02.06.2024, 20:55
"Morgen werden wir über Silber glücklich sein"
Glücklich noch nicht, aber stolz zeigten sich auch die Spielerinnen des im Finale der EHF Champions League unterlegenen SG BBM Bietigheim. Györ hatte mit 30:24 die Oberhand behalten und sich zum sechsten Mal zum besten Team Europas gekrönt. Der Bundesligist ist das zweitbeste - zum ersten Mal seit 32 Jahren, als das dem TV Lützellinden gelang.
"Ganz ehrlich: Das ist verrückt. Mir gehen alle Emotionen durch den Kopf, als ob ich es noch nicht richtig begreifen würde - und zugleich ist es so wunderbar", sagte Györs Ana Gros nach dem Finale, die alle Siebenmeter getroffen und ihr Team somit gestützt und angetrieben hatte. Györ war in der nationalen Liga lediglich Vizemeister geworden, mit der Goldmedaille um den Hals fiel nun jede Menge Druck ab.
"Wir wussten, dass wir eine großartige Abwehrleistung brauchten, weil sie so physische Spielerinnen mit guten Fähigkeiten haben. Das hat gut funktioniert, denke ich. Wir waren von Anfang an wirklich aggressiv", sah Gros den Schlüssel zum insgesamt souveränen Sieg in der Deckung. Bietigheim tat sich über weite Strecken schwer, zum Torwurf zu kommen und ließ überdies gute Situationen oft verstreichen.
"Wir haben uns im Angriff nicht unter Stress setzen lassen und haben gute Entscheidungen getroffen", führte die slowenische Rückraumspielerin weiter aus. "Wir hatten über das Spiel hinweg eine starke Taktik parat. Daher ist die Schwächephase in der zweiten Halbzeit nicht ins Gewicht gefallen", ergänzte Kreisläuferin Kari Brattset Dale. "Wir haben das Spiel die ganze Zeit über kontrolliert."
"Wir sind konzentriert geblieben und haben die Kontrolle nicht abgegeben", meinte auch Victoria Györi-Lukacs. Das lag auch daran, das Torhüterin Silje Solberg im zweiten Spielabschnitt aufdrehte und noch 13 Paraden verbuchte. "Ich habe das nicht erwartet, wir hatten ein wirklich schwieriges Halbfinale", äußerte sich die Norwegerin zum Finalsieg. "Wir haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten."
"Wir müssen einfach festhalten, dass sie besser waren als wir", fand Bietigheims Xenia Smits. "Wir liefen von Anfang an hinterher. Wir haben den Kipppunkt nicht erreicht, um das Spiel zu drehen. Wir hatten die Chance dazu, aber dann haben wir Fehler gemacht oder verworfen", bilanzierte sie. "So bekamen wir nie das Selbstbewusstsein, das Spiel zu gestalten. Es ist hart, das so zu sagen, aber das trifft es."
Auch wenn am Sonntagabend bei den Bietigheimerinnen die Enttäuschung überwog, war doch allen Beteiligten die Größe des Erreichten bewusst. "Ich bin so stolz auf das Team und wie wir die Saison über gekämpft haben", sagte Kreisläuferin Sofia Hvenfeldt. "Wir sind happy mit der Silbermedaille aber jetzt noch nicht. Wir haben besonders in der ersten Halbzeit nicht die Abwehrleistung gezeigt, die uns auszeichnet."
"Ich bin glücklich und stolz auf die Silbermedaille", konnte sich Antje Döll hingegen schon freuen. Für die SG BBM Bietigheim kam dieser Coup früher als erwartet. Das Final4 zu erreichen schien nach der Niederlage im DHB-Pokal Final4 gegen die TuS Metzingen nicht in Reichweite zu sein. Die Siege gegen Ikast in den Play-offs und der Erfolg im Halbfinale gegen den französischen Serienmeister Metz änderten alles.
Eines ist sicher: Györ und Bietigheim werden heute Abend feiern. Sie haben in Budapest etwas Großes erreicht: Das ungarische Spitzenteam hat die bei der Vizemeisterschaft verloren geglaubte Würde wiedererlangt, der Bundesligist ist der erste seit 1992 mit einer Silbermedaille in Europas höchster Liga. Der TV Lützellinden war damals im Europapokal der Landesmeister Zweiter geworden, nach dem Titel 1991.