03.10.2024, 10:15
Mahé bescheiden, Schwalb sieht Positives
Zwischenzeitlich sah es nicht danach aus, doch die über 2.800 Zuschauer in Bayreuth sahen am Ende einen Pokalfight und hätten beinahe noch eine Verlängerung zu sehen bekommen. Das Glück hatte aber letztlich der VfL Gummersbach auf seiner Seite, beim Trainerdebüt von Martin Schwalb unterlag der HC Erlangen mit 27:28 (12:15).
"Wir haben bis zum Schluss kühlen Kopf bewahrt, sind nicht in Panik geraten, obwohl wir auf der rechten Seite etwas gestruggled haben mit Gigi (Tskhovrebadze). Wir haben mit fünf Toren geführt und trotzdem machen wir es uns schwer zum Schluss", freute sich Gummersbachs Kentin Mahé nach der Partie im Interview mit Dyn.
"Ich fand es unglaublich schön, wie wir zurückgekommen sind, nachdem wir schon mit fünf Toren in Rückstand waren", so Erlangens neuer Coach Martin Schwalb. "Das haben die Jungs toll gemacht, vor allem die jungen Spieler. Da hatte ich viel Spaß dran. Das Ende ist natürlich mega bescheiden für uns, denn die Verlängerung hätten wir uns wirklich verdient mit dem Kampf."
Am Ende kulminierte die Partie in einer Situation nach Schlussende. Nachdem Kentin Mahé mit einem überraschenden Schlagwurf das 27:28 erzielt hatte, blieb dem HC Erlangen ein finaler Angriff. Der neuer Erlanger Coach Martin Schwalb wollte in seiner letzten Auszeit erst noch einen Freiwurf herausgeholt haben und dann die Attacke starten, Marko Bezjak erarbeitete sich jedoch einen Siebenmeter.
Dreizehn Sekunden vor dem Ende wurde die Uhr von den Schiedsrichtern nicht angehalten, so kam es dann dazu, dass sich Dominik Kuzmanovic und Tim Gömmel erst nach Ablauf der regulären Zeit im Duell gegenüberstanden. Die Voraussetzungen? Der kroatische Nationalspieler hatte nach seiner Einwechselung keinen einzigen Ball zu fassen bekommen, Youngster Gömmel hatte nach einem ersten vergebenenen Siebenmeter alle sieben weiteren Chancen eiskalt verwandelt.
Doch diesmal war Kuzmanovic zur Stelle, dabei machte der 19-Jährige eigentlich alles richtig. Der Wurf ging schnell und tief, aber der rechte Fuß von Kuzmanovic hob sich genau im richtigen Moment um die entscheidenden Zentimeter. Der Ball trudelte noch in Richtung Gummersbacher Tor, ging aber dann an der rechten Seite vorbei.
Gömmel blieb auf dem Boden liegen, auch Kuzmanovic konnte sein Glück kaum fassen. Der sonst so emotionale 22-Jährige blieb still auf dem Parkett stehen, während seine Teamkollegen schon jubelnd auf ihn zustürmten und ihn in sein Tor drückten. Linkshänder Gömmel ging derweil zurück zur Bank, wurde von Mitspielern getröstet, nur Nikolai Link wollte sich noch einen verbalen Trash-Talk mit den Gästen aus Oberberg liefern.
"Das war heute eine Miro-Schluroff-Show, aber den letzten nehm ich mir. Der hat heute so viel getan, da bin ich auch mal an der Reihe", kommentierte Siegtorschütze Kentin Mahé.
"Wir haben phasenweise in der Abwehr nicht den Zugriff gehabt. Da haben uns die Beine gefehlt und dann kommt Miro (Schluroff) mit einer unglaublichen Dynamik. Kenni (Mahé) stellt sein Licht unter den Scheffel, weil er eigentlich das Spiel steuert und hat auch die entscheidende Bude gemacht", kommentierte Schwalb die Äußerung seines ehemaligen Spielers.
"Miro hat die letzten zwei, drei Spiele gestruggled, er hat immer richtige Entscheidungen getroffen, war aber nicht effektiv. Ich bin einfach superstolz auf ihn, dass er heute das Team so getragen hat. Das wird auch vermutlich in den nächsten Wochen so sein, dass immer einer das Team auf seine Schultern nimmt und heute war es Miro", begründete Mahé im Nachgang.
"Wir haben die erste Halbzeit schon ein tolles Spiel in der ersten Viertelstunde gemacht, uns aber nicht richtig belohnt mit drei verworfenen Siebenmetern und technische Fehler in Überzahl. Da haben wir es uns unnötig schwer gemacht", so Schwalb. Erst Christoph Steinert beim Stand von 2:1 (4.), dann Hampus Olsson beim 4:2 (9.) und dann Tim Gömmel nach dem 8:9-Rückstand (21.). Mitten in der ersten Erlanger Schwächephase musste der Youngster die Verantwortung übernehmen.
Der 19-Jährige blieb auch in der Folge der Siebenmeterschütze - durchaus überraschend. Sieben Versuche versenkte er zwischen dem Tor zum 10:12 (25.) und dem 27:27 (59.), dazu nach das 19:23 (45.) aus dem Feld, das die entscheidende Aufholjagd einleitete. "Er hat uns die Stabilität gebracht. Wir bauen ihn jetzt wieder auf und er wird die nächsten Siebenmeter wieder reinmachen."
Für Kentin Mahé hatte die Erlanger Aufholjagd auch mit den eigenen nachlassenden Kräften zu tun, die Ausfälle von Julian Köster, Teitur Einarsson und Tom Kiesler erfordern einen entsprechenden Kraftakt gerade bei den Rückraumspielern.
"Die Intensität hat heute nachgelassen, es war das vierte Auswärtsspiel hintereinander und das merkt man dann auch", so der Franzose mit Blick auf die Reisen nach Leipzig, Stuttgart, Bietigheim und nun Bayreuth. "Wir freuen uns jetzt endlich auf ein Heimspiel", so Mahé mit Blick auf das Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt am Sonntagabend.
chs