07.10.2024, 06:00
Vor Topspiel in der Champions League
Vier Spiele und noch immer unbesiegt - zuletzt musste sich der neue Klub-Weltmeister Veszprém HC im Pavilhao Joao Rocha sich geschlagen geben, doch ausgerechnet in Nordmazedonien bei Eurofarm Pelister dann der erste Patzer mit einem Remis. Kann Sporting CP Lissabon sogar der ganz große Coup gelingen - der Gewinn der Königsklasse?
"Ich finde, dass sie bisher den attraktivsten Handball der Champions League spielen. Sie haben Veszprém zu Hause weggefetzt", erklärte Stefan Kretzschmar im Vodcast "Kretzsche & Schmiso" bei Dyn. "Die geben in jedem Spiel hundert Prozent. Die geben immer Vollgas. Da gibt's kein Halbgas. Sie rennen wie die Hasen, haben eine Teamchemie - die ist unfassbar. Sie haben eine Energie - die ist unfassbar. Das ist schon sehr beeindruckend, wie Sporting dieses Jahr spielt."
Die Erfolge der Portugiesen kommen auch für Jens Schöngarth nicht überraschend, schließlich spielte der 35-Jährige selbst zweieinhalb Jahre für die Grün-Weißen. "Die Entwicklung ist schon beeindruckend und hat damit eingesetzt, dass die Familie Costa zu Sporting gekommen ist", blickte der Linkshänder schon vor dem Duell gegen Veszprém zurück.
Im Sommer 2021 kam Ricardo Costa als neuer Chefcoach in die Hauptstadt, brachte als Leistungsträger auch gleich noch seine beiden Söhne mit. "Im ersten Jahr war es noch etwas schwieriger, weil Francisco noch sehr, sehr jung war und Martim am Anfang noch am Kreuzband verletzt war. Trotzdem hat uns damals nur ein einziges Tor zur Meisterschaft gefehlt gegen den FC Porto", so Schöngarth.
"Im zweiten Jahr kam dann der Durchbruch der beiden, die haben einen enormen Sprung gemacht. Auch da hat uns dann in meinem letzten Jahr ein einziges Tor gefehlt und in der European League sind wir damals an Magdeburg nur mit einem Tor gescheitert - das Potenzial der Mannschaft war dort aber schon abzusehen", urteilt der ehemalige deutsche Handball-Nationalspieler, der 2022 immerhin den Pokalsieg mit Sporting feierte.
"Wenn dir zwei Jahre in Folge nur ein Tor zur Meisterschaft fehlt und du dabei bist den Deutschen Meister aus der Europa League herauszuwerfen, dann spricht das schon für sich", so Schöngarth, der seinen Ex-Klub auch weiterhin verfolgt.
"Das Spiel gegen Fredericia (37:19) war schon brutal, die haben sie komplett auseinandergenommen und auch das Derby am Sonntag gegen Benfica mit sechzehn Toren (38:22) gewonnen, das ist schon echt stark. Viele der Leistungsträger sind erst Anfang 20, das ist schon außergewöhnlich."
Am letzten Wochenende wurde nun auch der Dritte ABC Braga mit 35:23 auswärts deutlich geschlagen, gemeinsam mit Melsungens Euroleague-Gegner FC Porto marschiert Sporting in der Liga souverän voran. Am 2. November kommt es auswärts zum ersten Spitzenspiel.
Punktuell wurde die Mannschaft weiterentwickelt, auch wenn neben den Costa-Brüdern die ganz großen Stars fehlen. Der Spanier Jan Gurri steht jetzt erst vor seinem Durchbruch in der eigenen Nationalmannschaft, der ägyptische Torhüter Mohamed Aly spielte letzte Saison bei Ciudad Logrono und dann half er beim Aufstieg der SG BBM Bietigheim mit.
Aber nicht nur Auftaktgegner Wisla Plock, den Sporting mit 34:29 besiegte, oder auch die Dänen könnten die Portugiesen schlagen, meint Schöngarth. Zumal der Hauptstadt-Klub in der Hauptrunde der vergangenen Saison in der EHF European League auch die diesjährigen Gruppengegner Dinamo Bukarest und Füchse Berlin schon zweimal besiegten. Im März 2023 waren die Portugiesen damit praktisch Europas bester Handball-Club.
"Mir fehlt die Illusion, warum sie auch zuhause gegen Paris nicht erfolgreich sein sollten. Zumal PSG noch nicht richtig da ist, da ist noch ordentlich Sand im Getriebe und im Pavilhao Joao Rocha ist immer eine außerordentliche Atmosphäre. Da kann ich mir schon vorstellen, dass sie Paris Paroli bieten und sie schlagen. Auch Pelister werden sie vermutlich hinter sich lassen", glaubt Schöngarth.
Knüpft Sporting an die Erfolge der Vorsaison an und gewinnt eventuell den Direktvergleich, dann könnten die Portugiesen nicht nur die Play-offs erreichen, sondern sogar um das direkte Ticket ins Viertelfinale kämpfen. In der laufenden Saison musste das Team um die Costa-Familie sich nur dem FC Barcelona (iberischer Supercup) geschlagen geben. Bei der 33:38-Niederlage Anfang September gewann Sporting zumindest den zweiten Durchgang mit 18:14.
Als nächstes wartet aber am heutigen Donnerstag (17. Oktober) erst einmal der Verfolger Füchse Berlin. Der Hauptstadtklub ist mit drei Siegen gestartet, allerdings gegen die drei schwächsten Teams der Gruppe A. Zum Auftakt unterlag das Siewert-Team noch Veszprem. Es folgte aber dann auch ein Sieg in Nordmazedonien bei Eurofarm Pelister sowie bei Fredericia HK und gegen Wisla Plock.
chs