01.08.2024, 13:09
Handballerinnen befeuern Stimmung, Handballer hoffen auf Trendwende
Vive la France: Frankreich feiert in Paris sich und seine Sportler. Die Erfolge des Gastgebers sind erstaunlich, am gestrigen Abend übernahm die Grande Nation sogar zwischenzeitlich die Führung im Medaillenspiegel. Die Handballerinnen tragen zur Stimmung bei, haben als erstes Team das Viertelfinale gelöst. Die Männer hoffen nach zwei Niederlagen mit dem Punkt gegen Ägypten ins Turnier gefunden zu haben.
Leon Marchand hatte praktisch keine Chance. Eine halbe Länge, im Schwimmen eine Ewigkeit, lag Frankreichs Nationalheld vor der letzten Wende zurück, ehe er plötzlich zu "fliegen" begann. 17.000 ekstatische Zuschauer brüllten sich die Seele aus dem Leib, die Arena schien zu explodieren, als der magische Marchand auf den letzten Metern an Tokio-Olympiasieger und Weltrekordler Kristof Milak unwiderstehlich vorbeirauschte und das nächste Gold für Frankreich aus dem Wasser fischte.
"Das war verrückt", sagte Marchand hinterher völlig euphorisiert, die Halle sei "on fire" gewesen. Doch nicht bloß das Becken in La Defense, ganz Paris ist zurzeit "on fire". Ob beim Schwimmen, im Judo, beim Fechten, bei den Slalomkanuten vor den Toren der Stadt, im Tischtennis oder, oder, oder: Grenzenlose Begeisterung schwappt dieser Tage durch die Arenen, vom Eiffelturm bis zum Grand Palais hinaus bis zum Schloss Versailles.
Und berauscht von ihren heißblütigen Fans eilen Frankreichs Sportler momentan von Erfolg zu Erfolg. Die Ergebnisse der letzten Olympia-Ausgaben dürften pulverisiert werden. Die 26 Medaillen, darunter acht goldene, an den ersten fünf Wettkampftagen? Herausragend! Zum Vergleich: Bei den letzten Ausgaben der Sommerspiele in Rio und Tokio holte die Grande Nation jeweils insgesamt, also nach 16 Tagen, zehn Mal Gold. 2012 waren es elf Siege, 2008 gerade einmal sieben.
Die Stimmung in Paris ist grandios. Dabei sind es beileibe nicht nur Olympiasiege, die von den stolzen Franzosen so sehr bejubelt werden, wie man es sonst nur von großen Triumphen im Fußball kennt - und die, wie der Erfolg beim 7er-Rugby, auf einmal auch für Jubelstürme bei Parallel-Wettbewerben wie in der Handball-Halle sorgen.
Auf dem Messegelände feierte Edelfan Zinedine Zidane mit Tausenden Zuschauern derweil jeden Punkt des 17 Jahre alten Tischtennis-Shootingstars Felix Lebrun bei dessen Coup gegen Deutschlands Hoffnungsträger Dimitrij Ovtcharov, beim Judo unterm Eiffelturm rasteten die Leute im Bronzekampf von Maxime-Gael Ngayap Hambou aus, beim Fechten im Grand Palais stimmten die Franzosen nach Platz drei ihrer Mannschaft spontan die Marseillaise an.
"Die Pariser haben ihre Liebe zum olympischen Sport entdeckt, das zeigt sich nicht nur in den Sportstätten. Auch in den vielen Bars der Hauptstadt, in den Brasserien und Cafes flimmert den ganzen Tag Olympia über die Bildschirme. Die Menschen fiebern mit und lassen sich vor allem von den französischen Sportlern begeistern", berichtet der SID.
Ein Ende der Euphorie ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Die Party geht jetzt erst richtig los. Die Entscheidungen in den meisten Teamsportarten wie Basketball oder Handball, Volleyball oder Fußball stehen noch aus. Die Handballerinnen stehen bereits im Viertelfinale, die Handballer hoffen nach Niederlagen gegen Dänemark und Norwegen mit dem Punkt gegen Ägypten ins Turnier gefunden zu haben - mit Siegen gegen Argentinien und Ungarn kann das Viertelfinale aus eigener Kraft erreicht werden.
Und auch abseits der Halle geht es weiter: Fackelträger und Volksheld Teddy Riner geht erstmals am Freitag auf die Judo-Matte. Und auch Schwimmer Marchand hat noch nicht fertig. Am Freitag springt der neue Nationalheld zum Finale über 200 m Lagen ins Becken - Marchands Ziel: Das vierte Olympiagold. Eine ganze Arena wird dabei wie eine Wand hinter ihm stehen. So viel ist sicher.
SID