02.09.2024, 06:00
"Haben einen wirklich guten Job gemacht"
Martin Schwalb hat für handball-world die Abschlusstabelle der Bundesliga-Saison 2024/25 getippt. Einen Klub sieht er überraschend weit oben. Der THW Kiel verpasst bei Schwalb - trotz Wolff-Transfer - knapp die Champions League.
In der Saison 2024/25 sieht Martin Schwalb den SC Magdeburg in der Daikin Handball-Bundesliga wieder ganz vorn. "Ich bin schon seit vielen Jahren begeisterter SCM-Zuschauer. Ich würde es ihnen wieder zutrauen. Warum nicht? Sie haben's ja bewiesen. Das ist schon toll, was sie da machen", so der ehemalige deutsche Nationalspieler und langjährige Trainer gegenüber handball-world.
"Mit Manuel Zehnder haben sie natürlich auch nicht gerade den schlechtesten Spieler, für die Art und Weise wie sie Handball spielen, dazubekommen. Außerdem ist Nikola Portner wieder dabei. Das sind alles schon Sachen, die für Stabilität sprechen. Sie sind sehr eingespielt und haben Spaß am Gewinnen, das merkt man", meint Schwalb.
Wo ordnet er den THW Kiel ein? "Der "böse" Wolff wird schon für eine Euphorie sorgen und eine Stabilität geben, die die Mannschaft braucht." Trotz Rückkehrer Andreas Wolff sieht Martin Schwalb den THW aber nicht auf dem zweiten Champions-League-Platz. "Ich glaube, die Flensburger sind noch einen Tick weiter als Kiel und Berlin. Wenn die Flensburger nicht wie letztes Jahr wieder am Anfang unnötig Punkte liegen lassen, sind sie fast auf Augenhöhe mit dem SC Magdeburg."
Am liebsten hätte Martin Schwalb die Tabelle ein bisschen nuancierter: "Flensburg auf 2, den THW auf 2,5 und die Füchse auf 2,75. Es wird ein richtig enges Ding." Er erklärt: "Es hängt natürlich auch viel von Verletzungen und Läufen ab. Und Stabilität: Wie spielst du dann Montagabend bei einem Abstiegskandidaten? Die Breite im Kader ist auch sehr wichtig. Ich finde, dass beim SC Magdeburg auf einem sehr hohen Niveau gewechselt werden kann."
Eine Überraschung ist sein Tabellenfünfter. Schwalb sieht dort die Rhein-Neckar Löwen. Sein Ex-Klub habe mit den Neuzugängen "einen wirklich guten Job gemacht." Martin Schwalb: "Martinovic und Heymann - das sind natürlich Hausnummern. David Späth wird immer stabiler, immer besser auf einem sehr hohen Niveau. Das ist für mich eine Mannschaft, bei der ich sage: Ja, die kann kommen. Denen traue ich die Überraschung zu."
Aus Schwalbs Sicht sind der VfL Gummersbach, die TSV Hannover-Burgdorf und die MT Melsungen eng beisammen. Die Gummersbacher Entwicklung gefällt ihm sehr: "Einfach geil, die Jungs. Sie spielen einen unglaublich tollen, attraktiven Handball. Sie haben sich ja fast schon in Rekordzeit in der Handball-Bundesliga sowas von etabliert."
Mit dem Star-Neuzugang des VfL, Kentin Mahé, hat der 61-Jährige in Hamburg zusammengearbeitet: "Kentin ist ein Sensationstyp und ein super guter Handballer. Ich glaube, er hilft ihnen wirklich weiter. Er ist jetzt in dem Alter, wo er noch mehr auf seine Mitspieler eingehen kann und auch wird. Das wird der Mannschaft sehr, sehr gut tun."
Frisch Auf Göppingen sei auch ein "spannendes Projekt", so Schwalb im Gespräch mit handball-world. Er erklärt: "Die haben ja alles durchgetauscht. Das Korsett der Mannschaft ist nicht mehr da. Die Göppinger haben die letzten fünf Jahre gefühlt immer wenn es eng war, Kozina den Ball gegeben. Nach dem Motto: Bitte hilf uns. Das können sie jetzt natürlich nicht mehr machen." Schwalb ordnet das Team des neuen Frisch Auf-Trainers Ben Matschke im umkämpften Tabellenmittelfeld ein.
Martin Schwalb hat in diesem Sommer ein Muster erkannt: "Es ist verwunderlich, dass so viele Klubs die Notwendigkeit gesehen haben, alles zu verändern. Das ist schon eine Überraschung." Der ehemalige Vize-Präsident des HSV Hamburg meint: "Wenn es viele gleichzeitig machen, wird es auch bei ein paar nicht so gut funktionieren. Und dann ist natürlich der Weg nach unten ein kurzer. Ruckzuck bist du im Abstiegskampf, wenn es mit dem neuen Trainer, dem neuen Abwehrchef, dem neuen Torhüter-Gespann nicht funktioniert."
Auf den ThSV Eisenach sieht Schwalb ein hartes Jahr zukommen: "Nach dem Abgang von Manuel Zehnder werden sie sich neu erfinden müssen. Nicht nur wegen seiner Tore. Zehnder hat so viel an Gefährlichkeit und Stabilität ausgestrahlt. Das wird der Mannschaft schon fehlen. Sie haben aber Silvio Heinevetter geholt. Vielleicht kann er der entscheidende Faktor sein. Silvio ist ein cooler Typ und passt unglaublich gut nach Eisenach." Die Thüringer schaffen in Schwalbs Prognose - im Gegensatz zu den Aufsteigern Bietigheim und Potsdam - den Klassenerhalt.
Der VfL Potsdam muss gleich mehrere schwerwiegende Abgänge kompensieren. Top-Torschütze Max Beneke, Spielmacher Moritz Sauter und Torhüter Lasse Ludwig sind ebenso weg wie Trainer Bob Hanning. "Das wird echt ein ganz harter, steiniger Weg. Was ich so Vereinen immer zurufe: Lasst euch was Besonderes einfallen, das ist die einzige Chance. So wie es die Eisenacher letztes Jahr gemacht haben. Wenn die Potsdamer einfach nur mitspielen und normal decken, dann werden sie es nicht schaffen", glaubt Martin Schwalb.
Platz | Verein | |
---|---|---|
1. | SC Magdeburg | |
2. | SG Flensburg-Handewitt | |
3. | THW Kiel | |
4. | Füchse Berlin | |
5. | Rhein-Neckar Löwen | |
6. | VfL Gummersbach | |
7. | TSV Hannover-Burgdorf | |
8. | MT Melsungen | |
9. | Handball Sport Verein Hamburg | |
10. | TBV Lemgo Lippe | |
11. | TVB Stuttgart | |
12. | Frisch Auf Göppingen | |
13. | HC Erlangen | |
14. | SC DHfK Leipzig | |
15. | HSG Wetzlar | |
16. | ThSV Eisenach | |
17. | SG BBM Bietigheim | |
18. | VfL Potsdam |
Niklas Beckmann