22.04.2024, 21:15
Auch wegen Disziplinarverfahren
Erst Ende Februar hatte RK Nexe Veselin Vujovic als neuen Trainer vorgestellt, doch nach nicht einmal zwei Monaten wurde das Experiment mit der Handball-Legende - gegen die derzeit einmal mehr ein Disziplinar-Verfahren läuft - vorzeitig beendet.
Veselin Vujovic hatte Ende Februar die Nachfolge von Branko Tamse angetreten, scheiterte mit dem Team dann aber in der ersten K.O.-Runde der European League mit 19:24 und 29:31 gegen die Rhein-Neckar Löwen. Bei der Trennung wurde von beiden Seiten erklärt, dass die Ziele für die Vujovic geholt wurde, nicht erreicht worden seien.
Zuletzt hatte es am Samstag zu Hause mit dem 28:28 gegen Porec einen weiteren Rückschlag gegeben - in der Meisterrunde in der kroatischen Liga wuchs der Abstand auf Zagreb auf sechs Punkte an. Bis zum Saisonende wird der bisherige Co-Trainer Kreso Ivankovic übernehmen und von Albin Eter unterstützt. Das Duo leitete heute bereits das Training, am Samstag steht das Debüt auf der Bank gegen Bjelin Spacva an.
"Offensichtlich hat es die Schocktherapie nicht geschafft, die Mannschaft aufzurütteln", so Veselin Vujovic auf der Homepage von RK Nexe mit Blick auf die Entlassung seines Vorgängers Branko Tamse. "Danach ist es auch mir nicht gelungen, die Mannschaft in dieser kurzen Zeit wieder aufzuwecken", so der erfahrene Coach.
"Ich habe diese Entscheidung nach dem Spiel gegen Porec getroffen, welches wir trotz der Verletzungsprobleme hätten gewinnen müssen", so Veselin Vujovic, der sich am Montag von der Mannschaft offiziell verabschiedete. Bereits nach dem Spiel hätte er der Mannschaft mitgeteilt, dass er sich schäme und als moralischen Akt einen Rücktritt angeboten. "Wir waren uns schnell einig, dass die derzeit beste Option für RK Nexe ist", so Veselin Vujovic weiter.
"Außerdem läuft gegen mich ein Disziplinarverfahren des kroatischen Handball-Verbandes, und es ist wahrscheinlich, dass ich eine Strafe für mehrere Spiele erhalten werde", führt Veselin Vujovic weiter aus.
Beim Topspiel zwischen RK Zagreb und RK Nexe war es zu einem Spielabbruch gekommen, Veselin Vujovic hatte sich mit dem Delegierten hitzige Wortgefechte geliefert. Dieser ging kurz darauf nach einer Berührung von Marko Bezjak zu Boden. Das Spiel wurde für Zagreb gewertet.
Spielabbruch und drohende Sperre für Marko Bezjak
"Bis zum Ende der Meisterschaft und dem Finale des kroatischen Pokals sind nur noch wenige Spiele übrig, daher ist es am besten, wenn die Mannschaft von meinem ehemaligen Assistenten Krešo Ivankovic trainiert und geleitet wird", so Veselin Vujovic, der hofft, dass er etwas in den Spielern geweckt habe und sie auf dem Spielfeld noch viel mehr geben werden, "um RK Nexe sowohl im kroatischen als auch im europäischen Handball wieder an seinen rechtmäßigen Platz zu bringen." Er selbst habe "eine wundervolle Zeit in Našice" gehabt und habe "nur gute Erinnerungen".
Vereinspräsident Josip Ergovic sprach von einer "weiteren schwierigen Entscheidung" und betonte, dass die Initiative von Veselin Vujovic ausgegangen sei. "Es tut mir sehr leid, dass sich unsere Wege trennen müssen", so der Offizielle von RK Nexe, der ebenfalls auf die drohende Suspendierung des Coaches verwies. Mit Kreso Ivankovic wolle der Verein nun wieder zur Ruhe kommen und den Kampf um den Pokal-Titel sowie zweiten Platz in der Liga aufnehmen - derzeit liegt Nexe in der Meisterrunde gleichauf mit Sesvete.
Große Erfolge konnte Veselin Vujovic als Spieler mit der Nationalmannschaft von Jugoslawien feiern. Nach dem Gold bei der Junioren-WM 1981 wurde er bereits 1982 Vizeweltmeister mit der A-Nationalmannschaft. Es folgten Goldmedaillen bei Olympia 1984 und der Handball-WM 1986 sowie Bronze bei Olympia 1988 und der Handball-EM 1996. Sowohl mit Metaloplastika Sabac (1985, 1986) und dem FC Barcelona (1991) gewann er den Europapokal der Landesmeister. 1988 wurde er Welthandballer des Jahres.
Von 2006 bis 2009 und von 2011 bis 2013 war Veselin Vujovic Trainer von Vardar Skopje, zuvor war der frühere Weltklassespieler als Coach bei Metaloplastika Sabac sowie Partizan Belgrad und Ciudad Real. Zwischendurch war er zudem bei Al-Sadd, Al-Shabab sowie RK Zagreb, Koper und Nis sowie Banja Luka - und als Nationaltrainer von Serbien, Montenegro, Slowenien und dem Iran im Einsatz.
Veselin Vujovic stand als Trainer unterdessen immer wieder auch im Fokus von Kontroversen: 2002 hatte er beispielsweise nach einem Spiel gegen die SG Flensburg-Handewitt Lars Christiansen und Lars Krogh Jeppesen angegriffen und wurde dafür zehn Monate gesperrt. Nach einem Angriff auf die Schiedsrichter eines Europapokalspiels folgte 2008 eine einjährige Sperre.
"Er hat sich mit seinem unbeherrschten Verhalten in seiner Karriere als Trainer sehr geschadet", hatte Sead Hasanefendic in einem Interview mit handball-world im Januar 2018 erklärt, als sich Vujovic angesichts des Videobeweises im EM-Vorrundenspiel gegen Deutschland beim finalen Siebenmeter selbst zwischen die Pfosten stellen wollte.
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