22.03.2024, 14:56
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
10.285 Fans werden live dabei sein, wenn der THW Kiel die SG Flensburg-Handewitt wie gewohnt zum Duell um die Deutsche Meisterschaft empfängt. Das Aushängeschild der Handball-Bundesliga, Rekordmeister gegen Rekordvizemeister, der deutsche Handball-Clásico - mehr geht nicht.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Liest sich doch beinahe so, wie vor den Derbys der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, oder? Dass es diese Saison eben nicht mehr um die Meisterschaft geht, kann man schon mal überlesen. So ungewohnt ist es, dass keine der beiden Mannschaften schon vor Ostern keine Aktien mehr im Titelrennen hat. Trotzdem ist das 110. Nordderby aber selbstverständlich das größte, was die HBL zu bieten hat.
Diesmal ist es dann der Dritte gegen den Vierten. Der Gewinner darf zumindest noch auf das zweite Champions-League-Ticket hoffen. Aber auch ohne Tabelle: THW Kiel gegen die SG Flensburg-Handewitt - dieses Traditionsduell sorgt in jeder Halle, zu jeder Zeit und in jeder Konstellation für Knistern, Vorfreude und pure Begeisterung.
Diesen Samstagnachmittag gibt es folgerichtig nur einen Termin. Fürs Rasenmähen ist es zu früh, die Fußball-Bundesligakonferenz ist ohne Manni Breuckmann eh verzichtbar geworden und die Einkäufe müssen dann mal warten.
Denn um 15.40 Uhr ist Anpfiff in der Kieler Wunderino Arena, live zu sehen - erfreulicherweise auch in der ARD - und bei Dyn. Bilyk gegen Pytlick, Bellahcene gegen Buric, Peke gegen Golli. Auf beiden Seiten herausragende Torhüter, herausragende Einzelspieler und herausragende Fans. Es wird ein Fest an diesem Handball-Feiertag.
Dass es diesmal ausnahmsweise nicht um Platz eins geht, kann man bedauern. Als THW- oder Flensburg-Fan sowieso, aber auch als Handballfan im Allgemeinen. Denn diese absoluten Schlagerspiele hatten in der Vergangenheit nicht selten als Zünglein an der Waage im Meisterrennen sicher nochmal ein Prozent mehr Brisanz.
Man kann sich als neutraler Handballfan aber auch darüber freuen, dass sich mit Berlin und Magdeburg zwei Vereine zumindest mittelfristig mit in die erste Reihe gesellt haben. Das macht die stärkste Liga der Welt insgesamt nochmal attraktiver. Und es kratzt auch überhaupt nicht am Mythos dieses einzigartigen Nordderbys.
Kiel gegen Flensburg wird immer der Klassiker bleiben. So wie im Fußball Bayern gegen Dortmund auch unabhängig von der Tabelle immer etwas anderes sein wird als Leverkusen gegen Leipzig. Wobei - bevor sich die Füchse- und SCM-Anhänger zurecht auf die Füße getreten fühlen - Wiegert gegen Siewert schon deutlich geiler ist als Leverkusen gegen Leipzig.
Rund zwölf Jahre ist her, dass sich die Kieler 2012/13 trotz eines bockstarken Filip Jichas eine herbe Niederlage in Flensburg abholten und dadurch Platz eins vorübergehend an die Rhein-Neckar Löwen verloren. Jicha war mit neun Buden bester Werfer der Zebras, für Flensburg war es Holger Glandorf mit ebenfalls neun Toren.
Jetzt stehen sich die beiden wieder gegenüber. Jicha auf der Trainerbank des THW, Glandorf als Geschäftsführer der SG. Und beide werden ab Minute eins Probleme haben, aushalten zu müssen, dass sie nicht mehr selbst eingreifen können. Einmal Handballer, immer Handballer. Denn egal, wie das Spiel ausgeht und wer als Sieger aus dem 110. Nordderby hervorgeht - eine Garantie gibt es: Die Atmosphäre wird aufgeladen, die Stimmung überwältigend und die Fans werden begeistert sein.
Danke, THW Kiel, danke SG Flensburg-Handewitt, danke an alle Spieler und an alle Fans, die diesen ganz besonderen Handball-Feiertag gemeinsam möglich machen. Genießen wir ihn.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!
Daniel Duhr ist Autor der Reihe "Handballhölle", die allesamt zu Bestsellern geworden sind. Ebenso wie das kurz vor der EM erschienene Buch "Bock auf Handball", in dem Persönlichkeiten aus dem Handball wie Silvio Heinevetter oder Bob Hanning interessante Geschichten aus dem Handball erzählen und Bennet Wiegert beispielsweise über eine Auswärtstour nach Sibirien berichtet.
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Daniel Duhr