15.10.2024, 09:19
Mutmaßliche Vorfälle bei Plock - Kielce
Wisla Plock gegen Industria Kielce - das ist DAS Topspiel im polnischen Handball. Nach der jüngsten Auflage dieses Duells stehen nun Rassismus-Vorwürfe im Raum. Worum es konkret geht und wer wen, für was genau, beschuldigt:
Schon während der 60 Minuten war im Duell zwischen Wisla Plock und Industria Kielce (29:25) am gestrigen Sonntag (13. Oktober) wieder einmal viel Feuer drin. Das ist bei dieser Paarung keine Überraschung mehr. Auch wenn 21 Zeitstrafen, eine Blaue und eine Rote Karte selbst für die Maßstäbe dieses Hassduells außergewöhnlich sind.
Kielces Jorge Maqueda soll seinen Gegenspieler Mirsad Terzic (der später selbst Rot bekam) gebissen haben, sah dafür die Blaue Karte. Maquedas Teamkollege, Dylan Nahi, sei von den Plock-Fans rassistisch beschimpft worden.
"Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass gegen mich Lärm gemacht wurde, aber ich wusste nicht, was die Leute sangen. Am Ende des Spiels erklärten mir meine Mitspieler und mein Trainer, dass es sich um rassistische Beleidigungen handelte", sagte der französische Europameister gegenüber L’Équipe. Nahi sei als "schwarzes Schwein" beleidigt worden, so sein Trainer Talant Dujshebaev.
Auch Dujshebaev und sein Gegenüber, Xavier "Xavi" Sabaté, gerieten schon während des Spiels mehrfach verbal aneinander. Sabaté beschuldigte Kielces Talant Dujshebaev bei der anschließenden Pressekonferenz, dass ihn sein spanischer Landsmann während der Partie angespuckt habe. Dem Vorwurf widersprach Dujshebaev allerdings vehement.
Auch habe Dujshebaev ihn bedroht und beschimpft ("Hurensohn, ich werde dich töten"), so Sabaté. Aufgrund dieser "brutalen und zutiefst unwürdigen Worte" wolle ihr Trainer rechtliche Schritte einleiten, gab Wisla Plock bekannt.
Der Coach des Champions-League-Siegers von 2016 erhob wiederum Rassismus-Vorwürfe in Richtung des Plock-Trainers. "Er hat mich einen Scheiß-Chinesen genannt", so der in Kirgistan geborene Dujshebaev gegenüber handball-world. Er bestreite "kategorisch, dass ich Trainer Dujshebaev so beschimpft habe, wie er es mir vorwirft", wird Xavi Sabaté von TVP Sport zitiert.
Wisla Plock äußerte sich einen Tag später auf X zu den Vorfällen und erklärte: "Jeder Versuch, die Aufmerksamkeit auf ungerechtfertigte Weise von den sportlichen Ergebnissen auf andere, nicht existierende Themen zu lenken, wird von SPR Wisla Plock genau beobachtet und analysiert." Der Verein bittet daher alle Medien, Einzelpersonen und Vertreter, alle Materialien, die sich auf die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen beziehen, aufzubewahren und an sie weiterzuleiten. Diese Informationen sollen als Grundlage für eine rechtliche Analyse dienen.
Auch Kielce reagierte am Montag auf X und bedauert, dass das Spiel nicht mit den üblichen sportlichen Emotionen endete. Der polnische Top-Klub kommunizierte, dass Talant Dujshebaev sein Bedauern darüber äußere, dass er sich auf dem Spielfeld zu einer Diskussion provozieren ließ, und der Trainer entschuldige sich bei allen, die durch die Ereignisse und sein Verhalten beleidigt wurden. Der Verein betont: "Das europäische Niveau beider Mannschaften korreliert nicht mit dem Verhalten, das wir am Sonntag gesehen haben."
Die polnische Superliga hat inzwischen angekündigt eine Untersuchung des Spiels und die (mutmaßlichen) Vorfälle einzuleiten.
Nach ein paar Tagen scheinen sich die Wogen zu glätten, die beiden Vereinsvorstände haben nun eine gemeinsame Erklärung herausgegeben, nachdem man in 72 Stunden "alles verfügbare Material ausgewertet" habe. Während die Causa Nahi praktisch vom Tisch ist, will man sich beim Trainerdisput auf das Urteil des Ligaverbands verlassen.
red