29.01.2024, 11:32
Pro und Contra
Die deutschen Handballer verabschieden sich mit drei Niederlagen von der Heim-EM. Trotzdem steht am Ende Platz vier und damit die beste Turnier-Platzierung unter Alfred Gislason. Soll der Vertrag mit dem Bundestrainer nun verlängert werden?
Die Tendenz ist klar. Wenn die Bosse des Deutschen Handballbundes (DHB) Mitte Februar in Hannover tagen, steht auch die Zukunft von Bundestrainer Alfred Gislason auf der Agenda.
Der Vertrag des Isländers läuft in diesem Jahr aus, zumindest er selbst würde aber sehr gerne weitermachen - und das wollen grundsätzlich auch die DHB-Verantwortlichen.
Mit dem Halbfinale war bei der Heim-EM das Mindestziel erreicht worden, auch bei der Mehrheit der Anhänger und Spieler ist der 64-Jährige beliebt.
Darum deutet derzeit Vieles daraufhin, dass er die Mannschaft bis zur Heim-WM 2027 führen wird. Aber wäre das auch die richtige Entscheidung?
Seit seiner Amtsübernahme Anfang 2020 hat Gislason mit der DHB-Auswahl bei einem großen Turnier nie besser abgeschnitten als nun mit dem vierten Platz bei der EM im eigenen Land.
Die starke Leistung im ersten Durchgang gegen Dänemark unterstreicht, dass in der jungen Mannschaft tatsächlich das große Potenzial schlummert, das Gislason ihr nicht nur einmal unterstellt hat.
Mit seiner Ruhe, Erfahrung und Souveränität ist ihm zuzutrauen, dass er dieses Potenzial spätestens mit Blick auf die Weltmeisterschaft in drei Jahren endgültig freisetzt. Wenn jemand weiß, wie man Titel gewinnt, dann Gislason - und ein großer Titel sollte spätestens 2027 dann auch das klare Ziel sein.
Ein „Fels in der Brandung" solle Gislason für das unerfahrene deutsche Team sein, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann nicht nur einmal. Und das ist der Ex-Trainer des THW Kiel allein schon durch alles, was er während seiner langen Karriere erlebt hat.
Zudem sollten sich alle potenziellen Kritiker eine wichtige Frage stellen: Wer sollte es eigentlich besser machen als er? Alternativen gibt es auf dem Trainermarkt kaum, vor allem keine mit einem ansatzweise vergleichbaren Lebenslauf.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich die reinen Ergebnisse beim Heim-Turnier alles andere als berauschend lesen. In neun Spielen gab es vier Siege, vier Niederlagen und ein Unentschieden.
Eine große Handball-Nation konnte wieder nicht besiegt werden. Zudem gab es teils desolate Auftritte wie gegen Österreich oder im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Kroatien.
Durch die Niederlage im abschließenden Spiel gegen Schweden wurde nicht nur die Bronzemedaille, sondern vor allem die direkte Olympia-Qualifikation verpasst.
Gislason würde in Zukunft also auch daran gemessen werden, ob er das Ticket für die Sommerspiele in Paris nachträglich in einem Qualifikationsturnier lösen kann.
Bewertungsgrundlagen wird es also auch in den nächsten Wochen und Monaten mehrere geben - sollte Gislason denn weitermachen dürfen. Aber danach sieht es klar aus.
Nils Bastek