01.10.2024, 13:00
Nach der Trainer-Entscheidung des HCE
Der HC Erlangen hat mit der Entscheidung, Martin Schwalb zu verpflichten und Johannes Sellin - trotz mehrerer Treue-Bekenntnisse noch in den letzten Tagen - als Cheftrainer fallen zu lassen, eine spektakuläre Kehrtwende hingelegt. Steffen Fäth, Europameister von 2016 und ehemaliger HCE-Spieler (2020 bis 2023), kritisiert den Bundesliga-Klub gegenüber handball-world scharf.
handball-world: Herr Fäth, wie nehmen Sie denn aktuell den HC Erlangen wahr?
Steffen Fäth: Ich habe das jetzt nicht so sehr verfolgt. Aber ich habe natürlich die Ergebnisse mitgekriegt. Ich wusste natürlich auch, dass Johannes Selin - mit dem ich ja früher auch in der Nationalmannschaft zusammengespielt habe - da Trainer ist. Der Saisonstart war jetzt nicht so gut - gerade auch mit den Heimspielen, die man verloren hat.
Was natürlich sehr merkwürdig ist, dass da vor - ich weiß jetzt nicht genau wie vielen - Tagen erst die Treue-Bekenntnisse zum Trainer kamen und man jetzt da einen Trainerwechsel vornimmt. Vor allem nachdem er (Johannes Sellin, Anm. d. Red.) jetzt in Berlin nur knapp verloren hat und angeblich das Team ja auch eine ansprechende Leistung gezeigt hat. Also, ich habe das Spiel jetzt nicht gesehen, aber ja: Sehr merkwürdig.
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Sie sagen "merkwürdig". Überrascht Sie das Verhalten der Vereinsverantwortlichen? Wie haben Sie das damals zu Ihrer Erlanger Zeit wahrgenommen, wie das im Klub so läuft?
Ich meine, es ist ja kein Geheimnis, dass es in Erlangen - ich sage mal - nicht so leicht ist. Man hat ja jetzt auch über die Jahre gesehen, dass da die Trainer auch relativ schnell dann mal gefeuert werden oder dass es auch hin und wieder so ist, dass die eine Woche das eine erzählt wird - und die nächste Woche passiert etwas ganz anderes. Aber: Die Entscheidung bezgl. Johannes hat mich doch sehr überrascht: Dass das jetzt so schnell ging und man ihm da echt wirklich wenig Zeit gegeben hat.
Sie haben es schon angesprochen: Sie kennen Johannes Sellin sehr gut. Hätten Sie ihm zugetraut, das Ruder jetzt nochmal herumzureißen? Wie stehen Sie zu ihm als Trainer?
Dazu kann ich gar nicht viel sagen, weil ich ihn nur als Mitspieler kenne. Ich weiß, dass Johannes sehr, sehr viel Ahnung von Handball hat. Deswegen konnte ich ihn mir schon ganz gut als Trainer vorstellen. Ich hätte ihm auch auf jeden Fall zugetraut, dass er das Ruder wieder rumreißen kann. Wie gesagt: Das Berlin-Spiel jetzt, das war ja dann auch nur knapp.
Und man muss natürlich auch immer das große Ganze sehen; dass er natürlich jetzt auch ein paar wichtige Spieler einfach auch nicht zur Verfügung hatte. Ich kann mir vorstellen: Wenn alle Spieler zum Saisonstart fit gewesen wären, dann würde man nicht mit 0:8 Punkten hinten stehen, sondern dann hätten sie bestimmt schon mindestens vier Pluspunkte - und dann würde die Welt schon wieder anders aussehen.
Abschließend noch ein Wort zu Martin Schwalb: Was halten Sie von dieser Entscheidung, ihn jetzt zum Trainer des HC Erlangen zu machen?
Ich kenne Martin Schwalb jetzt auch nur flüchtig bzw. er war ja mal kurz zwei, drei Wochen bei den Rhein-Neckar Löwen, als ich auch da war - als ja dann die Saison wegen Corona abgebrochen wurde (2019/20, Anm. d. Red.). Als Mensch mag ich ihn sehr.
Über ihn als Trainer kann ich jetzt so nicht viel sagen. Denn: Es war ja nur eine kurze Zeit damals. Aber ich glaube, er hat auch schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er ein sehr guter Trainer ist. Und ich hoffe, dass jetzt alles gut geht und wünsche ihm da ganz viel Glück bei seiner neuen Aufgabe.
bec