08.06.2024, 10:25
Letztes Länderspiel Ende April 2023
Noch vor etwas mehr als einem Jahr stand Till Klimpke im Tor der deutschen Handball-Nationalmannschaft und hatte gute Chancen auf die Heim-EM. Danach durchlebte er eine schwierige Phase, sorgte mit einem TV-Interview für Aufsehen und spielte im DHB-Team keine Rolle mehr. Nun fordert eine Torwarttrainer-Ikone: Klimpke (wieder) für Deutschland.
Jasmin "Jasko" Camdzic ist eine Torwarttrainer-Ikone im Handball. Er hat bei der HSG Wetzlar beispielsweise Top-Spieler wie Andreas Wolff und Benjamin Buric entwickelt. Seit einigen Jahren unter seinen Fittichen: Till Klimpke, das Eigengewächs der Mittelhessen. Camdzic ist bei der HSG mittlerweile zum Sportlichen Leiter aufgestiegen. Er attestiert seinem Schützling eine starke Entwicklung.
"Till hat in dieser Saison seine Reifeprüfung bestanden. Er war wirklich sehr konstant und in der Endphase teilweise sensationell gut. Er kommt mittlerweile an das Niveau heran, dass seine Vorgänger Andreas Wolff und Benjamin Buric hatten, als sie hier bei der HSG Wetzlar waren", so Camdzic im Interview mit dem vereinseigenen Pressedienst.
Im Dezember 2023 hatte Klimpke für Schlagzeilen gesorgt, als er in einem Interview den DHB um Bundestrainer Alfred Gislason heftig kritisierte. "Da sind viele Ahnlungslose", polterte der Mittelhesse. "Das ist halt politisch geführt... und dann kommt es halt mal so, dass man nicht eingeladen wird, wenn man nicht der beste Freund vom Bundestrainer ist", sagte Till Klimpke damals am Dyn-Mikrofon.
Er wurde auf die Nicht-Nominierung für den erweiterten EM-Kader angesprochen. Mit dem Fehlen im 35er-Aufgebot zerplatzten seine Hoffnungen auf eine Teilnahme bei der Heim-Europameisterschaft. Einen Tag später entschuldigte sich der Wetzlar-Torwart. Es dürfe ihm nicht passieren und es sei keine Entschuldigung, aber er bitte um Verständnis: "Meine Frustration und Enttäuschung ist aus mir rausgebrochen".
Camdzic, der auch Torwarttrainer der Schweizer Nationalmannschaft ist, betont nun: "Till ist auch in seiner Persönlichkeit gereift. Die Rolle als Kapitän hat er gut ausgeführt. Er war vorbildlich im Verhalten und immer absolut leistungsorientiert." Auf die Frage, ob Klimpke wieder für die Nationalmannschaft berufen werden sollte, antwortet Jasmin Camdzic: "Absolut. Seine abgelieferten Leistungen und die Statistiken sprechen ja für sich. Kein anderer deutscher Torwart hat in der abgelaufenen Bundesliga-Saison so viele Paraden aufzuweisen wie Till."
Tatsächlich: Beim Blick auf die Zahlen fällt auf, dass der mittlerweile 26-Jährige in der offiziellen Paraden-Statistik der abgelaufenen Bundesliga-Saison auf dem vierten Platz steht (291), knapp hinter dem Flensburger Kevin Möller (292) und dem Balinger Mohamed El-Tayar (295). Der Top-Torhüter in dieser Kategorie, Berlins Dejan Milosavljev, ist allen weit enteilt (367).
Der nächste Deutsche in der Liste ist Johannes Bitter (227). Christopher Rudeck kommt auf 210 Paraden. Daniel Rebmann (187), David Späth (177) und Silvio Heinevetter (166) folgen dahinter. Doch die reine Anzahl der gehaltenen Bälle ist die eine Sache, die Fangquote eine andere. In diesem Ranking steht Klimpke mit 28,23 Prozent ligaweit auf Rang 15.
Vor dem Wetzlarer Schlussmann stehen in den Löwen-Torhütern Joel Birlehm (28,28 Prozent) und David Späth (29,90 Prozent) zwei Konkurrenten um einen Platz in der Nationalmannschaft. Auch in dieser Kategorie liegt Klimpke vor Rudeck (27,56 Prozent) und Rebmann (26,98 Prozent).
Till Klimpke hat für die deutsche Handball-Nationalmannschaft bislang 19 Länderspiele bestritten. Zuletzt war er bei den EHF Euro Cup-Spielen gegen Spanien und Schweden Ende April 2023 für das DHB-Team im Einsatz. 2022 wurde er mit Deutschland EM-Siebter.
bec