19.09.2024, 06:00
Heute Königsklassen-Duell in Magdeburg
2022 startete das Großprojekt Kolstad mit zwei Zielen in den internationalen Handball: Bis 2024 wollte man der beste Handballverein Norwegens werden, bis 2026 die Champions League gewinnen. Seitdem hat sich viel verändert. Wie realistisch ist der Triumph in der Königsklasse noch?
Schon nach einem Jahr musste Kolstad 2023 die erste Hiobsbotschaft einstecken: Finanzielle Probleme führten zu Lohnkürzungen. Einige Spieler wie Janus Smarason verließen den Klub aus Trondheim daraufhin schon wieder. Die meisten aber hielten dem Verein dennoch die Treue. Zunächst.
Denn zum Sommer 2024 verließen weitere namhafte Spieler den Verein. Das bekannteste Beispiel hierfür ist Magnus Rød, der nach nur einem Jahr in Kolstad nun für Pick Szeged aufläuft.
Auch der Abgang von Torbjørn Bergerud steht bereits fest. Im Februar 2024 hatte der 30-Jährige seinen Vertrag zwar erst um mindestens eine Saison verlängert, im Juli wurde dann allerdings offiziell, dass der Torhüter zur Saison 2025/26 zu Wisla Plock wechselt.
Im offiziellen Kader der EHF sind 18 Spieler vermerkt. Zur Europameisterschaft entsandte Kolstad sieben Spieler an die norwegische Nationalmannschaft, bei den Olympischen Spielen waren es fünf. Neben 14 Norwegern sind auch drei Isländer und ein Schwede Teil des Kolstad-Aufgebots. Die meisten von ihnen haben sich international bisher allerdings noch keinen Namen gemacht.
Der bekannteste Spieler im Kader von Kolstad ist zweifelsohne Sander Sagosen, der mit seiner Vertragsverlängerung bis 2027 ein großes Ausrufezeichen gesetzt hat. Der Rückraumstar bringt aktuell allerdings nicht die erhofften Leistungen und ist auf der Suche nach seiner alten Topform.
Zuletzt sprach der 29-Jährige unter anderem über mentale Probleme. Als etatmäßigen Spielmacher hat Kolstad neben Sagosen nur den 22-jährigen Isländer Benedikt Gunnar Óskarsson im Aufgebot.
Im linken Rückraum sind die Norweger mit Gøran Søgard Johannessen und Neuzugang Simon Jeppsson und damit zwei ehemaligen Bundesliga-Profis theoretisch gut aufgestellt. Allerdings kämpft der Ex-Flensburger Johannessen schon länger mit Problemen an der Achillessehne, verpasste auch die Olympischen Spiele und fehlt nach einem erneuten Riss weiterhin. Neben Jeppsson stehen Kolstad auf der Halbposition jedoch auch noch die norwegischen Nationalspieler Simen Lyse und Vetle Eck Aga zur Verfügung.
Auch im Tor kann Kolstad auf viel Erfahrung zurückgreifen. Bergerud hat 150 Spiele für die norwegische Nationalmannschaft absolviert und in Flensburg (2018-2021) und bei GOG (2021-2022) internationale Erfahrungen gesammelt. Er bildet gemeinsam mit dem 33-jährigen Lars Eggen Rismark und dem 27-jährigen Sigurjón Gudmundsson das Trio zwischen den Pfosten.
Auch mit dem ehemaligen Magdeburger Magnus Gullerud am Kreis und dem isländischen Nationalspieler Sigvaldi Gudjónsson auf Rechtsaußen kann Trainer Christian Berge, der genau wie Sagosen einen langfristigen Vertrag besitzt, auf international erfahrene Spieler bauen. Die restlichen Kaderplätze sind mit weitgehend unbekannteren Namen besetzt. Glanz und Glamour, wie einst verkündet und erhofft, versprüht der Kader jedenfalls nicht (mehr).
Im vergangenen Jahr hat Kolstad sein Debüt in der Champions League gegeben. Fünf Siege und ein Unentschieden reichten neben etlichen Niederlagen allerdings nicht, sodass das erste Jahr in der Königsklasse schon nach der Gruppenphase beendet war.
Mit Blick auf den Kader könnte es auch in diesem Jahr auf ein vorzeitiges Ende der Champions League-Saison hinauslaufen. Die Heimpremiere verlor das norwegische Team mit 30:35 gegen den FC Barcelona. Christian Berge war dennoch nicht unzufrieden mit der gezeigten Leistung seiner Mannschaft.
Merle Klingenberg