12.08.2024, 18:00
Am Ende tragen alle Gelb
Mit Renars Uscins stand bei Deutschland während des Handball-Turniers ein Neuling im Fokus - und das nicht nur aufgrund des gelben T-Shirts im schwarz-weiß der Trainingszüge seiner Mitspieler. Der 22-Jährige setzte gegen Frankreich Treffer, die in Erinnerung bleiben, und wurde bester Schütze der deutschen Auswahl. Für diese sieht der Youngster eine goldene Zukunft.
Renars Uscins verstaute die olympische Silbermedaille schnell in der Tasche. Nicht aber aus Frust. "Die ist echt schwer. Wirklich, wir haben am nächsten Tag Nackenprobleme, wenn wir die die ganze Zeit tragen", sagte der Shootingstar von Deutschlands Handballern nach der bitteren Final-Niederlage gegen Weltmeister Dänemark dem SID, der anfügte: "Er grinste schon wieder".
Dass das DHB-Team bereits wieder lächeln konnte, hatte auch mit dem Youngster zu tun - allerdings eher unfreiwillig: Im gelben T-Shirt setzte er einen Farbakzent im schwarz-weiß der deutschen Trainingsanzüge. "Renars dachte, das sei optional: T-Shirt oder Pulli. Ihm wurde dann relativ schnell klar, dass das nicht optional war", sagte Teamkollege Kai Häfner schmunzelnd: "Aber wenn einer aus der Gruppe rausstechen darf, dann war das Renars nach diesem Turnier."
Renars Uscins, so formulierte es Bundestrainer Alfred Gislason lachend, "war auffällig bis zum Ende". Denn nicht nur modisch fiel die Nachwuchshoffnung auf: Mit 52 Toren war er bester deutscher Schütze und verfehlte das Podium bei den Torschützen nur um zwei Treffer. Und das mit einer Wurffeffizienz von 68 Prozent. Hinzu kommen 22 Assists, hier war nur Juri Knorr besser, sowie hinter Christoph Steinert und Johannes Golla mit 5:41 Stunden die drittmeiste Einsatzzeit.
Die Treffer, die am meisten in Erinnerung bleiben, erzielte er gegen Frankreich: Dreizehn Sekunden vor dem Ende den Anschlusstreffer und mit der Sirene die Vollendung des Sechs-Sekunden-Wunders zum Ausgleich und zur Verlängerung. "Was der hier spielt, ist unglaublich", erklärte Rune Dahmke danach. Vierzehn Tore, Rekord in einem K.O.-Spiel bei Olympia, standen am Ende zu Buche und Uscins schilderte am Abend sympathisch im Olympiaprogramm einem Millionenpublikum von dem Flow, der ihn sogar Siebenmeter werfen ließ.
"Wenn man die Mannschaft sieht, kann es nur besser werden", erklärte Renars Uscins unterdessen der dpa. Nach Silber kann das eigentlich nur Gold heißen. Die nächste Chance darauf bietet sich bei der Handball-WM im Januar in Kroatien, Dänemark und Norwegen, dann folgte eine EM, dann eine Heim-WM, wieder eine EM und dann Olympia in Los Angeles.
"Wir stehen ohne Erfahrung da, knacke-jung. Für die meisten war es die erste Olympia-Teilnahme. Ich sehe uns in einer sehr schönen Position, wo wir selbst entscheiden, was wir in der Zukunft machen", sagte Jungstar Renars Uscins. "Die Mannschaft ist jetzt deutlich weiter. Die ist viel stabiler", lobte auch Alfred Gislason und sprach von einer "sehr guten Entwicklung" seit der Heim-EM im Januar.
Und bei den nächsten Olympischen Spielen werden neben Renars Uscins mit David Späth, Julian Köster, Sebastian Heymann, Marko Grgic, Justus Fischer, Luca Witzke und auch Spielmacher Juri Knorr sowie Kapitän Johannes Golla acht weitere Silbermedaillengewinner noch nicht älter als 30 Jahre sein. Und andere Junioren-Weltmeister aus dem Vorjahr sind auf dem Sprung - wie das Beispiel Uscins zeigt, lohnt es sich für den Bundestrainer auf die Jugend zu setzen.
Olympia 2028 aber auch die nächsten Turniere mit dem Nationalteam und selbst die in Kürze startende Vorbereitung auf die nächste kräftezehrende Handball-Saison waren aber weit weg. Die schmerzhafte Niederlage im Finale wurde beiseite geschoben, es ging von Lille nach Paris und zur Feier ins Deutsche Haus. "Da lassen wir es uns gut gehen", kündigte Renars Uscins an. Das Team hatte sich dabei übrigens dem Shooting-Star angeschlossen und war geschlossen in Gelb auf der Bühne.
cie, mit Material dpa, sid, red