vor 6 Stunden
Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erschüttert die gesamte Republik - auch den Sport: Auf Antrag des SC Magdeburg wurde das eigentlich für Sonntag angesetzte Spiel in der Handball Bundesliga gegen den ThSV Eisenach verlegt.
Mindestens vier Tote, unter ihnen ein Kleinkind, sowie zahlreiche Schwerstverletzte und Verletzte sind in Magdeburg zu beklagen, nachdem ein Mann mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge gefahren ist.
"Ich bin erschüttert, zutiefst betroffen und mit dem Herzen bei den Opfern und ihren Angehörigen", sagte die Oberbürgermeisterin Simone Borris auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Sie kündigte vor dem Westportal der Johanniskirche eine Stelle für Trauernde sowie eine Gedenkstunde im Dom ankündigte.
Die Ottostadt Magdeburg sagte schon am gestrigen Freitagabend über den Kurznachrichtendienst X bis zum 23.12. alle Kulturversanstaltungen in der Stadt ab. "Als Zeichen der Trauer bleiben in Magdeburg alle städtischen Kultureinrichtungen, darunter das Theater, das Puppentheater und die Museen, in den kommenden Tagen geschlossen", hieß es in einer Pressemitteilung der Stadt Magdeburg.
Am Samstag erklärte der SC Magdeburg die Absage des für Sonntag in der Handball Bundesliga vorgesehenen Spiels gegen den ThSV Eisenach. Die Liga habe einem entsprechenden Antrag in Abstimmung mit dem ThSV Eisenach zugestimmt.
"Die gestrigen schlimmen Geschehnisse, die zahlreiche Opfer und Verletzte gefordert haben, erfüllen uns mit tiefer Trauer und Mitgefühl. Aus Respekt gegenüber den Betroffenen und ihren Angehörigen haben wir uns dazu entschlossen, den Antrag auf Verlegung des Spiels zu stellen. In einer solch schweren Stunde möchten wir unsere Solidarität und Anteilnahme zeigen", so der Handball-Bundesligist.
"Ob das Heimspiel am 26. Dezember gegen den HC Erlangen planmäßig ausgetragen werden kann, ist derzeit noch nicht entschieden. Wir werden die Entwicklungen in den kommenden Tagen sorgfältig beobachten und alle Entscheidungen in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und der HBL treffen", fügte der Verein mit Blick auf das letzte Heimspiel vor der WM-Pause an.
"Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen der gestrigen Ereignisse, und wir danken den Sicherheits- und Einsatzkräften für ihren unermüdlichen Einsatz. Wir bitten unsere Fans um Verständnis für diese Maßnahme und danken ihnen für ihre Unterstützung und Solidarität", so der SC Magdeburg.
"Der SC Magdeburg in Abstimmung mit dem ThSV Eisenach sowie die Handball-Bundesliga reagieren mit der Spielabsage auf die Amokfahrt, mit der der Täter am Freitagabend auf brutalste Art und Weise auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt zugeschlagen hat", bestätigte auch die Handball Bundesliga die Spielabsage.
"Die Handball-Bundesliga und alle Clubs beider Profiligen verurteilen diesen verbrecherischen und menschenverachtenden Anschlag auf das Schärfste und sprechen den Angehörigen und der gesamten Stadt Magdeburg tief empfundenes Beileid aus. Die Handball-Bundesligen trauern um die Toten und wünschen den zahlreichen Verletzten baldige und vollständige Genesung", so die Liga.
Die HBL empfiehlt für alle weiteren Bundesligapartien eine Schweigeminute, um den Opfern zu gedenken. "Diese Empfehlung gilt für alle Partien in der DAIKIN HBL und 2. HBL, die bis zum Ende dieses Jahres zwischen dem 21. und einschließlich 27. Dezember 2024 angesetzt sind. Damit soll ein gemeinsames Zeichen gegen den menschenverachtenden Anschlag in Magdeburg und für ein friedliches Miteinander gesetzt werden", heißt es in einer Pressemeldung.
"Der gesamte Profihandball steht zusammen gegen all diejenigen, die es auf unseren Lebensstil abgesehen haben und unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft bedrohen", betont die Handball Bundesliga. "Wir alle sind weiter gefordert, alles dafür tun, damit jeglicher Form demokratiegefährdender Gewalt der Nährboden entzogen wird. Hierfür kann der organisierte Sport einen wichtigen, völkerverbindenden Beitrag leisten."
Der SC Magdeburg musste bereits einmal ein Spiel in der Handball-Bundesliga komplett ausfallen lassen. Im Juni 2013 sorgte ein Elbehochwasser dafür, dass die Partie vom letzten Spieltag der Saison nicht ausgetragen wurde.
Der Ligaverband hatte damals eine Spielverlegung abgelehnt, die Überlegungen für einen Umzug nach Aschersleben wurden damals verworfen. Der Verein nahm dabei die Niederlage am Grünen Tisch im Kauf, eine gemeinsame Entscheidung aufgrund der Lage vor Ort - die Spieler waren unterdessen als Fluthelfer im Einsatz.
red mit Material SCM, HBL, dpa