08.10.2024, 09:44
European League
Deutschland führt die Rangliste der EHF European League an, die Handball-Bundesliga hat fast ein Titelabo, räumte 2024 sogar sämtliche Medaillen mit drei Teams ab.
Die deutsche Dominanz im zweithöchsten europäischen Vereinswettbewerb wurde zuletzt 2022 unterbrochen - Benfica Lissabon nutzte seinen Heimvorteil und konnte Titelverteidiger SC Magdeburg nach Verlängerung mit 40:39 (32:32, 15:14) bezwingen. Für die Portugiesen, die 2011 und 2016 das Endspiel den Challenge-Cup erreicht hatten, war es der erste internationale Triumph. Zuvor hatte noch 2014 ein nicht-deutsches Team triumphiert, als sich Szeged gegen Montpellier durchsetzte.
Aktueller Sieger ist die SG Flensburg-Handewitt, die bei den European League EHF Finals in Hamburg zunächst Dinamo Bukarest mit 38:32 besiegte und dann auch Titelverteidiger Füchse Berlin beim 36:31 die Grenzen aufzeigte. Der Hauptstadtclub konnte das Halbfinalticket noch mit einem 33:24-Sieg über die Rhein-Neckar Löwen lösen. Die Badener hingegen erkämpften sich im Spiel um Platz 3 ein 32:31 gegen Dinamo Bukarest und sorgten so für den kompletten Triumph der "stärksten Liga der Welt".
Die Bewertung der einzelnen Erfolge ist durchaus unterschiedlich. Bei der Einführung 1981, damals noch unter der Regie des Weltverbands als IHF-Pokal qualifizierte sich der Vizemeister für den Wettbewerb, für den Meister gab es damals den Europapokal der Landesmeister und zusätzlich noch den Europapokal der Pokalsieger. Da auch ein Titelverteidiger einen Startplatz sicher hatte, konnten so maximal zwei Mannschaften eines Verbands aufeinandertreffen.
Ein nationales Duell wurde damals modusbedingt ausgeschlossen, spätestens im Halbfinale kam es durch die IHF zu einer Zwangsansetzung. Trotzdem duellierten sich mit Turu Düsseldorf und dem ASK Vorwärts Frankfurt/Oder 1989 zwei deutsche Mannschaften, allerdings trafen dorf mit DHB (Bundesrepublik Deutschland) und DHV (DDR) zwei unterschiedliche Verbände aufeinander. Das erste nationale Endspiel bestritten nach der Übernahme des Wettbewerbs durch die EHF (1993) dann 1998 der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt, für die Zebras war es der erste Triumph im Wettbewerb, Flensburg war damals als Titelverteidiger im Wettbewerb vertreten.
Ab dem Jahr 2000 erfuhr der Wettbewerb eine weitere Reform, der Euro-City-Cup wurde zum Challenge Cup und fand künftig ohne die stärksten Ligen statt. Diese erhielten unterdessen zusätzliche Startplätze im EHF-Pokal und stellten so mehr als nur einen oder maximal zwei Teilnehmer. In die Siegerliste des Wettbewerbs trugen sich in den sieben Auflagen dieser Phase sechs deutsche Mannschaften ein, einzig 1996 konnte Drammen HK die deutsche Dominanz knacken.
Die nächste Justierung gab es bereits 2003, als die EHF für die Topnationen die Anzahl der Plätze in der Champions League erhöhte - für die Bundesliga nahm nicht mehr nur der Meister sondern nun die ersten drei Bundesligaplätze teil. Hinzu kamen mindestens zwei Plätze im EHF-Pokal. Der spätere Sieger THW Kiel kam sogar als Sechster in den Wettbewerb, da der damalige Viertplatzierte TUSEM Essen nach der Finalniederlage im DHB-Pokal gegen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt im Europapokal der Pokalsieger an den Start ging.
Die Dominanz der Bundesliga nahm mit dieser Verschiebung nach unten deutlich zu, obwohl "die stärkste Liga der Welt" zwischenzeitlich sogar bis zu vier Mannschaften in der Champions League stellen konnte. Bis zur nächsten großen Reform gab es nur deutsche Sieger und gar drei rein deutsche Endspielpaarungen.
Auch nach der Einstampfung des Europapokals der Pokalsieger und der Einführung einer Gruppenphase mit abschließendem Final-4-Turnier änderte sich bei der Titelvergabe wenig. Einzig 2014 gab es zwischen Pick Szeged und Montpellier HB ein Endspiel ohne deutsche Beteiligung und dementsprechend auch ohne deutschen Sieger.
In den letzten Jahren sind die Füchse Berlin unterdessen eine fixe Größe: Sechs Finalteilnahmen und drei Titel stehen zu Buche. Der Hauptstadtklub nimmt nun den nächsten Anlauf. Sollte der Hauptstadtklub erneut triumphieren, würde man zu den aktuellen Rekordtitelträgern SC Magdeburg, THW Kiel und Frisch Auf Göppingen aufschließen.
Auch der VfL Gummersbach und der TBV Lemgo Lippe konnten schon zweimal den Titel gewinnen, weitere deutsche Sieger sind der TV Großwallstadt (1984), TuRU Düsseldorf (1989), SG Wallau/Massenheim (1992), SG Flensburg-Handewitt (1997), TUSEM Essen (2005), HSG Nordhorn-Lingen (2008) und die Rhein-Neckar Löwen (2013).
Insgesamt 26 Titel gingen an Deutschland, Spanien belegt mit fünf Siegen den zweiten Platz vor Rumänien und Ungarn (je 2). Streng genommen gingen drei Titel an die damalige Sowjetunion, heutzutage liegen allerdings Zaporoshje in der Ukraine und Kaunas in Litauen, nur Krasnodar ist noch in Russland.
Team | Titel | Jahre |
---|---|---|
THW Kiel (GER) | 4 | 1998, 2002, 2004, 2019 |
Frisch Auf Göppingen (GER) | 4 | 2011, 2012, 2016, 2017 |
SC Magdeburg (GER) | 4 | 1999, 2001, 2007, 2021 |
Füchse Berlin (GER) | 3 | 2015, 2018, 2023 |
HC Minaur Baia Mare (ROU) | 2 | 1985, 1988 |
VfL Gummersbach (GER) | 2 | 1982, 2009 |
BM Granollers (ESP) | 2 | 1995, 1996 |
TBV Lemgo Lippe (GER) | 2 | 2006, 2010 |
SG Flensburg-Handewitt (GER) | 2 | 1997, 2024 |
Jahr | Sieger | Finalist | Ergebnis |
---|---|---|---|
1982 | VfL Gummersbach | Zeleznicar Sarajevo | 23:14 |
1983 | ZTR Zaporohsje | IFK Karlskrona | 22:20 23:16 |
1984 | TV Großwallstadt | Gladsaxe/HG | 16:15 20:19 |
1985 | Minaur Baia Mare | ZTR Zaporoshje | 22:17 14:18 |
1986 | Raba ETO Györ | Tecnisa Alicante | 23:17 20:24 |
1987 | Granitas Kaunas | Atletico Madrid | 23:23 18:18 |
1988 | Minaur Baia Mare | Granitas Kaunas | 20:21 23:20 |
1989 | TuRu Düsseldorf | Vorwärts Frankfurt/O. | 17:12 15:18 |
1990 | SKIF Krasnodar | Proleter Zrenjanin | 29:13 15:18 |
1991 | Borac Banja Luka | ZSKA Moska | 20:15 23:24 |
1992 | SG Wallau/Massenheim | SKA Minsk | 25:23 22:20 |
1993 | TEKA Santander | TSV Bayer Dormagen | 20:24 26:20 |
1994 | Alzira Avidesa | ASKÖ Linde Linz | 23:19 21:22 |
1995 | BM Granollers | Polyot Tscheljabinsk | 26:24 23:21 |
1996 | BM Granollers | Shakhtar Donezk | 28:18 28:27 |
1997 | SG Flensburg-Handewitt | Virum Sorgenfri HK | 22:25 30:17 |
1998 | THW Kiel | SG Flensburg-Handewitt | 23:25 26:21 |
1999 | SC Magdeburg | CBM Valladolid | 21:25 33:22 |
2000 | Metkovic Jambo | SG Flensburg-Handewitt | 24:22 23:25 |
2001 | SC Magdeburg | Metkovic Jambo | 23:22 28:18 |
2002 | THW Kiel | FC Barcelona | 36:29 24:28 |
2003 | FC Barcelona | Dinamo Astrachan | 35:23 33:26 |
2004 | THW Kiel | BM Altea | 32:28 27:19 |
2005 | TUSEM Essen | SC Magdeburg | 22:30 31:22 |
2006 | TBV Lemgo Lippe | Frisch Auf Göppingen | 30:29 25:22 |
2007 | SC Magdeburg | CAI BM Aragon | 30:30 31:28 |
2008 | HSG Nordhorn-Lingen | FC Kopenhagen | 31:27 29:30 |
2009 | VfL Gummersbach | RK Velenje | 29:28 26:22 |
2010 | TBV Lemgo Lippe | Kadetten Schaffhausen | 24:18 28:30 |
2011 | Frisch Auf Göppingen | TV Großwallstadt | 23:21 30:26 |
2012 | Frisch Auf Göppingen | US Dunkerque HB | 26:26 34:28 |
2013 | Rhein-Neckar Löwen | HBC Nantes | 26:24 |
2014 | SC Pick Szeged | Montpellier HB | 29:28 |
2015 | Füchse Berlin | HSV Hamburg | 30:27 |
2016 | Frisch Auf Göppingen | HBC Nantes | 32:26 |
2017 | Frisch Auf Göppingen | Füchse Berlin | 30:22 |
2018 | Füchse Berlin | St. Raphael Var HB | 28:25 |
2019 | THW Kiel | Füchse Berlin | 26:22 |
2020 | - | - | - |
2021 | SC Magdeburg | Füchse Berlin | 28:25 |
2022 | Benfica Lissabon | SC Magdeburg | 40:39 |
2023 | Füchse Berlin | BM Granollers | 36:31 |
2024 | SG Flensburg-Handewitt | Füchse Berlin | 36:31 |
chs, cie