10.11.2024, 15:09
Schmerzmittel-Einsatz im Fokus
In einer vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderte Studie zum Schmerzmittel-Einsatz im Handball gaben 70,7 Prozent der 1404 befragten Spielerinnen und Spieler an, dass sie bereits einmal Schmerzmittel im Zusammenhang mit dem Sport eingenommen haben, 55,6 Prozent auch im Laufe der letzten Saison.
Der Schmerzmittel-Einsatz im Handball sorgt bereits seit einigen Jahren für Gesprächsstoff, im Sommer 2020 heizte eine Dokumentation der ARD die Diskussion noch einmal an. Die meisten Schmerzmittel fallen nicht unter die Doping-Regularien, anekdotisch berichten viele Akteure aber in den verschiedenen Leistungsklassen sogar von einer regelmäßigen, vermeintlich prophylaktischen, Einnahme vor den Spielen. Im vergangenen Jahr belegte eine Metastudie, dass der Schmerzmittelkonsum in vielen Bereichen des Spitzen- und Leistungssports zu einem Problem geworden ist.
Zur Situation im Handball wurde unter der Leitung von Dr. Jannika John von der Universität Tübingen und Prof. Dr. Ansgar Thiel, der zum Zeitpunkt der Projektdurchführung an der Universität Tübingen tätig war, eine vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderte und vom DHB unterstützte Studie geführt. "Figurationen des Schmerzmitteleinsatzes im Spitzenhandball - Regulierungsmuster und Interdependenzgeflechte (Fidelis-Studie)", so der offizielle Titel des Projekts, für das 44 aktive Nationalspielerinnen und Nationalspieler sowie Akteure aus ihrem Umfeld qualitativ interviewt und weitere 1404 quantitativ befragt wurden.
"Insgesamt 71 % der Spielerinnen bzw. Spielern gaben an, bereits Schmerzmittel im Zusammenhang mit dem Sport eingenommen zu haben", berichtet das BiSP auf seiner Webseite von den Ergebnissen und fügt an: "Besonders im Seniorenbereich ist der Schmerzmittelkonsum verbreitet, was darauf hindeutet, dass der Kontakt zu Schmerzmitteln mit zunehmendem Alter steigt. Durchschnittlich wurden Schmerzmittel bei jedem fünften Spiel und jedem zehnten Training konsumiert."
"Da die zumeist eingenommenen Schmerzmittel in Apotheken für die Spielerinnen und Spieler frei verfügbar sind, erscheint die Informationsverbreitung über Risiken und Nebenwirkungen durch Ärztinnen und Ärzte sowie Trainerinnen und Trainern besonders wichtig", wird als eine der Praxisableitungen aufgeführt, Aufklärungs- und Präventionsstrategien für einen nachhaltigeren und verantwortungsbewussteren Umgang mit Schmerzmitteln gefordert. Der Forschungsgruppe zu Folge solle der Gesundheitsschutz und die langfristige Leistungsfähigkeit in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt werden.
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