vor 1 Tag
Kein Ersatz-Schiedsrichter vor Ort
Schrecksekunde in der EHF Champions League beim Spiel zwischen One Veszprem HC und Sporting CP Lissabon, denn Schiedsrichter Mads Hansen musste die Partie am Ende ohne seinen Gespannpartner über die Bühne bringen.
Mads Hansen ist ein erfahrener Schiedsrichter. 24 Jahre bildete er gemeinsam mit Martin Gjeding ein Gespann und schaffte es in die europäische Spitze. Seit 2020 pfeift er nun an der Seite von Jesper Madsen, der aber beim gestrigen Spiel in der EHF Champions League zwischen One Veszprem HC und Sporting CP Lissabon plötzlich ausfiel. Der 47-Jährige war plötzlich alleine auf sich gestellt, musste die Spitzenpartie in der Königsklasse alleine zu Ende bringen.
Sein Gespannpartner Madsen fiel kurz vor der Pause beim Stand von 15:17 aus, nach fünfminütiger Unterbrechung ging es nach einer Behandlung weiter. "Das Verrückte daran ist, dass wir über ein Headset miteinander kommunizieren. Wenn Jesper also umfällt und wieder zu sich kommt, kann ich in einiger Entfernung stehen und mit ihm reden, während jemand versucht, sich um ihn zu kümmern", berichtet Hansen bei TV2 Sport.
Es war das Spitzenspiel in der Gruppe A der Königsklasse, bei dem es auch um die direkte Qualifikation für das Viertelfinale ging. "Die Spieler und Funktionäre wissen automatisch, dass manche Dinge schwieriger sind, weil nur eine Person auf dem Platz steht. Ich habe in der zweiten Halbzeit, die relativ knapp war - am Ende hat Veszprém mit einem Tor gewonnen - erlebt, dass es nicht viele Proteste gibt, weil jeder die Prämisse anerkennt, dass ich allein die Verantwortung trage", so Hansen über den 33:32-Sieg der Ungarn.
Die Portugiesen fielen hingegen hinter Paris zurück und benötigen nun im Dreikampf mit PSG und den Füchsen Berlin um Platz 2 dringend Schützenhilfe der Ungarn, die noch gegen beide Kontrahenten spielen. Lissabon trifft noch zuhause auf Fredericia und auswärts auf Wisla Plock.
"Ich merkte schnell, dass es nicht daran lag, dass er über etwas gestolpert ist. Das dachte ich zunächst - dass er gestolpert ist. Aber er merkte selbst, dass es ihm schlecht geht und er das Spiel abbrechen will. Und als er versuchte, das Spiel zu beenden, verliert er einfach einen Schritt und fällt auf dem Spielfeld um", so der Schiedsrichter.
"Ich hatte während der Pause Kontakt mit ihm, in der der Arzt und das Personal von Veszprém um ihn herum waren und viele verschiedene Untersuchungen durchführten - Kardiogramm und so weiter - und es gab eigentlich nichts, was auf ernsthafte Probleme hindeutete", berichtete Mads Hansen gegenüber TV2 Sport.
"Ich habe mich also nach dem Spiel hier mit ihm in Verbindung gesetzt, wo er im Krankenhaus liegt, und zwar nicht, weil irgendjemand erwartet, dass etwas Ernstes nicht in Ordnung ist, sondern eher, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist", so der erfahrene Schiedsrichter weiter, der damit rechnet am Freitag mit seinem Partner die Heimreise antreten zu können.
"Bei diesen Champions-League-Spielen gibt es keine Reserve-Schiedsrichter wie bei der Europameisterschaft und der Weltmeisterschaft, und das bedeutet, dass die Spielregeln vorschreiben, dass der übrig gebliebene Schiedsrichter das Spiel zu Ende spielen muss. Da dies Teil der Regeln ist, hätten wir natürlich auch dieses Spiel zu Ende spielen müssen, was ich auch getan habe", ordnet Hansen die Situation ein.
chs