11.07.2024, 11:41
Gerade mal zwei Monate zwischen Länderspieldebüt und Olympia-Nominierung
Im Mai 2024 wurde Marko Grgic nach guten Leistungen mit dem ThSV Eisenach in der Bundesliga zum ersten Mal für die deutsche Nationalmannschaft nominiert und gab in Schweden sein Länderspieldebüt. Nun wurde der 20-Jährige in den 14er-Olympiakader von Alfred Gislason berufen und gibt am Samstag (13. Juli) in Dortmund seine Länderspiel-Heimpremiere. Doch wer ist der junge Rückraumspieler überhaupt?
"In die 1. Handball-Bundesliga, am liebsten mit dem Verein meiner Geburtsstadt", antwortete Marko Grgic im September 2022 auf die Frage, wohin sein Weg führen soll. Das sollte wenig später auch gelingen: 2023 stieg der ThSV Eisenach in die erste Liga auf und sicherte sich zur Überraschung vieler den vorzeitigen Klassenerhalt.
Und Marko Grgic? Der erlebte einen rasanten Aufstieg. Grgic ist erst 20 Jahre alt, spielte gerade erst seine erste Saison in der Bundesliga und absolviert neben dem Handball eine Ausbildung als Bankkaufmann bei der Wartburg-Sparkasse. Im Mai 2024 wurde er von Alfred Gislason zu seinem ersten Nationalmannschafts-Lehrgang in Kopenhagen nominiert und gab gegen Schweden sein Länderspieldebüt.
"Ich bin nicht so emotionsgeladen. Auf dem Spielfeld habe ich da vielleicht mal meine Momente, aber mehr innerlich. ich zeige relativ wenig nach außen. Ich liebe es einfach Handball zu spielen und ich mache mir keinen allzu großen Kopf. Ich habe einen Spielwitz, spiele gerne mit dem Kreisläufer oder den Außen und ich bereite auch gerne vor. Ich habe mal zu Alfred gesagt, das beste, was ich kann, ist einfach Handball spielen ohne mir großartig Druck zu machen", beschreibt der Shootingstar sich selbst.
Gerade mal zwei Monate später steht Grgic nun in Gislasons 14er-Kader für die Olympischen Spiele und weilt aktuell in Hennef, wo sich die Nationalmannschaft auf das Turnier in Paris vorbereitet. "Das ist ein riesiger Traum, der in Erfüllung geht. Unfassbar, wie schnell alles in den letzten Monaten ging... Ich bin überglücklich", zeigt sich der 20-Jährige überwältigt.
Dabei formulierte er gleich einen ganz großen Traum: "Am liebsten würde ich bei meinen ersten Spielen gleich Olympiasieger werden", sagte der Shootingstar und ordnete ein: "Das Halbfinale ist das teaminterne Ziel." Eine Medaille zu gewinnen, sei für ihn ein "unvorstellbarer" Erfolg.
"Marko hat eine Leistung im Verein gebracht, die sehr überzeugend war. Kein anderer Rückraum-Linker hat sich vor ihm gezeigt", erklärte Gislason seine Entscheidung den jungen Rückraumspieler mit nach Paris zu nehmen. Auf der "Road to Paris" stehen dabei in den nächsten Tagen in Dortmund und Stuttgart noch drei Testspiele an. Grgic steht also vor seinem Heim-Debüt im Deutschland-Trikot.
Der Handball wurde ihm dabei förmlich in die Wiege gelegt: "Ich wurde nicht zum Handball gedrängt, aber in einer Handballer-Familie kommt man schon sehr früh mit dem kleinen runden Leder zusammen. Mit sechs Jahren habe ich aktiv mit Handball im Verein, bei der HG Saarlouis, begonnen, alle Nachwuchsmannschaften bis hin zur ersten Männermannschaft durchlaufen. Im Jugendbereich wurde ich Saarland-Meister und Saarland-Pokalsieger", beschreibt Grgic seine Anfänge. Auch seine Position stand schnell fest: "Ich wurde ziemlich früh in den Rückraum gestellt, sicher auch aufgrund meiner Körpergröße", vermutet der 1,98m große Rechtshänder.
"Ich komme aus einer Handballerfamilie, meine Mutter, mein Vater haben Handball gespielt, mein Bruder (Tom Paetow, Anm.) spielt Handball. Mein Bruder hatte den größten Einfluss, dass er auch viele Jahre mein Jugendtrainer war. Ich habe von ihm viel mitnehmen können", betonte der Rückraumspieler jüngst.
Von 2003 bis 2005 spielte Danijel Grgic für den ThSV Eisenach in der ersten und zweiten Liga. In dieser Zeit kam auch Sohn Marko zur Welt. 2005 ging Familie Grgic für ein Jahr nach Zagreb, danach kehrten sie nach Deutschland zurück und Danijel Grgic spielte von 2006 bis 2014 für die HG Saarlouis, wo er ab 2013 außerdem drei Jahre lang Trainer der A-Jugend und der zweiten Mannschaft der HG Saarlouis sowie 2020 noch einmal für ein Jahr Jugendkoordinator und Nachwuchstrainer war. Seit 2021 ist der 47-Jährige Trainer des luxemburgischen Vereins HB Esch. Stiefbruder Tom Paetow ist weiterhin Saarlouis treu.
Vater Danijel und Sohn Marko teilen sich nicht nur die Trikotnummer 17. Wie sein Vater kann auch Marko Grgic auf Rückraum Mitte und Rückraum Links eingesetzt werden. "Auch wenn mein Vater vornehmlich auf Rückraum Mitte gespielt hat, ich fühle mich im linken Rückraum wohler und sehe da auch meine Perspektive", so Grgic.
Bis 2022 spielte der gebürtige Eisenacher in der dritten Liga für die HG Saarlouis. Dann kehrte er nach Eisenach zurück und konnte direkt in seiner ersten Saison den Aufstieg in die erste Liga feiern. Erst im Februar verlängerte er seinen Vertrag um drei Jahre. Mit 100 Toren, davon ein Siebenmeter, ist der 20-Jährige in der abgelaufenen Saison zweitbester Feldtorschütze für seine Mannschaft und wurde nun mit der Nominierung für die Olympischen Spiele belohnt.
Dabei trifft er mit Kroatien auf ein Team, für das Vater Danijel 26 Länderspiele absolvierte. "Ich weiß gar nicht, ob es mal eine Anfrage von Kroatien gab. Aber ich habe immer gesagt, dass wenn ich mal Nationalmannschaft spielen will, dann möchte ich für Deutschland spielen", betonte Marko Grgic nun im Vorfeld der Olympischen Spiele. "Und auch wenn bei Kroatien viele deutsch sprechen, aber ich beherrsche die Sprache nicht. Ich bin hier aufgewachsen, lebe hier schon immer und fühle mich hier hingehörig. Da war es eine leichte Entscheidung."
Für den ThSV Eisenach ist die Nominierung etwas ganz Besonderes. Mit seinem Länderspieldebüt im Mai war Grgic der erste deutsche Nationalspieler der Eisenacher seit einem Vierteljahrhundert. Zuletzt stellte der ThSV mit Jörn Schläger, Stephan Just und Edgar Schwank vor 25 Jahren deutsche Nationalspieler. "Wir alle in Eisenach sind voll Glückseligkeit, dass es Marko in den 14er-Kader geschafft hat", freut sich Geschäftsführer René Witte.
"Wir wünschen ihm nur das Beste und viel Spaß bei Olympia, dass er alles aufsaugt und dieses Erlebnis in vollen Zügen genießt, natürlich gesund zurückkommt. Er wird alles für Deutschland geben, damit wir eine Medaille nach Hause holen. Wir sind uns sicher, dass Marko unseren Verein und die deutsche Handballnation gut vertreten wird. Ganz Eisenach ist mächtig stolz auf seinen ersten Nationalspieler seit 25 Jahren, der nun auch zum Olympioniken wird", ergänzt Witte weiter.
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