15.01.2024, 11:10
Für die laufende Saison
Paukenschlag im Frauenhandball: Dem Handball-Zweitligisten Werder Bremen werden in der laufenden Saison Pluspunkte abgezogen.
Der Lizenzierungsausschuss der Handball Bundesliga Frauen (HBF) hat den Zweitligisten SV Werder Bremen für das laufende Spieljahr 2023/24 mit einem Abzug von vier Pluspunkten belegt. "Grund hierfür ist ein Verstoß des Lizenznehmers SV Werder Bremen GmbH & Co KG aA gegen die Verpflichtung zur Verbesserung seines negativen Eigenkapitals", teilte die HBF am heutigen Montag (15. Januar) mit.
Die Grün-Weißen rutschen dadurch in der Tabelle der 2. Bundesliga von Platz zwei auf Rang sieben ab. Die Entscheidung fußt auf § 2 Absatz 4 der HBF-Lizenzierungsrichtlinien. Hiernach müssen Lizenznehmer mit einem ausgewiesenen negativen bilanziellen Eigenkapital zum 30.06.2020 (bzw. 31.12.2020) dieses bis zum 30.06.2023 (bzw. 31.12.2023) um mindestens 30 Prozent verbessern.
"Da diese Zielsetzung seitens der Bremer verfehlt wurde, hat dies gemäß § 2 Absatz 6 der Lizenzierungsrichtlinien die Aberkennung von vier Pluspunkten für das laufende Spieljahr 2023/24 zur Folge", so die HBF. Die Verantwortlichen des SV Werder Bremen haben auf das Einlegen von Rechtsmitteln verzichtet, somit ist die Entscheidung rechtskräftig.
Bereits seit der Ausgliederung des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs aus dem e. V. im Jahr 2003 gehören neben dem Bundesliga-Fußball unter anderen auch die ersten Mannschaften im Tischtennis, Schach und Frauenhandball der SV Werder Bremen GmbH & Co KG aA an. „Für uns ergibt sich dadurch im Vergleich zu anderen Lizenznehmern der Handball-Bundesliga Frauen eine besondere Situation", erklärt Anne-Kathrin Laufmann, Geschäftsführerin Sport & Nachhaltigkeit.
„Im Profifußball werden naturgemäß andere finanzielle Summen bewegt. Dabei haben sich in der Bilanz der Kapitalgesellschaft in den vergangenen Jahren die geringeren Einnahmen durch den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga und die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie deutlich bemerkbar gemacht. Eine signifikante Verbesserung des Eigenkapitals war nicht möglich. Diese Bilanz ist auch Grundlage der Lizenzierung unserer Handballerinnen durch die HBF."
Laufmann betont zugleich: „Die Lizenzierungsrichtlinien der HBF zum negativen Eigenkapital sollen insbesondere verhindern, dass Vereine aufgrund ihrer finanziellen Situation während einer laufenden Spielzeit aus dem Spielbetrieb ausscheiden. Diese Gefahr bestand und besteht bei unseren Handballerinnen zu keinem Zeitpunkt. Gleichwohl akzeptieren wir, dass wir uns wie alle anderen Clubs dieser Regelung unterwerfen müssen."
Martin Lange, Vorsitzender Handball des SV Werder Bremen, sagt: „Unter dem Dach der Kapitalgesellschaft hatten wir in den vergangenen Jahren stets sehr verlässlich die notwendige finanzielle Unterstützung, um unsere Zweitliga-Mannschaft und die leistungssportlichen Strukturen weiterzuentwickeln."
"Die Planungssicherheit, auch in den kommenden Jahren die nächsten Schritte dieser Entwicklung gehen zu können, hat für uns eine große Bedeutung. Dass wir durch diese spezielle Konstellation mit einem Punktabzug bestraft werden, ist bitter, hat aber keine Auswirkungen auf unsere Zukunftsplanung und unsere Ziele in den nächsten Jahren", so Lange weiter.
Werder-Cheftrainer Timm Dietrich ordnet die sportliche Tragweite der Entscheidung ein: „Natürlich sind die Mannschaft und wir als Trainerteam sehr enttäuscht darüber, dass wir vier sportlich errungene und hart erarbeitete Punkte verlieren. Dennoch ändert sich an unserer Herangehensweise in der täglichen Arbeit nichts. Wir werden weiterhin in jedes Spiel gehen, um es zu gewinnen, und alles dafür tun, um am Ende der Saison die bestmögliche Platzierung zu erreichen."
Bereits in der vergangenen Saison hatte die HBF die Grün-Weißen aufgrund des negativen Eigenkapitals mit einer Geldstrafe in Höhe von 30.000 Euro belegt. Werder legte Einspruch ein, der jedoch abgewiesen wurde. Auch ein durch den Verein bei der Mitgliederversammlung der HBF eingebrachter Antrag, die besondere Situation des SV Werder zu berücksichtigen, wurde abgelehnt.
Die Verantwortlichen der Grün-Weißen haben vor diesem Hintergrund in dieser Saison auf das Einlegen von Rechtsmitteln verzichtet. Die Tabelle der 2. Handball-Bundesliga Frauen wird ab sofort mit dem Zusatz geführt: „*Abzug von 4 Pluspunkten SV Werder Bremen wegen Verstoß gegen die Lizenzierungsrichtlinien".
Die Handball Bundesliga Frauen hatte die Regelung zur Verbesserung eines negativen Eigenkapitals für alle Erst- und Zweitligisten zur Saison 2019/20 in die Lizenzierungsrichtlinien aufgenommen. Danach soll sich ein negatives Eigenkapital jährlich um mindestens 10 Prozent verbessern. Gelingt nach drei Jahren eine mindestens 30-prozentige Verbesserung nicht, hat dies den Abzug von vier Pluspunkten zur Folge.
Der Lizenzierungsausschuss der Handball Bundesliga Frauen besteht aus Axel Pick, Dipl.-Kfm., US Certified Public Accountant und Rechtsanwalt, Martin Jäger, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, sowie Christoph Wendt, Geschäftsführer der Handball Bundesliga Frauen.
red