16.01.2024, 16:10
Schwestern über ihr Debüt bei Männer-EM:
Bei der Handball-EM der Männer sind auch die deutschen Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz im Einsatz. Für die Schwestern ist das Heim-Turnier ein Highlight.
Die Europameisterschaft in Deutschland ist nicht nur die Nationalmannschaft ein "Heimspiel", sondern auch für die deutschen Schiedsrichter-Teams. Für Tanja Kuttler (34) und Maike Merz (37) hielt ihr Debüt bei einer Männer-EM daher gleich ein ganz besonderes Highlight bereit.
"Bei der Erwärmung waren wir ganz in unserer Routine, aber als wir auf dem Spielfeld vorgestellt wurden, kam der Applaus von den Zuschauer bei uns an", berichtete Kuttler bei einer digitalen Medienrunde des Deutschen Handballbundes. "Das hat uns wahnsinnig stolz gemacht, dass Deutschland von den Rängen hinter uns stand." Das sei ein "ganz, ganz toller Moment" gewesen.
Die Schwestern sind das zweite Mal bei einem Großturnier der Männer im Einsatz, nachdem sie im Vorjahr schon bei der WM einige Spiele geleitet hatten. "Wir saugen alle Momente auf bei dieser EM, denn für uns gibt es hier auch unfassbar viel zu lernen", betonte Kuttler. Und Merz ergänzte: "Es ist überwältigend und macht viel Spaß. Einfach der Wahnsinn. Wir wollen zeigen, dass wir hierher gehören und mit den männlichen Kollegen mithalten können."
In Kuttler/Merz sowie Robert Schulze und Tobias Tönnies stellt der Deutsche Handballbund zwei Gespanne für die Europameisterschaft. Bei dem Heim-Turnier dabei zu sein, sei für sie "wie für jeden Sportler eine Ehre", freute sich Merz und erklärte an die Zuschauer gerichtet: "Ein großes Lob an die Fans; es ist toll, dass nicht nur die deutschen Spiele ausverkauft sind."
Vor ihrer EM-Premiere, bei der sie bisher die Duelle zwischen Titelverteidiger Schweden und Bosnien-Herzegowina sowie Weltmeister Dänemark und Griechenland leiteten, hatten die beiden Mütter einiges zu organisieren. "Wir haben, wie vor jedem Turnier, eine große Excel-Tabelle erstellt mit allen Kindern drin, mit der Betreuung morgens, mittags, abends, nachts. Das ist schon eine riesige Tapete", berichtete Merz.
In stundenlanger Planungsarbeit hätten sie die Versorgung ihrer Kinder durch Großeltern, Schwiegereltern, die Ehemänner und teilweise auch Freunde abgestimmt. Da zu Hause alles eingespielt sei, könnten sie ihre EM-Auftritte nun entspannt genießen: "Wir müssen uns keine Gedanken machen, dass etwas nicht funktioniert", sagte Merz.
So können sie den Fokus voll und ganz auf das Pfeifen - und ihre eigene Leistung - legen. Denn als eins der beiden Top-Teams in Deutschland sind sie längst Vorbilder für die nächste Generation - und das Interesse ist groß. „Wir geben mittlerweile auch wahnsinnig viel Autogramme und bekommen Nachrichten", sagt Merz nicht ohne Stolz. "Auch Jungs sagen: Ihr seid meine Vorbilder."
Sie nehmen diese Rolle gerne an. "Das bedeutet uns sehr viel", sagte Merz "Es gibt viele, die sich melden und sagen, das will ich auch mal machen. Darüber freut man sich natürlich." Die beiden Schwestern sind eben Schiedsrichterinnen mit Leib und Seele - nur, wenn das deutsche Team spiele, steht das Pfeifen nicht im Vordergrund, wie Merz mit einem Grinsen verrät: "Wir fiebern dann mit und setzen die Schiedsrichterbrille ab."
jun mit Material dpa/sid