03.09.2024, 14:08
DHB-Präsident schlägt Reform vor
Kurz vor dem Start der Handball-Bundesliga entbrennt eine große Diskussion um die Belastung der Topspieler. DHB-Präsident Andreas Michelmann bringt eine Reform des Ligasystems ins Spiel.
Europäische Super League? Verkleinerung der deutschen Eliteliga? Oder gar eine Eindampfung der internationalen Wettbewerbe? Pünktlich zum Start in die neue Saison der Handball-Bundesliga am Donnerstag nimmt die Diskussion um die Belastung für Stars wie Andreas Wolff so richtig an Fahrt auf. Ein Vorstoß von DHB-Präsident Andreas Michelmann sorgt für Aufsehen - und dürfte in der Ligaspitze nicht allzu gut ankommen.
"Der Handball muss in Gänze spürbar ran ans Programm, sonst besteht die Gefahr, dass sich unser Sport selbst auffrisst", sagte der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) der Fachzeitschrift Handballwoche. Soweit dürfte weitgehend Konsens bei vielen wichtigen Köpfen der Sportart herrschen. Seit Jahren ächzen Spieler, Trainer und auch Funktionäre angesichts der körperlichen und mentalen Anforderungen an die Spitzenkräfte. Doch wenn es um konkrete Veränderungen geht, weicht bislang keiner von seinen Interessen zurück.
Michelmanns nun geäußerte Ideen sorgen für frischen Diskussionsstoff - der 64-Jährige stellt das aktuelle europäische Ligasystem in Frage. Und damit auch den Status Quo der Bundesliga. "Unsere Top-Spieler sind letztendlich in zwei Top-Ligen gefordert. Ich wäre gespannt auf die Diskussion, alle nationalen Ligen unter das Dach einer europäischen Handball-Liga zu stellen", sagte der Funktionär.
Es brauche "fundamentale Änderungen", und dazu müsse der Handball "möglicherweise raus aus bestehenden Strukturen: Warum sollen wir also für den Vereinshandball nicht in einem europäischen Zusammenhang denken und ein länderübergreifendes Ligasystem entwickeln, das beispielsweise die Konkurrenz zwischen Champions League und Bundesliga auflöst?"
Es klingt ein Stück weit wie die bislang gescheiterte Idee einer Super League im europäische Fußball. Aber auch eine Reduzierung der hiesigen Topklasse sieht Michelmann als denkbares Szenario, die Stärke der Liga und der enge Wettbewerb seien "Fluch und Segen". Bis auf Frankreich und Dänemark gebe es mit Abstrichen keine vergleichbar starken Spielklassen in Europa. Die Topklubs anderer Nationen seien "einfach auf die Champions League als große Bühne angewiesen", sagte Michelmann.
Gedanken an eine Liga-Verkleinerung von 18 auf 16 Klubs hat HBL-Boss Frank Bohmann aber immer wieder eine deutliche Absage erteilt. 2021 hatte Bundestrainer Alfred Gislason dafür plädiert und prompt einen Konter hinnehmen müssen. "Da wird er auf einen Granit stoßen, der nicht durchzubeißen ist", sagte Bohmann, der jüngst auch einen Vorstoß zur Belastungsproblematik wagte: "Aus Sicht der Profiligen und vermutlich auch der Spieler müsste die im Januar stattfindende WM nach den Olympischen Spielen eigentlich entfallen."
Das wiederum gefällt Michelmann nicht, der die Nationalmannschafts-Events als "alles überstrahlende Leuchttürme" des Handballs bezeichnete: "Diese Turniere geben Winter für Winter Orientierung und Energie."
Die Diskussion geht damit weiter - eine Lösung für die strapazierten Profis ist aber nicht in Sicht.
SID