vor 1 Tag
Teurer Preis für WM-Silber
Kaum ist die WM vorbei, geht das Meisterschaftsrennen schon wieder los. Im Sechskampf um die Tabellenspitze bangt der THW Kiel um Domagoj Duvnjak.
Während Kroatiens WM-Held Domagoj Duvnjak mit der Silbermedaille um den Hals von Hunderten Fans in Zagreb gefeiert wurde, blickte so manch einer im Hohen Norden Deutschlands wohl schon sorgenvoll voraus. Denn nur sechs Tage nach dem Finale der Weltmeisterschaft geht die gnadenlose Terminhatz für die Handballer in der Bundesliga weiter - und der THW Kiel bangt im engen Titelrennen um seinen angeschlagenen Kapitän.
"Ich gehe schon davon aus, dass er uns mehrere Wochen fehlen wird", sagte Geschäftsführer Viktor Szilágyi dem Sport-Informations-Dienst (SID) über Duvnjak, der sich während der WM eine Wadenverletzung zugezogen hatte. Ein herber Rückschlag so kurz vor dem Liga-Neustart, zu dem die Kieler ausgerechnet den SC Magdeburg am Samstag (20.30 Uhr/Dyn) zum Kracher-Duell empfangen.
Beide Teams mischen auf aussichtsreichen Positionen im Sechskampf um die Meisterschaft mit, ebenso wie Spitzenreiter MT Melsungen, die Füchse Berlin, die TSV Hannover-Burgdorf und die SG Flensburg-Handewitt - inwiefern sich die WM darauf auswirkt, bleibt abzuwarten. Leichter dürfte es für den Tabellendritten aus Kiel jedoch nicht geworden sein, auch wenn eine genaue Diagnose bei Duvnjak noch aussteht.
Jeder habe sehen können, welche Bedeutung der Rückraumspieler für den deutschen Rekordmeister vor der WM gehabt habe, erklärte Szilágyi: "Er war ein absoluter Anführer, der die Mannschaft mitgezogen hat, eine unheimlich zentrale Figur. Wenn er ausfällt, ist das natürlich fatal." Es gelte, "als Mannschaft nun enger zusammenzurücken".
Währenddessen sind die Titelchancen der Melsunger, zumindest mit Blick auf den Kräfteverschleiß während der WM, wohl nicht geringer geworden. Der HBL-Tabellenführer stellte sechs Spieler für das knapp dreiwöchige Turnier, keiner von ihnen stand im Endspiel.
Flensburg hingegen hat allein sieben dänische Weltmeister in seinen Reihen, auch Füchse-Dauerbrenner Mathias Gidsel war im Finale wieder einmal heißgelaufen - dort konnte Duvnjak aufgrund seiner Verletzung, die er in der Vorrunde erlitten hatte, bei seinem letzten Auftritt im kroatischen Trikot schon nur noch sporadisch mitwirken.
"Man muss bei einer Vielzahl von Nationalspielern im Kader wie beim THW Kiel leider immer davon ausgehen, dass etwas passieren könnte", sagte Szilágyi: "Leider ist es nun auch so gekommen. Es ist ein bisschen wie eine Lotterie."
Insgesamt sei die Verfassung der Spieler nach so einem Turnier "eine Wundertüte", erklärte der THW-Geschäftsführer. Zur immer wieder viel diskutierten physischen Belastung komme auch die mentale hinzu: "Es gilt, sich nun innerhalb kürzester Zeit in eine Verfassung zu bringen, in der man Bundesligaspiele bestreiten kann."
Die kurze Pause nach solch einem Großereignis sei "nichts Neues", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, "deshalb sind meine Sorgen dieses Mal nicht größer oder kleiner als sonst. Es liegt nun an den Verantwortlichen in den jeweiligen Vereinen, den Einsatz der stark belasteten Spieler gut zu dosieren. Kadermanagement ist da ein wichtiges Stichwort."
Das weiß man auch in Kiel. "Wir müssen alle zusammen daran arbeiten, die Spielern mit hoher Belastung schnell wieder in Form zu bringen", betonte Szilágyi - "und das im Idealfall auch besser als unsere Konkurrenten machen".
SID, red