25.07.2024, 18:14
Rechnung mit Kantersieg korrigiert
Die Olympia-Rechnung für die Handball-Frauen aus Deutschland war einfach: Südkorea und Slowenien schlagen, damit das Ticket ins Viertelfinale sichern und mit Punkten gegen Schweden, Dänemark und Norwegen die Platzierung in der Gruppe und somit die Ausgangslage verbessern. Doch nach dem ersten Spiel ist diese Rechnung durchkreuzt.
Emily Bölk schüttelte immer wieder den Kopf, bei Antje Döll flossen nach dem verpatzten Olympia-Comeback sogar die Tränen. "Es ist enttäuschend, das war zu wenig", sagte Döll nach dem 22:23 (10:11) gegen Asienmeister Südkorea mit brüchiger Stimme. Statt Rückenwind für die Medaillenmission in Frankreich aufzunehmen, erlebten Deutschlands Handballerinnen beim Start in die Sommerspiele eine böse Überraschung.
Dabei schien nach einem schwierigen ersten Abschnitt beim 18:14 eine Viertelstunde vor dem Ende der Knoten gelöst, doch die Fehler in der Offensive blieben zu hoch - beim 20:21 lag die DHB-Auswahl wieder zurück und am Ende hieß es 22:23. "Das haben wir uns anders vorgestellt. Südkorea war die Mannschaft, gegen die wir Punkte holen müssen", räumte Kapitänin Bölk gegenüber dem SID ein.
"Wir müssen die Punkte jetzt irgendwo anders her bekommen", forderte Xenia Smits. Denn mit 0:2 Punkten stehen die DHB-Frauen jetzt unter Druck. Theoretisch könnte ein Sieg gegen Slowenien reichen, wenn diese dann ihrerseits gegen Südkorea gewinnen und keines der Teams gegen Schweden, Dänemark oder Norwegen punktet.
In einem Dreier-Vergleich mit drei Teams mit je zwei Pluspunkten würde dann die in den Spielen gegeneinander erzielte Tordifferenz entscheiden. Südkorea trifft bereits am Sonntag im nächsten Spiel auf Slowenien, das heute mit 19:27 gegen Dänemark unterlag. Gewinnt Slowenien, wüsste Deutschland, wie hoch der Sieg gegen Slowenien am dritten Spieltag ausfallen müsste, um einen eventuellen Dreier-Vergleich für sich zu entscheiden.
Um nicht auf den Dreier-Vergleich angewiesen zu sein oder dafür gewappnet zu sein, wenn Korea gegen Slowenien nachlegt und auf drei oder vier Punkte erhöht oder einer der beiden Konkurrenten um den vierten Platz gegen die favorisierten Teams aus Schweden, Dänemark oder Norwegen punktet, bleiben Deutschland unterdessen nur eigene Überraschungen gegen das Nord-Trio.
Mit einem Sieg am Sonntag gegen Schweden könnte Deutschland die Tür ins Viertelfinale wieder aufstoßen. Für Hoffnung sorgt dabei, dass auch die Konkurrenz unter Druck steht: Slowenien unterlag gegen Dänemark mit 19:27 und Schweden droht gegen Medaillenfavorit Norwegen ebenfalls eine Auftaktniederlage.
Nach den Duellen gegen Schweden und Slowenien warten auf die DHB-Frauen mit Dänemark und Norwegen dann allerdings zwei Gold-Anwärter. Beide Teams standen sich 2022 im EM-Finale gegenüber und holten auch beide bei der WM im letzten Jahr eine Medaille. Allerdings könnte die Außenseiterrolle den DHB-Frauen liegen: Schon bei der vergangenen WM konnte man Dänemark zumindest Paroli bieten, unterlag nur knapp.
Die Qualifikation für die K.O.-Phase ist weiterhin aus eigener Kraft möglich, ebenso eine bessere Platzierung oder sogar der Gruppensieg. Mit Blick auf das Viertelfinale könnte dies von entscheidender Bedeutung sein, denn im Überkreuzvergleich warten die vier besten Teams aus der Gruppe B mit unter anderem den Niederlanden, Ungarn und Gastgeber Frankreich sowie Brasilien, das heute Spanien mit 29:18 bezwang.
Zunächst aber dürfte der Fokus auf dem nächsten Spiel liegen. Bei der letzten Olympia-Teilnahme 2008 waren die DHB-Frauen übrigens mit einem Sieg ins Turnier gestartet, hatten dann aber die verbleibenden vier Partien allesamt verloren, die letzten drei gegen Ungarn, Schweden und Russland mit nur einem Tor - so wie jetzt den Auftakt gegen Südkorea.
cie, chs mit Material SID