25.12.2023, 15:58
Neue Jugend-Nationalmannschaften und Basis-Engagement:
Bei der Beachhandball-Europameisterschaft 2023 wurde die Schweiz bei den Männern sang- und klanglos Letzter; die Frauen waren nicht qualifiziert. In der Zukunft will der Schweizer Handball-Verband (SHV) im Beachhandball besser abschneiden - und setzt auf die Jugend-Förderung.
Nach dem letzten Spiel der Schweizer bei der Europameisterschaft 2023 in Portugal saß Lukas Beguelin auf der Tribüne und fand offene Worte. "Wenn man Letzter wird, ist es ernüchternd", hielt der 33-Jährige fest. "Wir wussten, dass wir bei den hinteren Plätzen mitspielen werden, aber das es wirklich der Letzte ist, schmerzt als Sportler. Es ist aktuell aber auch einfach unser Leistungsniveau."
Denn bei aller Kritik, welche die deutsche Beachhandball-Szene in verschiedenen Punkten an den Deutschen Handballbund richtet: Im Vergleich zur Schweiz hat man bereits eine völlig andere Ebene erreicht. Ein so professionelles Umfeld wie es in Deutschland inzwischen normal ist, haben die Schweizer Beachhandballer, das machte Beguelin im Sommer am Strand von Nazare deutlich, nicht.
"Wir bezahlen alles selbst", gestand er ein. "Da fehlt ein bisschen die Unterstützung." Durch die kurzfristige Teilnahme - eigentlich hatte die Schweiz die Qualifikation verpasst und rutschte nur durch den Rückzug der Türkei doch noch nach - sei kein Budget da gewesen. Inklusive Flug kostete jeden Spieler die EM-Teilnahme (umgerechnet) zwischen 1.000 und 1.500 Euro. "Deshalb war der ein oder andere Spieler, den wir sportlich hätten brauchen können, nicht dabei."
Die Vorbereitung sei ebenfalls nur sehr kurz ausgefallen, "ein kleines Turnier" habe man gespielt. Auch der bei Großturnieren im Beachhandball obligatorische Trikottausch war keine Option. "Die Trikots sind vom Verband und gehen wieder zurück zum Verband", berichtete Beguelin und schmunzelte: "Die Dänen sind im gleichen Hotel wie wir und wir sehen, dass sie ihre Trikots gewaschen bekommen - unsere Trikots stinken inzwischen ein wenig."
Gäbe es mehr Unterstützung vom Schweizer Handball-Verband, da war Beguelin sicher, könnte man besser abschneiden. "Wenn es professioneller laufen würde, würde die Mannschaft nicht so aussehen", glaubt Beguelin. "Es wäre wirklich möglich, hier gut mitzuspielen und die Chance zu haben, eine Runde weiterzukommen, denn wir haben genügend gute Handballer in der Schweiz."
Daher sei es möglich, "auch genug gute Beachhandballer zu formen", führte er aus. Beguelin. "Ich hoffe, dass junge und talentierte Spieler nachkommen." Es müsse unbedingt etwas passieren: "Beachhandball ist inzwischen eine ernstzunehmende Sportart, eine gute und coole Alternative zum Hallenhandball. Das sollte man in der Schweiz bei den Trainern und dem Verband unbedingt merken!"
Ein halber Jahr später lässt sich festhalten: In der Schweiz bewegt sich tatsächlich etwas. Anfang November gab der Schweizer Verband bekannt, in den Beachhandball investieren zu wollen. "Der Zentralvorstand als strategisches Organ [hat] die dafür nötigen finanziellen Mittel von rund 100‘000 Franken pro Jahr und die entsprechende operative Ausrichtung verabschiedet, um die Outdoor-Variante auf allen Alters- und Leistungsstufen bekannter und wettbewerbsfähiger zu machen", fasste der SHV auf seiner Webseite zusammen.
"In den vergangenen Jahren haben sich viele Ehrenamtliche, besonders in der Fachgruppe Beachhandball, für den Sport eingesetzt", würdigte Frank Heinzmann, Mitglied des Zentralvorstandes, im gleichen Atemzug die Arbeit an der Basis. "Dies soll nun mit ihrer tatkräftigen Unterstützung in der SHV-Struktur fortgesetzt werden."
Der Schweizer Handball-Verband gründete zwei neue U16-Nationalmannschaften, die im kommenden Sommer an der Jugend-Europameisterschaft in Varna teilnehmen sollen. Juniorinnen-Trainer Daniel Schettler sichtete im Dezember bereits 21 Spielerinnen, Michael Werren bittet die Jungen der Jahrgänge 2008/2009 im Januar zur Sichtung.
"Aus interessierten Jugendlichen soll eine einheitliche, verschworene, für den Beachhandball begeisterte Truppe zusammenwachsen, damit wir auf internationaler Ebene etwas bewirken können", gab Werren auf der Verbandswebseite als Ziel aus. Der 37-Jährige nahm selbst als aktiver Nationalspieler für die Schweiz an Beachhandball-Europameisterschaften teil. Das Fernziel ist die Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen 2026 in Dakar.
Zusätzlich zu den neuen Jugend-Nationalmannschaften will der Schweizer Handball-Verband das Turnierangebot im Nachwuchsbereich vergrößern und auch Mini-Beachhandball in der Schweiz etablieren. Zudem sollen Themenwochen an Schulen stattfinden. "Um den Beachhandball in der Schweiz nachhaltig zu stärken" begründete Thomas Güntert, Leiter der Fachgruppe Beachhandball, nach einem Mini-Beachhandball-Schnuppertraining in Basel, "muss man beim Nachwuchs und den regionalen Vereinen ansetzen."