09.02.2024, 11:08
Rechts vor links
Ivan Martinovic kehrte verletzt von der Handball-Europameisterschaft zurück. Ihn ersetzen soll mit Julius Kühn jemand, der einen schweren Stand bei der MT Melsungen hat.
Julius Kühn hat bei der MT Melsungen eine schwierige Zeit hinter sich. Nach 200 Einsätzen und 916 Toren für die Nordhessen in Bundesliga und Pokal stehen die Zeichen im Sommer auf Abschied. Mit Aaron Mensing kommt nach der Saison ein hochkarätiger Rechtshänder, und Kühns Vertrag läuft aus. Verlängert wird dieser nicht.
"Was meine Person betrifft, wird man in der Zukunft sehen. Ich habe auf jeden Fall weiterhin richtig viel Lust, Handball auf extrem hohen Niveau zu spielen", hatte Julius Kühn Ende letzten Jahres gesagt, und ausgeführt: "Es gibt noch andere Vereine als die MT. Ich stehe mit einigen in Kontakt und höre mich auch um. Das ist derzeit ein sehr brassierendes Geschäft, weil gerade die Position Rückraum links sehr gefragt ist. Es tut sich momentan sehr, sehr viel."
Bei der MT Melsungen ist er auf dieser Position nicht sonderlich gefragt. In der laufenden Spielzeit setzte Trainer Roberto Garcia Parrondo verstärkt auf Elvar Örn Jonsson und Erik Balenciaga als Rechtshänder. Kühn rückte eher in der Deckung in den Fokus. Seine mangelnde Einsatzzeit im Angriff warf dennoch aus dem Rennen um die begehrten Plätze in der Nationalmannschaft. Alfred Gislason hatte seine Chancen bereits im Oktober als "nicht so einfach bis eigentlich unmöglich" bezeichnet.
So verpasste Kühn die Europameisterschaft inklusive Eröffnungsspiel in seiner Heimatstadt Düsseldorf. Dennoch hat sich nach dem Großturnier eine neue Tür für den Shooter geöffnet, denn durch die Verletzung von Ivan Martinovic ist der Platz hinter Rückraumhüne Dainis Kristopans freigeworden.
Schon im Pokalspiel gegen den TuS N-Lübbecke wechselte Kühn also von links nach rechts, auf die seiner Wurfhand fremde Seite. Die Bilanz: vier Tore aus sechs Würfen, ein Assist. Einer der besseren Tage Kühns, der für seine 36 Ligatore 67 Würfe gebraucht hatte, und zudem auf 17 Assists 16 technische Fehler kommen ließ.
Schon in der vergangenen Saison half der 30-jährige mehrfach im rechten Rückraum aus. Er springe gerne in die Bresche, unterstrich Kühn in einer Pressemeldung der MT Melsungen, fügte aber an, „dass ich Ivan nicht ersetzen kann". Zweifellos, denn allein die unterschiedliche Wurfhand macht beide zu völlig verschiedenen Spielertypen. Julius Kühn fühlt sich zudem aus großer Distanz wohl, braucht gute Wurfpositionen. Martinovic ist stark im Eins gegen Eins, wirft Siebenmeter, ist quirliger.
Für den Rechtshänder ist diese neue Rolle jedenfalls die ersehnte Hoffnung auf mehr Spielpraxis. Es ist das letzte halbe Jahr für Kühn in Nordhessen, und dementsprechend wichtig ist es auch für ihn, sich in Position zu bringen. Erstmal im rechten Rückraum: Und dann für einen Vereinswechsel im Sommer.
mao