt gegen vier Teams aus Mallwitz´ Top-Acht-Prognose. Dazu kommt: "Von unseren ersten fünf Spielen sind vier auswärts."
Die erste Hürde übersprangen die Sachsen im Pokal gegen Ligakonkurrent Konstanz mit 35:30, die zweite gegen Dessau mit 29:27. Dennoch sei der Auftakt mit zwei weiteren Gastspielen "definitiv ein Brett, da wir dieses verschobene Spiel gegen die Eulen auch in einer englischen Woche bestreiten müssen. Da müssen wir echt aufpassen."
Auch aus diesem Grund testete der HC Elbflorenz in der Vorbereitung ausgiebig in fremden Hallen. Die Auswärtsspiele sollen schließlich kein Stolperstein auf dem Weg nach oben werden. Letzte Saison gab es da so eine Geschichte: "Letzte Saison haben wir in Vinnhorst verloren und unfassbar schlecht gespielt. Solche Totalausfälle darfst du dir halt nicht erlauben."
Ob es ohne Fehltritte dann der Aufstieg wird? "Das wäre schon cool", erklärt Torwart Mallwitz: "Und ist für mich auf jeden Fall ein Ziel." Offiziell erklärte Dresden die Top-Fünf zum Saisonziel. Ein wichtiger Baustein wird dabei auch Timo Löser. Der Rechtshänder kam vom Dessau-Roßlauer HV in die Elbstadt und war 2023/2024 mit 244 Toren bester Feldtorschütze der 2. Bundesliga.
Auf der Königsposition im linken Rückraum soll der 24-jährige nun auch für viel Wucht sorgen. Luka Baumgart, der in der letzten Saison noch mit Löser beim DRHV zusammenspielte, stellt klar: "Dresden kann eine gute Rolle spielen. Die haben sich mit Timo richtig gut verstärkt - wenn er gut integriert wird", und schloss: "Ich sage, richtig oben spielen die zwei Absteiger und Dresden."
Löser ist einer von vielen qualitativen Spielern im Dresdener Kader. Doruk Pehlivan, Jonas Thümmler und Max Janke haben massig Erfahrung aus der 1. Bundesliga. Lukas Wucherpfennig und Ivar Stavast hingegen sind langjährig etablierte Zweitliga-Spieler. Mallwitz warnt dennoch: "Wenn da mal einer ausfällt, den zu ersetzen, wird gar nicht so einfach."
Und dann wäre da ja noch die Torwartposition. Dort haben sich die Sachsen neben Marino Mallwitz selbst, welcher seit 2022 den Dress des HC Elbflorenz trägt, neu aufgestellt. Robin Cantegrel kam aus Frankreich nach Dresden. Der Torwart wurde beim HBC Nantes ausgebildet und hat auch schon ein Länderspiel bestritten.
Sein Gespannspartner Mallwitz ist eine feste Größe in der 2. HBL. 2021/2022 verzeichnete er die meisten Paraden der Liga, in der vergangenen Saison fischte er 19 Siebenmeter heraus - in der vorherigen Spielzeit noch mehr. Sein Geheimnis: "Bisschen Psychospielchen, allein durch Blicke und Ausstrahlung, auch eine gewisse Ruhe, das sind Faktoren, die ich wichtig finde."
Ein weiterer Vorteil: "Du hast die Zeit, dich auf den Wurf vorzubereiten. Du kannst dein Stellungsspiel so einnehmen, wie du es möchtest und musst nicht innerhalb von Zehntelsekunden entscheiden, wie du agierst." Zwischen den Torhütern läuft es im Zusammenspiel indes gut - nur beim Namen Cantegrels gibt es Probleme, wie Mallwitz schmunzelt: "Er war wahrscheinlich nicht ganz mit unserer Aussprache zufrieden, deshalb sagen wir nur Rob."
Dresden startete am Samstag mit einem Auswärtsspiel gegen Dessau in die neue Spielzeit. Timo Löser traf also direkt auf seinen Ex-Club - und sah ein umkämpftes Spiel mit einem knappen Sieg. Für den HC Elbflorenz war es ein erster Härtetest auf dem Weg Richtung Tabellenspitze.
Der Kader hat die Qualität für den ganz großen Coup. Dennoch bleiben mögliche Verletzungen sowie das straffe Auftaktprogramm mögliche Stolpersteine für die Elbstädter. Einzig Timo Stoyke fehlt definitiv, die Favoritenrolle ist also klar verteilt. Dennoch weiß Mallwitz eines: "Die Leistungsdichte in der Liga ist einfach sehr eng beieinander."
mao