20.12.2023, 10:42
"Eine Jahrhundertchance"
Die Entscheidung von Intel eine Chip-Fertigungsanlage in Magdeburg zu bauen, hat nicht nur in der Region sondern auch bei den Vereinen wie dem SC Magdeburg und den Fußballern des FCM für Hoffnung gesorgt. Eine erste Kooperation wurde nun offiziell bestätigt. Für SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt eine "Jahrhundertchance".
Zu einem Bürgertalk vor gut drei Monaten kam Intel Vize-Präsident Keyvan Esfarjani im Jersey des 1. FC Magdeburg - und auf der prominenten Werbefläche auf der Brust prangte der Name des weltweit agierenden US-Konzerns.
Nur ein gelungener Gag oder tatsächlich ein Zeichen für die Zukunft des Sports in der Stadt? FCM-Manager Otmar Schork sprach bereits damals im MDR über "angenehme Gespräche" mit dem Unternehmen, eine Intel-Sprecherin bestätigte zudem eine Kontaktaufnahme zum Handball-Topteam SC Magdeburg.
Gelockt mit rund 10 Milliarden Euro Steuergeldern, siedelt sich Intel für insgesamt 30 Milliarden Euro bei Magdeburg an. Die ganze Region erhofft sich dadurch tausende Arbeitsplätze und eine Sogwirkung, darunter natürlich auch die Top-Clubs und Spitzenathleten.
"Wir gehen Hand in Hand mit dem FCM, repräsentieren unsere Region. Wir haben nicht nur eine Chance, sondern eine Verpflichtung etwas daraus zu machen", sagte SCM-Geschäftsführer Marc-Hendrik Schmedt zu der Thematik vor drei Monaten beim TV-Sender Dyn.
Nun sind aus den ersten Gesprächen erste Schritte geworden. "Intel kündigt Kooperationen mit dem Handball-Bundesligisten SC Magdeburg sowie dem Fußballzweitligisten 1. FC Magdeburg an", bestätigt eine Pressemeldung auf der Homepage des SC Magdeburg.
"Das Unternehmen unterstützt damit die traditionelle Sportstadt Magdeburg. Die Partnerschaften mit den beiden Profivereinen sind Teil des geplanten umfangreichen Engagements von Intel in der Region und der Stadt, wo hochmoderne Halbleiterfabriken entstehen sollen", heißt es weiter.
Beim SC Magdeburg reiht sich Intel für die laufende Saison 2023/24 als Premiumpartner in die Partnerstruktur des amtierenden Champion-League-Siegers im Handball ein. Schwerpunkte der Zusammenarbeit werden bei der Unterstützung von technologischen Projekten sowie dem Engagement für Zuschauer und Fans des SC Magdeburg liegen.
So wird innerhalb eines Projekts die Historie des Sportclubs - powered by Intel - in der GETEC Arena sowie auf der Webseite des Vereins erlebbar gemacht. Im Rahmen der Kooperation stellt Intel darüber hinaus Familien und Kleingruppen Ticketkontingente zur Verfügung und es sind Pilotprojekte geplant.
"Nicht nur für den SC Magdeburg, sondern für die gesamte Region ist die Ansiedlung von Intel eine Jahrhundertchance", betont Marc-Henrik Schmedt. Der Geschäftsführer der Handball Magdeburg GmbH fügt an: "Dass Intel noch vor dem geplanten Baustart den identitätsstiftenden SC Magdeburg unterstützen möchte, verdeutlicht das große Engagement für die Region und die Leuchttürme vor Ort, die den Menschen hier wichtig sind."
"Besonders angenehm in den Gesprächen war die Bereitschaft, auf gewachsene Strukturen Rücksicht zu nehmen und gemeinsam mit langjährigen Partnern dem SCM mehr Stabilität zu geben. Auch dass Projekte für Fans und Familien unterstützt werden sollen, passt hervorragend zur DNA des SC Magdeburg", berichtet Schmedt.
Der Konzern führte vor einigen Monaten nicht nur erste Gespräche mit SCM und FCM, sondern machte sich vor Ort ein Bild vom Potenzial. Eine Delegation verfolgte das atemberaubende 6:4 des FCM gegen Hertha BSC ebenso wie den Sieg des SCM gegen die SG Flensburg-Handewitt. Es war sozusagen beste Werbung für einen potenten Geldgeber.
Auch im Fußball engagiert sich Intel und ist ab sofort offizieller Technologiepartner des 1. FC Magdeburg. "In dieser Funktion unterstützt Intel den Traditionsklub in allen Fragen zur technischen Weiterentwicklung des Vereins", heißt es in der Pressemeldung, in der keine Zahlen hinsichtlich der finanziellen Höhe oder des Gegenwerts der Unterstützung genannt werden.
"Dazu gehören die Beratungen zu einer 5G WLAN-Abdeckung, ebenso wie der Ausbau digitaler Strukturen und Prozesse. Zudem sollen die Trainingssteuerung und das Scouting durch technologische Hilfsmittel verbessert werden. Intel reiht sich damit als GOLDPartner in die Sponsorenriege des 1. FC Magdeburg ein und wird zudem Partner der Frauenmannschaft des 1. FC Magdeburg", so der Verein.
"Wir freuen uns sehr und sind stolz darauf, mit Intel ein weltweit agierendes Unternehmen für unseren Club gewonnen zu haben. Mit Intel als offiziellem Technologiepartner wollen wir gemeinsam den nächsten Schritt der Weiterentwicklung gehen. Durch dieses klare Bekenntnis von Intel zum professionellen Fußball in Magdeburg haben wir eine hervorragende Grundlage für eine starke und zukunftsorientierte Partnerschaft", erklärte Alexander Wahler, kaufmännischer Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg.
Magdeburg hat noch mehr zu bieten - und die Stadt will auch in den Sport und die Infrastruktur investieren. Abseits des Ballsports sorgten die Schwimmer um Tokio-Olympiasieger Florian Wellbrock für Furore. Der schon im vergangenen Jahr beschlossene Neubau einer Schwimmhalle für rund 35 Millionen Euro soll die Trainingsgruppe um Bundestrainer Bernd Berkhahn weiter auf Topniveau vergrößern.
Im Sog der Schwimmer kam auch der Ukrainer Mychajlo Romantschuk an die Elbe, in Tokio Zweiter über 1500 m und Dritter über 800 m Freistil. Romantschuk brachte Ehefrau Maryna Bech-Romantschuk mit, die im Sommer in Budapest WM-Zweite im Dreisprung wurde. Von der Weltklasse-Athletin profitiert auch die Leichtathletik beim SCM. Die gerade 18 Jahre alte Sprinterin Chelsea Kadiri wurde im Juni bei den deutschen Meisterschaften über 100 Meter Zweite hinter Europameisterin Gina Lückenkemper.
Der Sport soll im Magdeburger Stadtteil Cracau seine Heimat finden. Die Spielstätten für die Handballer mit der Getec-Arena und der MDCC-Arena für den FCM liegen keine 300 Meter voneinander entfernt. Wenige Meter weiter liegen Sportgymnasium und Sportsekundarschule der Stadt und so wundert es kaum, dass auch der Olympia-Stützpunkt Sachsen-Anhalt hier seinen Sitz hat.
Und zwar im neu gebauten Sportzentrum, in das inzwischen auch die Geschäftsstelle der Handballer eingezogen ist. Für die Bobfahrer des Mitteldeutschen Sportclubs baute die Stadt im Sommer 2021 innerhalb weniger Monate eine Bob-Anschubanlage mit exakt dem Profil der Olympia-Bahn in Peking 2022.
Auch für die Fußballer, die aktuell Dritter der 2. Bundesliga sind, investiert die Kommune. Ab Februar 2024 wird im Umfeld der Arena gebaut: Neue Trainingsplätze mit besserer Drainage, modernem Kunstrasen, teils mit Rasenheizung und Trainingsbeleuchtung sollen für 6,7 Millionen Euro entstehen. Bei einem möglichen Erstliga-Aufstieg müsste in die 2006 eröffnete Arena weiter investiert werden, um den DFL-Auflagen gerecht zu werden. Selbst das Wort vom Stadionneubau machte, so die dpa im September, im Stadtrat bereits die Runde.
Die Chance über die Außenwirkung der Sportstadt Magdeburg hat auch die Kommune erkannt. "Was wir hier auf vergleichsweise geringem Raum haben, gibt es in dieser Form an keinem anderen Ort in Deutschland", sagte Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris der Deutschen Presse-Agentur vor einigen Monaten. Man wolle mit diesen Standortvorteilen auch weiterhin aktiv werben, die Einmaligkeit aufzeigen und den Stellenwert des Sports in Magdeburg unterstreichen.
cie mit Material SCM und dpa