07.01.2024, 10:02
"Schlechtester Zeitpunkt"
Der Testsieg bei der Generalprobe vor der Handball-EM war für Deutschland mit einem Rückschlag verbunden: Bei Patrick Groetzki trat eine frühere Verletzung wieder auf. Der Außen humpelte vom Parkett und musste noch am Abend die Diagnose "EM-Aus" hinnehmen. Wie reagiert der Deutsche Handballbund?
Handball-Routinier Patrick Groetzki hat gefasst auf sein unvorhergesehenes EM-Aus reagiert. "Verletzungen gehören im Sport nun einmal dazu, und ich werde mich auch von dieser ganz sicher wieder zurück kämpfen, so, wie ich es immer getan habe", erklärte der Außen der Rhein-Neckar Löwen in einer Vereinsmeldung.
"Das ist natürlich so ziemlich der schlechteste Zeitpunkt, den man sich vorstellen kann, weil ich alles gegeben habe, um bei diesem Turnier dabei zu sein", räumte Patrick Groetzki nach dem Testspiel-Sieg am Samstag gegen Portugal (35:31), dessen Ende der 34-Jährige nicht mehr auf dem Feld miterlebte, allerdings ein.
Auf Instagram fügte Patrick Groetzki an: "Vielleicht ist es aber auch für Handball-Deutschland ein gutes Omen ... Denn schon vor der EM 2016, habe ich mich in Kiel verletzt ... Wir wissen alle was danach bei der EM in Polen passiert ist." Der verletzte Außen fügte mit Bick auf die Handball-EM an: "Nun werde ich als größter Fan dieser Mannschaft das Turnier verfolgen und mich begeistern lassen."
Der Rechtsaußen von den Rhein-Neckar Löwen hatte in der 23. Minute gerade zum Sprung in den Kreis ansetzen wollen, ehe er seine Bewegung abbrach und schließlich humpelnd das Feld verließ. Sein schmerzverzerrtes Gesicht vergrub er an der Seitenlinie in ein großes Handtuch, dann ging es ins Krankenhaus.
"Eine erste radiologische Untersuchung ergab, dass die alte Fußverletzung, die Groetzki bis Anfang Dezember außer Gefecht gesetzt hatte, wieder aufgetreten ist und daher zum EM-Aus für den Nationalspieler der Rhein-Neckar Löwen führt", teilte der Deutsche Handballbund (DHB) mit.
"In erster Linie ist das eine extrem bittere Diagnose für Patrick, die natürlich auch die Nationalmannschaft sowie die Rhein-Neckar Löwen hart trifft", erklärte DHB-Vorstand Axel Kromer und fügte an: "Wir fühlen mit ihm und wünschen für die anstehende Reha alles Gute."
Im vergangenen November war Patrick Groetzki wegen einer Verletzung der Plantarfaszie, einer Sehnenplatte an der Fußsohle, wochenlang ausgefallen und hatte erst kurz vor Weihnachten - und kurz vor der Nominierung des Kaders für die Handball-EM durch Alfred Gislason sein Comeback gegeben.
"Wenn im Januar keine EM wäre, dann hätten wir vermutlich gesagt, dass wir gar kein Risiko eingehen und kurieren es komplett aus. Es ist jetzt eine veränderte Rolle mit dem Großturnier. Ich habe daher vermutlich noch mehr gearbeitet", gab Patrick Groetzki kurz vor Weihnachten zu.
Patrick Groetzki sollte bei der anstehenden Heim-EM gemeinsam mit Timo Kastening das Gespann auf Rechtsaußen bilden. "Das tut sehr, sehr weh", sagte Kastening im ZDF-Sportstudio. Groetzki sei "einer der besten Außen auf der Welt", aber auch ein toller Mensch, führte der Melsunger aus: "Ich hätte ihm dieses Turnier vom ganzen Herzen gegönnt."
Als "extrem wichtigen Spieler" hatte David Späth seinen Teamkollegen noch vor der Diagnose bezeichnet und Groetzkis Erfahrung hervorgehoben. DHB-Kapitän Johannes Golla beschrieb seinen Mitspieler als "sehr kommunikativen Charakter, der super in die Gruppe passt". Rückraumakteur Julian Köster sprach von einem "bitteren Ausfall".
"Wir werden uns intern jetzt abstimmen, wie wir nach diesem Ausfall reagieren werden. Wir haben bis zum 9. Januar Zeit, den offiziellen Kader bei der EHF zu melden", sagte Axel Kromer mit Blick auf die Reaktion auf die Verletzung und den Ausfall von Patrick Groetzki für die Handball-EM.
Linkshänder Patrick Groetzki reiste in der Nacht auf Sonntag zwar mit der deutschen Mannschaft in das DHB-Teamhotel in Köln. Er wird im Laufe des Tages aber nach Mannheim zurückkehren, dort sollen in Abstimmung mit den Rhein-Neckar Löwen weitere Untersuchungen folgen.
Nach seinem Ausfall umfasst das deutsche Aufgebot siebzehn Spieler, ein Platz ist somit noch offen - aus diesem 18er-Kader kann Alfred Gislason dann zu jedem Spiel 16 Akteure aktivieren. Es ist nach dem Ausfall von Marian Michalczik, der sich im Vorbereitungslehrgang vor Jahreswechsel verletzt hatte und als Option in Abwehr und Angriff fehlt, die nächste Verletzung im DHB-Kader.
Beim ersten Vergleich mit Portugal war Patrick Groetzki noch geschont worden, Timo Kastening und in Vertretung Christoph Steinert agierten auf Rechtsaußen. Mit Nils Lichtlein, Kai Häfner und Renars Uscins stehen noch drei weitere Linkshänder im Kader. In Tim Hornke und Lukas Zerbe könnten zudem zwei weitere Rechtsaußen aus dem an die EHF gemeldeten 35er-Kader für die EM nachnominiert werden.
Patrick Groetzki wäre unterdessen auch wegen seiner Erfahrung ein wichtiger Faktor gewesen. Die 172 Länderspiele des Mannheimers übertrifft im aktuellen Aufgebot der DHB-Auswahl kein anderer Profi - und der Routinier spielte bereits mit den Rhein-Neckar Löwen 2014 in einem Fußball-Stadion. In einem solchen startet die DHB-Auswahl am Mittwoch gegen die Schweiz in das Heim-Turnier. Weitere Vorrundengegner sind Nordmazedonien und Frankreich.
red mit Material RNL, dpa und SID