20.12.2024, 16:41
Letztes Bundesliga-Spiel der Torhüter-Legende
Mit Johannes Bitter beendet der letzte noch aktive Handball-Weltmeister von 2007 seine Karriere. Den letzten Auftritt als Profi hat die Torhüter-Ikone am Sonntag.
Plötzlich hallen "Jogi, Jogi"-Sprechchöre an diesem historischen 4. Februar 2007 durch die Köln-Arena. Johannes Bitter, der Mann mit der Nummer 12, schlurft in Richtung des deutschen Tores und schaut noch einmal verstohlen rüber zu Henning Fritz, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Knöchel hält. Dann legt Bitter los, zeigt nach seinem Kaltstart von der Bank immer wieder starke Paraden - und schlägt mit der Schlusssirene als Weltmeister fassungslos die Hände vors Gesicht.
Fast 18 Jahre ist das sensationelle Wintermärchen der deutschen Handballer mittlerweile her - und am Sonntag (22. Dezember) beendet mit Bitter der letzte Finalheld auch endgültig seine große Karriere. "Ich bin sicher, dass es emotional wird", sagte der 42-Jährige dem NDR mit Blick auf eine pickepackevolle Barclays-Arena in Hamburg, die mit dem Nordduell gegen die SG Flensburg-Handewitt (15 Uhr/Dyn) einen passenden Rahmen bieten wird: "Ich freue mich unwahrscheinlich über die Wertschätzung, dass so viele Leute zu diesem Spiel kommen und mich noch einmal im Trikot sehen wollen."
Es wird eine große Party, die Spieler des HSVH Hamburg laufen in weißen Sondertrikots mit "Jogi-Prägung" auf. Bereits im Oktober hatte Bitter das sofortige Ende seiner Karriere angekündigt, nachdem bei seinem Klub die beiden Torhüter Robin Haug und Mohamed El-Tayar ihre Verletzungen überwunden hatten. Statt in die Trainingshalle zieht es den 2,05-Meter-Mann seither als neuen Sportdirektor auf die Geschäftsstelle.
Klar, "das Körperliche, dieses jeden Tag in der Halle mit den Jungs schwitzen" vermisse er schon, sagte Bitter in der "Auszeit" von Dyn. Er sei aber "halbwegs weich gefallen", weil es für ihn in seinem Klub weitergehen "in einer neuen, tollen Position".
Nun streift er noch einmal das Trikot über - und hofft auf einen Einsatz. Das letzte seiner 657 Bundesligaspiele beschließt eine große Karriere mit dem frühen Höhepunkt bei der WM 2007, es sollten weitere Glanzmomente folgen. Bitter, der seine Profikarriere beim SC Magdeburg begonnen hatte und im Verlauf seiner Karriere auch für den TVB Stuttgart spielte, ist Pokalsieger 2010, Deutscher Meister 2011 und Champions-League-Sieger 2013 mit Hamburg - ein Titel, der ihm besonders viel bedeutet. Hinzu kommen 175 Einsätze im Nationaltrikot, das letzte im März 2023, ebenfalls in seiner Wahlheimat.
"Es war eine mega geile Zeit, ich habe so viele schöne Sachen erleben dürfen und so viel gelernt für mein Leben. Der Handball hat mich als Person geformt", sagte Bitter, der seinerseits dem Sport viel gegeben hat. Und am Sonntag wohl noch einmal mit "Jogi, Jogi"-Sprechchören gefeiert wird.
SID