07.08.2024, 17:30
Viertelfinal-Thriller gegen Frankreich
Heldenhaft ins Halbfinale: Deutschlands Handballer greifen nach einer irren Aufholjagd und dramatischer Zugabe gegen Frankreich nach einer Medaille. Sie sprechen von "Wahnsinn" und feiern den herausragenden Matchwinner Renars Uscins.
Deutschlands "phänomenale" Handballer sprangen ausgelassen im Kreis, völlig aufgekratzt von diesem filmreifen Drama mit unzähligen Wendungen. 27.000 Zuschauer sahen dabei zu, die meisten schwiegen, enttäuscht, entgeistert, völlig überrumpelt. Mit einer heldenhaften Leistung hatte das Team von Bundestrainer Alfred Gislason soeben Frankreichs Handball-Party im Viertelfinale abrupt beendet.
Angeführt von Siegtorschütze Uscins gewann Deutschland gegen den Tokio-Olympiasieger und Europameister 35:34 (29:29, 14:17) nach Verlängerung, steht nun erstmals seit dem Bronze-Coup von 2016 wieder in einem olympischen Halbfinale. Nach einem an Dramatik kaum zu überbietendem Thriller greift die DHB-Auswahl am Freitag (9. August) gegen Spanien nach der ersehnten Medaille.
"Phänomenal" habe seine Mannschaft gespielt, sagte Gislason. "Wahnsinn" sei dieses Spiel gewesen, sagte Rune Dahmke: "Das war so ein Hin und Her, ich glaube beide Seiten hatten zwischendurch schon dreimal aufgegeben und wieder dran geglaubt. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie das am Ende passiert ist."
Passiert war folgendes: Die junge DHB-Auswahl hatte den lange Zeit brodelnden Hexenkessel von Lille verstummen lassen. Die Fans im umgebauten Fußballstadion Stade Pierre-Mauroy sahen zunächst, wie Deutschland mit der Schlusssirene ausglich - und wie dann in der Verlängerung "Renars das Spiel für uns alleine gewann", wie Dahmke schwärmte.
Vier Sekunden vor dem Ende traf der 22-Jährige mit seinem bereits 14. Tor entscheidend, Augenblicke später parierte David Späth ein letztes Mal großartig. "Wie aus dem Nichts" schlugen die Würfe des Rückraumspielers immer wieder ein, so beschrieb es Gislason später.
Durch den glanzvollen Erfolg vermieste Deutschland zudem dem scheidenden Nikola Karabatic den Traum vom goldenen Karriereende, er wurde noch im Anschluss offiziell verabschiedet.
Während die DHB-Frauen nach einer Niederlage tags zuvor gegen Frankreich (23:26) die Segel streichen mussten, dürfen die Männer nach dem ersten Sieg gegen Frankreich in einem großen Turnier seit elf Jahren mehr denn je vom ersten Olympiasieg im Hallenhandball seit dem DDR-Erfolg von 1980 träumen.
SID, red