03.01.2024, 17:47
Routinier und Rookie
Bei der Heim-EM setzen die deutschen Handballer im Tor auf einen Mix aus Erfahrung und jugendlichem Enthusiasmus: Nicht nur der Bundestrainer ist von seinem Gespann Andreas Wolff und David Späth überzeugt.
Ein Routinier und ein Rookie sollen das deutsche Tor bei der Handball-EM in der Heimat vernageln. Bundestrainer Alfred Gislason setzt große Hoffnungen in Ex-Europameister Andreas Wolff und U21-Weltmeister David Späth, die dem DHB-Team bei der Medaillen-Mission den nötigen Rückhalt geben sollen. "Das Duo funktioniert sehr gut. David ergänzt sich super mit Andi", sagte Gislason über sein Torwart-Gespann für die Endrunde vom 10. bis 28. Januar.
Beim Härtetest gegen Portugal an diesem Donnerstag (16.00 Uhr/ARD) in Flensburg kann das Duo eine erste Kostprobe seines Könnens abliefern. Im Duell mit den spielstarken Südeuropäern dürften sich reichlich Gelegenheiten dazu bieten. Vor allem für Andreas Wolff wird es eine wichtige Standortbestimmung nach seiner langen Verletzungspause im Herbst.
Nachwirkungen seines im August erlittenen Bandscheibenvorfalls spürt der Europameister von 2016 mittlerweile nicht mehr. "Mir geht es gut. Ich bin fit", sagte Andreas Wolff kurz vor Silvester zum Abschluss des ersten EM-Vorbereitungslehrgangs der Deutschen Presse-Agentur. Der 32-Jährige hatte Anfang November gegen Ägypten ein kurzes Comeback gegeben, spielte danach bei Kielce wieder im Verein und jetzt möchte er mit dem DHB-Team wieder richtig durchstarten.
"Dass es bei ihm wieder gut aussieht, ist sehr erfreulich. Darüber bin ich extrem froh und erleichtert", sagte Bundestrainer Alfred Gislason in einem dpa-Gespräch mit Blick auf den Torhüter, der eine zentrale Säule bei der Heim-EM werden kann. "Andi war einer unserer wichtigsten Männer bei der WM und ist für uns kaum zu ersetzen. Er ist ein sehr erfahrener Torwart, der trotz seines Temperaments viel Ruhe ausstrahlt."
Davon kann auch sein Kompagnon profitieren - schließlich erlebt David Späth seine erste EM. Für den 21-Jährigen geht damit ein Traum in Erfüllung. "Sein Land bei einem großen Turnier zu repräsentieren, ist das Größte, was man als Sportler erleben kann", sagte der Keeper Rhein-Neckar Löwen - der unter anderem im Pokalfinale beim Titelgewinn der Mannheimer seine Qualitäten zeigte.
Alfred Gislason hält große Stücke von dem Senkrechtstarter, der gegen Portugal erst sein drittes Länderspiel bestreiten wird. "Er war schon vor seinem Debüt dreimal bei einem Lehrgang dabei und hat immer eine überragende Figur abgegeben. Der Junge ist ein Riesentalent und jemand, der für Stimmung sorgen kann", sagte der 64 Jahre alte Isländer über David Späth, der dies zuletzt auch bei den Länderspielen gegen Ägypten unter Beweis stellte.
David Späth besticht nicht nur durch gute Reflexe, sondern auch durch seine Unbekümmertheit und seine Emotionen, denen er auf dem Parkett stets freien Lauf lässt. "Er hat eine enorme Präsenz, starke Körperlichkeit und den nötigen Instinkt. Er ist ein super Keeper mit dem Herz auf dem rechten Fleck und wird seinen Weg gehen", sagte Vereinskollege Juri Knorr über David Späth.
Dessen Stern könnte bei der EM richtig aufgehen - so wie es bei Andreas Wolff vor acht Jahren der Fall war. Der bärtige Hüne reiste damals als Nummer zwei hinter Carsten Lichtlein zur Handball-Europameisterschaft nach Polen und kehrte nach dem Gold-Triumph als gefeierter Held zurück. "All die Dinge, von denen man als Kind geträumt und die man sich als Ziele gesetzt hat, wurden dort plötzlich Wirklichkeit", erzählte Wolff unlängst.
Seit 2016 gab es eine ordentliche Rotation zwischen den deutschen Pfosten. Wolff blieb als Konstante. "Andi Wolff beweist seit Jahren seine Qualität. Er ist die unangefochtene Nummer eins", sagte Henning Fritz über den 32 Jahre alten Schlussmann vom polnischen Topverein Industria Kielce.
Fritz, selbst sowohl Europameister 2004 wie auch Weltmeister 2007, sieht die deutsche Handball-Nationalmannschaft auf der Torhüterposition für die Heim-Europameisterschaft "sehr gut aufgestellt". Das Duo mit dem routinierten Andreas Wolff und U21-Weltmeister David Späth "ist auch meine Idealkonstellation. Das ist perfekt", sagte Fritz der Deutschen Presse-Agentur.
Späth sei mit 21 Jahren zwar noch jung, "hat aber schon mehrfach gezeigt, wozu er in der Lage ist. Und das im Verein und auch auf internationalem Parkett. So etwas habe ich bei so einem jungen Mann selten gesehen", lobte der frühere Welthandballer den EM-Neuling vom Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen. "Beide kennen ihre Rolle. Es ist die perfekte Konstellation."
Eric Dobias und Jordan Raza, dpa, red