03.05.2024, 16:48
Verein kündigt Beschwerde an
Die unabhängige Lizenzierungskommission der Handball Bundesliga hat dem HSV Hamburg die Lizenz für die kommende Spielzeit nicht erteilt. Das teilte der Ligaverband am heutigen Freitag (3. Mai) mit.
Die Handball Bundesliga hatte am 17. April allen 36 Vereinen der beiden Topligen die Lizenz für die Serie 2024/25 erteilt, teils allerdings unter Auflagen - und im Fall des HSV Hamburg nur unter der Bedingung erteilt, dass bis zum heutigen Freitag (12.00 Uhr) die Schließung einer erheblichen Liquiditätslücke nachgewiesen wird.
Der HSV hatte sich diesbezüglich optimistisch gezeigt. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Geschäftsführer Sebastian Frecke am Donnerstagabend in der Pause des Heimspiels gegen den BHC (32:30) bei Dyn: "Alle Unterlagen sind fristgerecht eingereicht. Die Liga hat alles." Der HSVH habe sich "nichts zu schulden kommen lassen. Wir sind guter Dinge und warten die Entscheidung der Bundesliga ab."
Die unabhängige Lizenzierungskommission der Handball-Bundesliga teilte heute nach Ablauf der Frist mit, "dass der Handball Sport Verein Hamburg den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, der zur Erlangung einer Lizenz zur Teilnahme am Spielbetrieb der Saison 2024/25 berechtigt, nicht fristgemäß erbracht hat."
Beim HSV Hamburg hingegen ist man anderer Ansicht. "Der Handball Sport Verein Hamburg hat fristgerecht alle erforderlichen Verträge bei der Handball-Bundesliga eingereicht, um die Bedingung, an die die Erteilung der Lizenz für die Saison 2024/25 geknüpft war, zu erfüllen", heißt es in einer Stellungnahme der Hanseaten. Der Erstligist kündigte an, dass er "im ersten Schritt den Rechtsbehelf nutzt, eine Beschwerde gegen die Erteilung der Bedingung einzulegen."
"Wir sind uns sicher, dass wir die Bedingung erfüllt haben", betont Sebastian Frecke und erklärt: "Wir mussten dafür in den vergangenen Tagen einige Verträge anpassen und damit Zahlungen nach vorne ziehen, damit das von der HBL berechnete Szenario einer Liquiditätslücke so nicht eintreten kann. Das haben wir getan und alle Verträge fristgerecht bei der Liga eingereicht."
Der Geschäftsführer der Hanseaten wurde von der Entscheidung des Ligaverbands offenbar überrascht. "Leider haben wir entgegen unserer festen Erwartung trotzdem eine negative Rückmeldung von der Lizenzierungskommission erhalten. Wir werden nun den Rechtsweg nutzen und haben fristgerecht gegen die Erteilung der Bedingung Beschwerde eingelegt."
Laut der Ordnung zur Lizenzierung der Handball-Bundesliga wird die Lizenzierungskommission die Beschwerde unverzüglich dem HBL-Präsidium zur Entscheidung vorlegen.
Die Beschwerde richtet sich laut der Stellungnahme des HSV gegen die grundsätzliche Erteilung der Bedingung, "da gegen die Entscheidung der Lizenzierungskommission über die Erfüllung oder Nicht-Erfüllung einer gestellten Bedingung laut Ordnung zur Lizenzierung keine Beschwerde eingelegt werden kann".
"Im Falle einer der Beschwerde nicht abhelfenden Entscheidung des Präsidiums des HBL e. V. verbleibt dem Handball Sport Verein Hamburg die Möglichkeit der Anrufung des verbandsinternen Schiedsgerichtes", so die Handball-Bundesliga GmbH zum weiteren Ablauf des Verfahrens.
Sportlich hat der HSV Hamburg den Klassenerhalt schon geschafft, nach dem gestrigen Heimsieg über den Bergischen HC hat das Team von Cheftrainer Torsten Jansen eine Punktebilanz von 28:32 Zählern.
Der gestrige Gegner hingegen liegt mit 17:45 Punkten auf Platz 17 und damit auf einem Abstiegsplatz. Der BHC hat bei noch drei verbleibenden Partien drei Pluszähler Rückstand auf den HC Erlangen und den ThSV Eisenach - sollte der HSV allerdings keine Lizenz erhalten, könnte auch der vorletzte Platz für den Klassenverbleib reichen. Der Ligaverband wollte sich auf Nachfrage von handball-world noch nicht zu sportlichen Auswirkungen, auch für die 2. Handball-Bundesliga, äußern und kündigte eine gesonderte Stellungnahme an.
Hoffen könnte damit auch Schlusslicht HBW Balingen-Weilstetten wieder, das zwar sechs Punkte hinter dem BHC liegt, aber aktuell auch noch zwei Spiele weniger absolviert. Balingen trifft am heutigen Abend auf Eisenach. Während der Bergische HC am Vortag Zweifel an einer Lizenzerteilung für den HSV angekündigt hatte, erklärten die Thüringer gegenüber MDR Sport im Osten, dass man "größtes Vertrauen in die unabhängige Lizenzierungskommission der HBL" habe.
Schon in der Saison 2015/16 war dem HSV Hamburg die Lizenz nachträglich entzogen worden. Der Club startete damals in der viertklassigen Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein neu.
2017 übernahm Torsten Jansen das Traineramt und führte die Mannschaft 2021 zurück in die Bundesliga. Unter einer neuen Führung, zu der Präsident Marc Evermann und Vizepräsident Martin Schwalb gehörten, hatte sich der Verein neue Reputation erarbeitet. In der vergangenen Serie wurde ein Startplatz im Europapokal nur knapp verpasst.
Christian Stein, red