vor 4 Stunden
Jubel nach 29:18 gegen Spanien
Brasilien wurde beim Olympia-Auftaktsieg gegen Spanien von den Fans gefeiert. Aus dem starken Kollektiv ragte Torhüterin Gabriela Moreschi heraus. Die Südamerikanerinnen wollen sich in Paris nicht verstecken: Eine Medaille ist das Ziel.
Nach dem perfekten Start in das Olympische Turnier ließen sich die brasilianischen Handballerinnen völlig verdient feiern: Die Spielerinnen drehten eine Ehrenrunde, winkten ins Publikum und lagen sich immer wieder in den Armen.
Das 29:18 gegen Spanien war nicht nur ein sportliches Ausrufezeichen, auch emotional gewannen die Südamerikanerinnen die Partie haushoch. Die Halle stand klar auf Seiten Brasiliens. "Die Unterstützung war überragend", schwärmte Adriana Cardoso de Castro anschließend. "Ich habe mich gefühlt wie bei einem Heimspiel."
"Wir hatten Familien und Freunde dabei und ich weiß, dass die Franzosen Brasilien mögen, aber vom Feld aus hatte ich wirklich das Gefühl, dass alle auf der Tribüne Brasilianer waren", lachte Kapitänin Bruna de Paula. Und Torfrau Gabriela Moreschi wiederholte angesprochen auf die Fans einfach nur immer wieder: "Amazing. Amazing. Amazing."
"Amazing" - zu deutsch: fantastisch - waren jedoch nicht nur die Fans, sondern auch die Leistung des gesamten brasilianischen Teams sowie besonders von Torhüterin Moreschi. Die dreifache Deutsche Meisterin mit der SG BBM Bietigheim brillierte zwischen den Pfosten und legte mit ihren Paraden den Grundstein für den Sieg. "Amazing" sei ihre Leistung gewesen, adelte Rechtsaußen Cardoso de Castro die Mitspielerin. "Ich bin sehr stolz auf sie."
Es sei das "vielleicht beste Spiel meines Lebens" gewesen, hielt sie anschließend fest. "Jede Parade war ganz besonders." Für die 30-Jährige ist es ein Traum, in Paris auflaufen zu dürfen. "Ich habe alles gefühlt, was ein Mensch fühlen kann, all diese Emotionen zusammen", beschrieb sie. "In den ersten fünf Minuten haben meine Beine gezittert, aber dann wurde es zu einem Handballspiel."
Obwohl die Brasilianerinnen seit 2000 bei jeden Olympischen Spielen vertreten sind und einige Spielerinnen bereits in Tokio dabei waren, ist die emotionale Bedeutung immens. Vor dem Beginn der ersten Trainingssession in der Arena Sud ging die ganze Mannschaft Arm in Arm das Feld ab, es flossen nicht nur bei einer Spielerin die Tränen.
"Es bedeutet mir so viel, hier zu sein", erklärte beispielsweise Kapitänin de Paula, die ebenfalls in Tokio ihr Olympia-Debüt gab. "Seit ich jung war, war das mein Traum." Auch Moreschi sagte: "Ich bin jetzt 30 Jahre alt und bei den Olympischen Spielen zu sein, ist mein großer Traum." Ihr größter Traum jedoch, ergänzte sie mit einem verschmitzten Grinsen, "sei es, eine Medaille zu gewinnen."
Während einige Nationen absichtlich tief stapeln und sich nach Außen nicht festlegen wollen, sprechen die Südamerikanerinnen erfrischend offen über ihre Ambitionen. "Ehrlich gesagt: Ich will eine Medaille", antwortete de Paula auf die Frage nach ihrem Ziel für das Turnier. "Wir wissen, dass es hart wird, aber wenn wir nicht davon träumen, wenn ich mir das nicht wünsche, wird es auf keinen Fall möglich sein."
Die bisher beste Platzierung der Brasilianerinnen war ein 5. Platz bei den Heim-Spielen in Rio de Janeiro. Auf dem Papier hat der pannamerikanische Abonnement-Meister tatsächlich die schwächere Gruppe erwischt, sodass der Einzug ins Viertelfinale eine realistische Möglichkeit ist. Können de Paula, Moreschi und Co. den Schwung mitnehmen, kämpfen sie mit Titelverteidiger Frankreich und den Niederlanden um die bestmögliche Platzierung, um dem stärksten Gegner im Viertelfinale aus dem Weg zu gehen.
Als nächster Gegner wartet am Sonntag (09:00 Uhr) das Team aus Ungarn, dass im ersten Spiel gegen den Gastgeber verlor. "Wir brauchen wieder eine so gute Defensive, wie wir sie heute hatten", blickte Moreschi nach dem Auftaktsieg voraus. "Ich hoffe, dass schaffen wir. Wir werden uns auf jeden Fall gut vorbereiten."
Kapitänin de Paula erwartet ein "hartes Match", wie sie sagt: "Sie haben ein gutes Team, wir müssen weiter arbeiten. Wir werden sehen, wie es läuft, aber wir sind bereit für alles." Wenn die Südamerikanerinnen diesen Worten Taten folgen lassen, könnte die Samba-Party von Paris in Lille weiter gehen …
jun