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Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
… und was passiert, wenn es die SG Flensburg-Handewitt im Klassiker erwischt? Die Aussichten für beide Mannschaften sind so wechselhaft wie das Novemberwetter. Klar ist: Stabiler Hochdruckeinfluss dürfte sich nur beim Gewinner einstellen, dem Verlierer dagegen drohen die ersten Gewittervorboten.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Einen besseren Werbefilm als die beiden Pokalspiele im Vorfeld des 111. Nordderbys hätte sich wohl niemand ausdenken können. Die SG Flensburg-Handewitt revanchierte sich für die knappe Liga-Pleite mit einem deutlichen 33:26-Sieg bei der TSV Hannover-Burgdorf. Und der THW Kiel schmiss nach der Neun-Tore-Reise bei den Füchsen Berlin Titelverteidiger SC Magdeburg aus dem Pokal. Damit haben beide Mannschaften ihre Brust pünktlich zum Showdown maximal breit aufgepumpt.
Dass auf Flensburg und dem THW wie vor jedem Nordderby so viel Druck wie auf einem Rennradreifen lastet, ist klar. Und doch sind die Vorzeichen, wenn die Kieler am Sonntag (17. November, 14 Uhr) in der Wunderino-Arena die Flensburger mit minimaler Gastfreundschaft empfangen, andere als sonst. Denn anders als gewohnt, spielen nicht der Erste und der Zweite der Liga gegeneinander. Anders als gewohnt, geht es ganz akut nicht um Platz eins, sondern nur darum, den Anschluss an die Tabellenspitze zu halten. Und beide Mannschaften hatten diese Saison schon den ein oder anderen Platten.
Die Leistungen beider Teams, deren Meisterschaftsambitionen sich schon allein aus dem Kader (Flensburg) und dem Selbstverständnis plus Kader (Kiel) ableiten lassen, schwankten an den ersten neun Spieltagen enorm. Nicht nur von Spiel zu Spiel - manchmal sogar von Halbzeit zu Halbzeit. Die SG Flensburg-Handewitt hat gegen Magdeburg und Hannover verloren, dazu kam ein Unentschieden in Gummersbach. Macht minus fünf.
Der THW hat gegen die Löwen, gegen Melsungen und in Berlin verloren. Macht minus sechs. In manch früherer Saison wäre damit der Meisterschaftszug so gut wie abgefahren. In dieser Spielzeit aber haben auch die anderen Teams oben schon erste Federn gelassen. Und da Tabellenführer Melsungen und Titelverteidiger Magdeburg schon am Samstag gegeneinander spielen, kommen weitere Minuspunkte dazu - bei wem auch immer.
Was heißt das für das mit maximaler Spannung und maximaler Vorfreude erwartete 111. Nordderby? Erstens: Der Verlierer könnte nach dem Wochenende schon fünf (Flensburg) oder gar sechs (Kiel) Punkte Rückstand auf die Spitze haben. Der Gewinner dagegen könnte je nach Ausgang der anderen Partien auf einen Zähler (Flensburg) beziehungsweise zwei (Kiel) an Melsungen heranrücken und damit ganz oben schritthalten.
Zweitens: Auf den Verlierer könnten stürmische Zeiten zukommen. Denn nach dem zehnten Spieltag den Kreis der Titelfavoriten erstmal zu verlassen, ist das Gegenteil von dem, was man sich gewünscht hatte und was Ruhe bringt. Und drittens: Der Gewinner wird von Aufwind getragen und kann erstmal durchatmen. Zumindest einen Tag, weil in der European League Sesvete und Torrelavega warten.
Einen Lichtblick wird es aber auch für den Verlierer geben, selbst dann, wenn erste dunkle Wolken im hohen Norden oder im ganz hohen Norden aufziehen sollten. Denn: Die Bundesliga ist dieses Jahr so eng beieinander, dass es die größte Überraschung wäre, wenn es keine weiteren großen Überraschungen mehr geben würde.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!