18.01.2024, 08:59
Überraschendes EM-Aus für Serbien
Eigentlich hat Serbien bei der Europameisterschaft die Hauptrunde anvisiert, doch nach der Vorrunde war bereits Schluss. Im Anschluss hagelt es deutlich Kritik, denn die Ursache ist schnell gefunden.
Aus München berichtet Sebastian Mühlenhof
"Es ist eine schwere Zeit für uns", sagte ein niedergeschlagener Mijajlo Marsenic zu handball-world. Der Kreisläufer der Füchse Berlin war soeben mit seinen serbischen Landsleuten in der EM-Vorrunde ausgeschieden. Im abschließenden Spiel verloren sie das Derby mit Montenegro 29:30 und rutschten somit auf den letzten Platz in der Gruppe C.
Nach Platz elf bei der WM im vergangenen Jahr wollte die Mannschaft eigentlich den nächsten Schritt machen. Doch als 19. steht die Truppe von Nationaltrainer Toni Gerona wieder dort, wo sie bereits 2020 - damals wurden sie 20. - standen. Entsprechend deutlich fällt die Kritik an der eigenen Leistung aus. "Wir haben kein Motiv für dieses Spiel. Ich komme mit Emotionen in das Spiel, aber meine Mannschaft, und ich auch, waren heute nicht im Spiel", monierte Dejan Miljosavljev gegenüber handball-world.
Es war in der Tat auffällig, wie viele Fehler sich das serbische Team im kompletten Spielverlauf erlaubte. 12 Ballverluste in der Offensive stehen zu Buche ebenso wie 19 Fehlwürfe. Dabei konnte die hochveranlagte Truppe auch nicht Kapital aus der roten Karte gegen Weltklasse-Keeper Nebojsa Simic schlagen. "Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Bälle verworfen. In der zweiten Halbzeit haben wir dumm im Angriff gespielt", erklärte Marsenic.
Die Ursache dieses auf den ersten Blick unerklärlichen Leistungseinbruch ist für Gerona schnell ausgemacht. "Wir haben dieses Spiel vor fünf Tagen verloren, als wir die Führung gegen Island hergegeben haben", schilderte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Zur Erinnerung: Serbien führte 130 Sekunden vor Schluss mit 27:24, kassierte aber in der Schlussphase noch den Ausgleich. "Die letzten zwei Minuten waren, glaube ich, die ganze Zeit im Kopf der Spieler", meinte der Spanier.
Mit dieser Einschätzung ist Gerona nicht alleine. "Wir spielen schlechter als gegen Ungarn, das ist nicht normal", haderte Miljosavljev. Diese Formschwäche sorgte auch Marsenic für Frust. "Wir müssen uns das Glück auch verdienen", forderte der 31-Jährige.
Die beiden Bundesliga-Profi nehmen dementsprechend ihre Teamkollegen in die Pflicht. "Wenn wir mehr erreichen wollen, muss jeder viel mehr arbeiten in seinem Verein", schickte Marsenic eine Empfehlung an seine Landsleute. Miljosavljev verlangte auch, dass die Mannschaft "mehr für den Handball lebt".
Nur mit 100-prozentigem Einsatz und Willen wird Serbien den nächsten Entwicklungsschritt machen. Sollte dies nicht gelingen, wird sich an den Worten von Marsenic wohl nichts ändern. "Wir sind mit Abstand hinter der europäischen Spitze", stellte er fest.