08.02.2024, 12:09
Wichtiger Tag in Hannover
An diesem Freitag stellt Bundestrainer Alfred Gislason den DHB-Bossen seine EM-Analyse vor. Danach dürfte zügig darüber entschieden werden, ob sein Vertrag verlängert wird - oder nicht. Aber wer entscheidet das eigentlich?
An den Winter 2020 werden sich noch viele Handballfans erinnern können. Die deutsche Mannschaft hatte bei der EM in Österreich zwar gerade knapp das Halbfinale verpasst, dennoch zeigte die Entwicklung unter Bundestrainer Christian Prokop grundsätzlich in die richtige Richtung. Dementsprechend legte sich DHB-Sportvorstand Axel Kromer bereits kurz vor dem Ende des Turniers fest.
"Wir als Verbandsführung wollen klarstellen, dass es intern nie eine Diskussion darüber gab, mit welchem Trainer wir künftig die Nationalmannschaft prägen wollen. Wir werden natürlich mit Christian in Richtung Olympia gehen", sagte Kromer und sprach damit im Sinne des gesamten Vorstandes. Wenige Tage später wurde Prokop trotzdem entlassen und nicht nur Kromer davon völlig überrumpelt.
Aber wie kann das sein? Entscheidet nicht der Vorstand über die mit Abstand wichtigste Verbandspersonalie, also die Zukunft des Bundestrainers? Wenn nicht, wer entscheidet denn dann? Und was bedeutet das mit Blick auf die ungeklärte Vertragslage des aktuellen Bundestrainers Alfred Gislason? An diesem Freitag wird der Isländer seine Analyse der Heim-EM vorstellen. Handball-World beantwortet vorab die wichtigsten Fragen.
Die Verbandsspitze trifft sich am Freitag und Samstag zu einer zweitägigen Sitzung in Hannover. Verbandsspitze bedeutet, dass sowohl der Vorstand als auch das Präsidium anwesend sein werden. Die beiden Bundestrainer, Alfred Gislason (Männer) und Markus Gaugisch (Frauen), sind für den Freitag eingeladen. Beide sollen den Bossen jeweils ihre Analysen der vergangenen Turniere vorstellen.
Gislason hat noch einen Vertrag bis einschließlich der Olympischen Spiele im Sommer in Paris. Auch wenn die DHB-Auswahl die Qualifikation beim Turnier im März in Hannover verpasst, läuft sein Vertrag noch bis August. Bei Gaugisch sieht es etwas anders aus. Schaffen die Frauen die Olympia-Quali, verlängert sich sein Vertrag automatisch bis April 2026.
Vermutlich nicht. Erstmal sollen beide Trainer nur ihre Analysen vorstellen. Es dürfte in der Verbandsspitze zwar schon in beiden Fällen eine Tendenz geben, ob verlängert werden soll oder nicht. Aber die Präsentationen von Gislason und Gaugisch sollen abgewartet werden.
Hier wird es komplizierter. Wie am Anfang angedeutet, tut dies nicht der hauptamtliche Vorstand um Kromer. Dieser ist zwar der unmittelbare Vorgesetzte der beiden Bundestrainer, die wichtigste Entscheidung treffen aber kurioserweise andere: nämlich das ehrenamtliche Präsidium. Hier sitzen Leute wie die eher unbekannten Hans Artschwager, Monika Wöhler oder Gunter Eckart. Und auch Uwe Schwenker, dessen Trauzeuge Gislason war.
Zunächst gibt es eine Kommission innerhalb des Präsidiums, die eine Empfehlung pro oder contra Vertragsverlängerung ausspricht. Dieser Kommission gehören Präsident Andreas Michelmann sowie die Vizepräsidenten Schwenker, Jörg Föste und Stefan Hüdepohl an. Kromer und DHB-Vorstandsboss Mark Schober nehmen hier zumindest eine beratende Rolle ein. Anschließend stellt die Kommission dem gesamten Präsidium ihre Empfehlung vor. Anschließend muss abgestimmt werden.
Stimmt etwa eine Mehrheit für die Verlängerung mit Gislason, darf Kromer die Vertragsverhandlungen mit dem Bundestrainer aufnehmen. Erst dann also wird der Vorstand wieder aktiv. Wird stattdessen gegen eine Verlängerung gestimmt, ist der Vorstand machtlos - so wie vor vier Jahren bei Christian Prokop.
Nils Bastek