30.08.2024, 09:18
Bohmann fordert WM-Ausfall:
Vor drei Wochen kämpfte er um Olympisches Gold, am Samstag geht es für Lukas Mertens und den SC Magdeburg im Super Cup um den ersten Titel der neuen Saison. Die Belastung für Handballer bleibt enorm.
Jedes Jahr ein internationales Großturnier, 34 Bundesliga-Spieltage, dazu Pokal und noch weitere Länderspiele. Die Belastung für den Profihandball ist enorm - und steht seit Jahren in der Kritik. Gerade in Deutschland sind Pausen Mangelware. Etwa Nikola Karabatic sagte, er könne "keinem empfehlen, in die Bundesliga zu gehen".
2024 ist dabei ein besonders anstrengendes Jahr für die deutschen Nationalspieler. Nach der Heim-Europameisterschaft folgten im Sommer die Olympischen Spiele, für die Silbergewinner folgte nach nur einer Woche Urlaub die Rückkehr ins Mannschaftstraining. Die Teamkollegen schwitzten zu dem Zeitpunkt schon seit Wochen dem Saisonstart entgegen.
Gerade die athletischen Einheiten dürften zahlreiche Olympiafahrer verpasst haben: und damit die Grundlage für die Saison. Kraft, Ausdauer, Verletzungsprävention. Gerade diese Themen stehen in der Frühphase der Saisonvorbereitung auf der Agenda - für die Athleten aus Paris hingegen ging es von Spielbelastung zu Spielbelastung.
"Als ich den Montag aus Paris nach Magdeburg gereist bin, da habe ich schon gemerkt, dass ich schon ein bisschen leer war. Dass mein Körper emotional fertig gewesen ist, das muss ich schon zugeben", erklärte nun Linksaußen Lukas Mertens in der Dyn Auszeit vor dem Supercup am Samstag (31. August). Es ist der Pflichtspielauftakt, drei Wochen zuvor stand der Magdeburger noch in Lille auf der Platte.
Immerhin sieben Tage konnte Mertens nach dem Olympia-Siegeszug der Deutschen durchatmen. Über seine Rückkehr sagte Mertens: "Da hat uns Benno schon noch eine Woche freigegeben, und meinte auch, er hätte uns gerne länger freigegeben - aber das ist halt absolut nicht möglich."
Der Nationalspieler unterstrich aber: "Und diese Woche hat mir schon gutgetan. Ich konnte auch mal nicht an Handball denken." Mertens ist nicht der einzige Olympiafahrer im Magdeburger Team, für andere kam es noch schlimmer: Felix Claar und Tim Hornke kehrten mit langwierigen Verletzungen in die Elbestadt zurück. Auch aufgrund der personellen Sorgen fürchtete man eine "Katastrophen-Vorbereitung".
"Wir haben zwar den ein oder anderen Ausfall durch Olympia", erklärte auch Mertens: "Da haben sich auch zwei Leute langfristig verletzt, da mussten wir das ein oder andere noch kompensieren. Mit Manuel Zehnder haben wir auch einen Neuzugang bekommen und mussten uns noch einspielen."
Trainer Bennet Wiegert stellte plump fest: "So ist nun einmal das Business", und führte aus: "In einigen Wochen wird auch keiner mehr fragen, ob Olympia etwas mit uns gemacht hat, sondern, ob der SC Magdeburg gewinnt oder verliert. Da bin ich nicht naiv."
Mertens scheint inzwischen immerhin angekommen zu sein: "Tatsächlich bin ich jetzt schon wieder drin", erklärte er gegenüber Dyn, und führte aus: "Auch mit dem Kopf und dem Körper voll in Magdeburg, das liegt auch daran, dass ich jetzt seit einer Woche wieder im Training und den Abläufen drin bin und auch schon drei Spiele gespielt habe."
So ganz sei Olympia aber noch nicht abgehakt: "Aber so ein bisschen im Hinterkopf ist das, was in Paris war, schon. Das war ja auch so erfolgreich. Das dauert vielleicht auch noch ein bisschen." Von der Saison darf dieser Prozess zumindest nicht ablenken. Zwei Minuspunkte könnten schon den Unterschied in der Meisterschaftsfrage ausmachen.
Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann plädiert dennoch auf besondere Rücksichtnahme der Bundesligisten: "Gerade in dieser olympischen Saison haben die Spieler, die in Paris und Lille dabei waren, wenig Regenerationszeit. Aus Sicht der Profiligen und vermutlich auch der Spieler müsste die im Januar stattfindende WM nach den Olympischen Spielen eigentlich entfallen", sagte er der Handballwoche.
Der HBL-Boss sieht "insbesondere in den kommenden Wochen eine große Verantwortung auf die Trainer" zukommen. Das weiß auch Stefan Kretzschmar: "Das ist sicher ein besonderes Jahr und wir werden noch viel mehr auf Regeneration achten müssen", so der Füchse-Sportvorstand. Seine Berliner starten am Samstag gegen den SCM: und hatten mit drei Olympiafahrern sechs weniger als die Elbstädter.
mao, SID ml wt