14.06.2024, 16:44
Überraschende Übereinkunft
In den vergangenen Wochen hatte der Bergische HC im Zuge der Entwicklung rund um die letztlich erteilte Lizenz für den HSV Hamburg im Streit mit der Handball Bundesliga gelegen. Beide Parteien legte diese nun vor dem Schiedsgericht bei.
Der seit Monaten andauernde Streit zwischen dem Bergischen HC und der Handball Bundesliga, der sich an der Erteilung der Lizenz unter einer Bedingung für den HSV Hamburg entzündet hatte und in der Folge über mehrere Etappen des Rechtsstreits befeuert worden war, hat am Freitag vor dem Schiedsgericht ein überraschendes Ende gefunden.
Der Bergische HC hatte im Vorfeld der Verhandlung in Hannover einen Antrag auf einen zusätzlichen Platz in der Handball Bundesliga zunächst zurückgezogen, es sollte bei diesem Termin um den vom BHC demnach erst einmal nur um den Antrag auf Einsicht in die Unterlagen des Konkurrenten gehen, der zweite Antrag sollte erst dem Präsidium der HBL vorgelegt werden.
Doch in der Verhandlung hat das Schiedsgericht dann mit Hinweis "auf erhebliche kartell- und europarechtliche Unwägbarkeiten" zur Vermeidung weiterer gerichtlicher Verfahren und eines möglichen Schaden für die Liga und alle Vereine einen Vorschlag an beide Parteien unterbreitet: Die Beilegung des Rechtsstreits gegen Zahlung eines "finanziellen Ausgleich zugunsten des Bergischen HC" durch die Handball Bundesliga.
"Nach intensiven Verhandlungen haben beide Parteien dem gerichtlichen Vorschlag zugestimmt. Durch diesen Vergleich sind alle zwischen den Beteiligten streitgegenständlichen Ansprüche endgültig erledigt", hieß es danach in einer gemeinsamen Erklärung. Der Bergische HC spielt damit kommende Saison in der 2. Liga, über die Höhe der Ausgleichszahlung wurden keine Angaben gemacht.
Das Schiedsgericht, das am Freitag den 14. Juni ab 12 Uhr gut vier Stunden in einem Hotel am Flughafen Hannover mehrere Stunden tagte, setzte sich aus dem Vorsitzenden Dr. Stephan Tholund aus Kiel, Professor Dr. Martin Schinke aus Düsseldorf als Nominierter der HBL und Professor Dr. Jan Orth aus Köln als Nominierter des Bergischen HC zusammen.
Der Bergische HC hatte in der abgelaufenen Spielzeit der Handball Bundesliga den vorletzten Tabellenplatz belegt, aufgrund der zunächst von der HBL entzogenen Lizenz für den HSV Hamburg hätte dieser für den Klassenverbleib ausgereicht.
Bereits in den vergangenen Wochen hatte der Bergische HC sich im Lizenzierungsverfahren zu Wort gemeldet, die Vergabe der Lizenz an den HSV Hamburg angegriffen und auch Rechtsmittel eingelegt. Tiefere Einblicke in die Lizenzierungsunterlagen des Konkurrenten wurden dem Verein dabei verwehrt, zu Recht wie ein Gericht feststellte.
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Der HSV Hamburg hatte unterdessen vor dem Schiedsgericht Erfolg: Die von der Handball Bundesliga verhängte Bedingung wurde als nicht rechtswirksam erachtet - in der Folge stellte sich auch die Frage nach der fristgerechten Erfüllung nicht mehr. Der HSV erhielt die Lizenz unter einer Bedingung, deren fristgerechte Erfüllung die Handball Bundesliga bestätigte. Der BHC war als Vorletzter der Tabelle damit Absteiger in die 2. Liga.
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"Die Entscheidung des Schiedsgerichts ist für den BHC nicht nachvollziehbar", hatte der Bergische HC in einer Stellungnahme nach dem Urteil erklärt und Rechtsmittel angekündigt. Der BHC kritisierte die finanzielle Lage des Konkurrenten und die fehlenden Reaktionen der HBL nach dem Urteil scharf.
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"Es geht bei unserem Vortrag darum, mögliche Kompensationen für den BHC als Geschädigten auszuloten. Was dies im Einzelnen sein kann, muss sich vor Ort erweisen. Es muss unter dem Strich festgestellt werden, ob und wie der von uns vorgetragenen Schädigung beigeholfen werden kann", hatte Geschäftsführer Jörg Föste zum eigenen Anruf des Schiedsgericht erklärt - und damit indirekt unter anderem einen 19. Startplatz in der 1. Liga ins Spiel gebracht.
Diesen Antrag bestätigt der Verein kurz vor dem Verfahren: "In dem Schiedsverfahren hat der BHC angesichts der weiteren, seit April bekannt gewordenen Umstände der Lizenzerteilung für die Spielsaison 2024/25 den weiteren Antrag gestellt, kommende Saison als neunzehnter Club an der 1. Handball-Bundesliga teilzunehmen. Anderenfalls wäre die Zusammensetzung der Liga kommende Saison irregulär und kartellrechtswidrig."
Der Antrag auf den neunzehnten Startplatz war vom Bergischen HC kurz vor der Verhandlung zurückgezogen worden und sollte erst dem Präsidium der Handball Bundesliga vorgetragen werden, um, wie der Verein erklärte, "eine hinreichende verbandsinterne Auseinandersetzung zu ermöglichen".
"Eine schiedsgerichtliche Klärung der weiteren Teilnahme des BHC in der 1. Handball-Bundesliga nach ggf. erfolgloser Durchführung des erneuten verbandsinternen Verfahrens bleibt damit einem separaten Schiedsverfahren vorbehalten", fügte der BHC an - diese ist mit der nun erzielten Einigung aber vom Tisch. Die 1. Liga wird in der kommenden Spielzeit mit 18 Vereinen ausgetragen, der BHC spielt in der 2. Liga.
Erklärung der Handball-Bundesliga und des Bergischen Handball Club 06 e. V. zur heutigen Schiedsgerichtsverhandlung
Mit Hinweis auf erhebliche kartell- und europarechtliche Unwägbarkeiten hat das unabhängige Schiedsgericht einen finanziellen Ausgleich zugunsten des Bergischen HC zur Erledigung des Rechtsstreites vorgeschlagen.
Dieser Vorschlag diente dazu, weitere gerichtliche Verfahren zu vermeiden und so möglichen Schaden von der Handball-Bundesliga und allen Clubs abzuwenden.
Nach intensiven Verhandlungen haben beide Parteien dem gerichtlichen Vorschlag zugestimmt. Durch diesen Vergleich sind alle zwischen den Beteiligten streitgegenständlichen Ansprüche endgültig erledigt.
Der Bergische Handball Club 06 e. V. wird in der Saison 2024/25 in der 2. Handball-Bundesliga antreten.
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